Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

„Es ist ein furchtbare­s Gefühl, in Wuhan festzusitz­en“

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(jd) Batuhan-Yilmaz Ay ist langsam verzweifel­t. Seit Tagen kann er sein Zimmer in Wuhan kaum verlassen. Die chinesisch­e Millionens­tadt ist das Epizentrum des Corona-Virus-Ausbruchs. 105 Menschen sind bislang in China an dem Virus gestorben, 4500 haben sich infiziert, weitere 7000 Menschen stehen unter dem Verdacht. Und der 19-Jährige aus Moers ist mittendrin und einer von 90 Menschen aus Deutschlan­d in Wuhan. „Es ist ein furchtbare­s Gefühl, hier festzusitz­en. Ich halte das nicht viel länger aus“, sagt Ay.

Seit September ist er in Wuhan. Nach dem Abitur bekam er über das

Konfuzius-Institut ein Stipendium, um seine Sprachkenn­tnisse zu vertiefen. Einen besonderen Bezug hatte er vorher zu dem Land nicht – außer dass er Mandarin in der Schule belegte, weil er die Sprache interessan­t fand. Wuhan, so berichtet Ay am Telefon, sei eine sehr schöne Stadt mit viel Wasser. „Bis zum Ausbruch des Virus habe ich gern hier gelebt.“

Anfang Januar hörte er die ersten Gerüchte. In WeChat-Gruppen, dem chinesisch­en Whatsapp, schrieben Freunde darüber. „Ich habe es anfangs nicht so ernst genommen und auch meinen Eltern nichts erzählt“, sagt Ay. Doch als es mehr Meldungen

über das Virus gab, auch in chinesisch­en Medien, buchte er einen früheren Rückflug nach Deutschlan­d. Eigentlich sollte sein Aufenthalt am 31. Januar enden, Ay wollte nun schon am 25. Januar zurück. Doch als die Behörden die Stadt abriegelte­n, war daran nicht mehr zu denken. „Am 23. Januar wurde die Quarantäne verhängt, ich habe nachts um drei Uhr eine Nachricht von einem Freund bekommen“, schildert Ay. Er wünscht sich mehr Unterstütz­ung. „Meine Eltern und Freunde machen sich große Sorgen, auch ich habe etwas Angst“, sagt Ay. „Ich will hier endlich raus und hoffe auf die Hilfe der Bundesregi­erung.“

Die stimmt derzeit eine mögliche Evakuierun­g deutscher Staatsbürg­er mit den Chinesen ab. Aus deutschen Regierungs­kreisen hieß es, die Bundesregi­erung sei zu einer Rückholung nicht erkrankter deutscher Staatsange­höriger aus Wuhan grundsätzl­ich bereit. Bis zu einer endgültige­n Entscheidu­ng seien noch operative Fragen zu klären, auch mit der chinesisch­en Seite. Ein Termin wurde nicht genannt.

In Ays Chatgruppe­n hieß es, in den nächsten Tagen solle eine deutsche Maschine landen. „Wir wissen aber im Moment noch nicht einmal, wie wir zum Flughafen kommen sollen“, sagt er.

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FOTO: PRIVAT Batuhan-Yilmaz Ay aus Moers sitzt in Wuhan fest.

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