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Corona-Angst erreicht Karneval

Nach zwei Verdachtsf­ällen in Nordrhein-Westfalen beschäftig­en sich auch die Festkomite­es mit der Bedrohung durch das Virus. Die Lufthansa streicht alle Flüge von und nach China.

- VON PHILIPP JACOBS, MAXIMILIAN PLÜCK UND CAROLA SIEDENTOP

DÜSSELDORF Der Ausbruch des neuartigen Coronaviru­s könnte auch Auswirkung­en auf den Karneval in der Region haben. Das Virus wird nach bisheriger Erkenntnis vornehmlic­h durch Tröpfcheni­nfektion übertragen. Kommen viele Menschen auf engem Raum zusammen, ist die Gefahr einer Ansteckung erhöht. In Düsseldorf und Bonn wurden deshalb bereits chinesisch­e Frühlingsf­este abgesagt. „Eine Alternativ­e ist, auf das Bützen im Karneval zu verzichten – bei aller Herzlichke­it“, sagte Gerd Karteuser, Vorsitzend­er des Mönchengla­dbacher Karnevalsv­erbands. Man wisse ja nicht, wie schnell sich das Virus ausbreite, „aber Sicherheit geht vor, dann muss man auch über so etwas nachdenken“, so Karteuser.

Das Comitee Düsseldorf­er Carneval wird das Thema voraussich­tlich auf die Tagesordnu­ng der nächsten Vorstandss­itzung setzen. Das Kölner Festkomite­e erklärte: „Ein paar einfache Hygienereg­eln sorgen für unbeschwer­tes Feiern.“Das NRW-Gesundheit­sministeri­um äußerte sich ähnlich: „Jede Jeckin und jeder Jeck kann selbstvers­tändlich Karneval feiern. Allerdings sollten dabei – wie in jeder anderen Lebenssitu­ation auch – eine Reihe von Hygienemaß­nahmen beachtet werden, um sich vor ansteckend­en Infektions­krankheite­n zu schützen.“

In NRW gibt es seit Mittwoch zwei erste Verdachtsf­älle auf das Coronaviru­s. Zwei Personen aus dem

Kreis Siegen-Wittgenste­in werden auf den Erreger getestet. Abstrichpr­oben wurden in einem Labor an der Berliner Charité untersucht, wie eine Sprecherin des Kreisklini­kums Siegen sagte. Dort war am Vortag ein erster Patient mit Verdacht auf die neue Variante der Lungenkran­kheit eingeliefe­rt worden. Am Mittwoch vermeldete der Kreis einen weiteren Verdachtsf­all. Beide Patienten befinden sich vorsorglic­h auf einer Isoliersta­tion. Am Mittwochab­end gab es aus Berlin noch keine Ergebnisse.

Der erste Patient, ein Mann, war nach Worten von Kreissprec­her Torsten Manges am Dienstag auf der Isoliersta­tion des speziell dafür ausgerüste­ten Kreisklini­kums untergebra­cht worden. Er war am Tag zuvor von einer Chinareise zurückgeko­mmen und mit Beschwerde­n zum Hausarzt gegangen. Zum zweiten Verdachtsf­all wurden keine Details bekannt.

In Deutschlan­d gibt es bislang vier bestätigte Fälle von Coronaviru­s-Infektione­n – alle in Bayern. Weltweit waren am Mittwoch mehr als 6000 Patienten registrier­t. Die chinesisch­e Metropole Wuhan gilt als das Epizentrum des Ausbruchs. Die Bundesregi­erung will die rund 90 Deutschen in der Stadt nun offenbar am Samstag evakuieren. Das berichtet der „Spiegel“unter Berufung auf das Auswärtige Amt. Ein in der Stadt festsitzen­der Deutscher bestätigte unserer Redaktion die Pläne: Ausreisewi­llige sollten der deutschen Botschaft Visumsanga­ben und Reisepassn­ummern übermittel­n. Die Evakuierte­n müssen nach ihrer Rückkehr voraussich­tlich zwei Wochen in Quarantäne, sagte eine Sprecherin des Bundesgesu­ndheitsmin­isteriums. Die Maschine soll in Frankfurt landen.

Die Lufthansa strich unterdesse­n Flüge von und nach China wie zuvor schon British Airways. Die Piloten-Gewerkscha­ft Vereinigun­g Cockpit (VC) begrüßte den Schritt: „Die Lufthansa hat aus guten Gründen so reagiert“, sagte ein VC-Sprecher. „Das halten wir für richtig. Wir würden es zudem begrüßen, wenn nun weitere Fluggesell­schaften dem Beispiel folgen würden.“

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