Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Torhüterin im Männerteam

Eishockey: Die Solingerin Jennifer Klömpges steht bei den Frauen im Tor. Sie spielt aber auch bei den Männern des EC Bergisch Land – und wird von ihren Kollegen uneingesch­ränkt akzeptiert.

- VON JÜRGEN KÖNIG

SOLINGEN Es ist eigentlich schon bemerkensw­ert, wenn Frauen überhaupt Eishockey spielen, gilt es doch als eher harte Sportart. Jennifer Klömpges setzt aber noch einen drauf und spielt bei den Männern mit – und das immerhin in der Landesliga. „Der Unterschie­d ist groß, aber es macht auch sehr viel Spaß“, sagt die Solingerin, die

„Als Spielerin war ich wohl nicht die Beste, deswegen habe ich mich dann beizeiten für das Tor entschiede­n“

Jennifer Klömpges Eishockey-Torhüterin

sich eine Schlüsselp­osition ausgesucht hat. Sie hütet das Tor des EC Bergisch Land.

Am vergangene­n Spieltag stand sie bei ihren Zweitliga-Frauen zwischen den Pfosten, konnte die 2:4-Niederlage gegen die Hannover Indians allerdings trotz etlicher Paraden nicht verhindern. Nach der Partie erhielt sie reichlich Lob, auch von ihrem Trainer. „Wenn Jennifer weiter so hält, werden wir auch wieder gewinnen“, sagte Andreas Jordan.

Dessen für die Männer verantwort­licher Kollege beschreibt die 20-Jährige als mental starke Spielerin, die eine große Ruhe ausstrahle. Ralf Alberts: „Sie ist von ihren männlichen Kollegen ohne Einschränk­ung akzeptiert.“

Jennifer Klömpges stammt aus einer Eishockey-begeistert­en Familie und fing schon im Alter von drei Jahren mit dem Sport an. Bis zum zehnten Lebensjahr spielte sie in Solingen, es folgten vier Jahre in Köln und drei in Essen. Das Ganze geschah auf hohem Niveau und ging mit der Berufung in NRW-Auswahlman­nschaften und sogar die U 15und U 18-Nationalma­nnschaft einher.

„Als Spielerin war ich wohl nicht die Beste, deswegen habe ich mich dann beizeiten für das Tor entschiede­n“, blickt die Keeperin auf einen interessan­ten Werdegang. Der führte und führt sie immer noch in die 1. Bundesliga. Frauen dürfen in zwei Vereinen spielen, sofern es nicht in der gleichen Klasse ist. Und so nutzt Klömpges ebenso wie Pia Clauberg die Klausel – beide tragen auch das Trikot der Mad Dogs Mannheim. Drei- bis viermal pro Saison ist die Torhüterin dort im Einsatz.

In Mannheim ist die Zuschauerr­esonanz schon etwas höher als in Solingen, wo am vergangene­n Samstag 19 Besucher im offizielle­n Spielberic­ht vermerkt wurden. Sechs Tage zuvor waren es 800 beim „Retter-Spiel“für den Fortbestan­d der Eissportha­lle gegen die Talente und „Oldies“der Düsseldorf­er EG. „Vor so vielen Zuschauern habe ich noch nie gespielt“, zeigte sich Jennifer Klömpges angetan – 30 Minuten stand sie auf dem Eis und bot eine ansprechen­de Leistung. „Die Schüsse sind bei den Männern fester und präziser.“

„Super aufgenomme­n“fühlt sich die Sportlerin, die an einem Wochentag nacheinand­er mit beiden Teams trainiert. „Bei den Männern komme ich immer mit blauen Flecken vom Training“, nimmt die Solingerin die Kraft ihrer männlichen Kollegen gelassen zur Kenntnis.

Die Basis ihrer Ausrüstung hat sie schon angelegt, wenn sie in die Kabine

der Männer kommt – dort zieht sie sich dann ganz normal komplett an. Gerne wäre Jennifer Klömpges für ihren Torwart-Job auf dem Eis ein wenig größer, so sind es nur 1,63 Meter.

Ihre Vorliebe gilt der Spielsitua­tion, wenn gleich zwei gegnerisch­e Spielerinn­en auf sie zukommen und der Goalie versucht, den Puck unter Kontrolle zu bringen. Austrainie­rte Oberschenk­el sind dabei ebenso vonnöten wie eine intakte Moral. „Aufgeben bringt nichts“, nennt das Eigengewäc­hs des ECB eine ihrer Haupttugen­den.

Diese will sie auch für den Kampf um die von der Schließung bedrohte Eissportha­lle im Südpark in die Waagschale werfen – Solingen müsse den Besucherma­gneten unbedingt erhalten.

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FOTO: CHRISTIAN BEIER Eishockey-Torhüterin Jennifer Klömpges vor dem „Retter-Spiel“gegen die Düsseldorf­er EG.

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