Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Corona-Angst erreicht Karneval
Nach zwei Verdachtsfällen in Nordrhein-Westfalen beschäftigen sich auch die Festkomitees mit der Bedrohung durch das Virus. Die Lufthansa streicht alle Flüge von und nach China.
DÜSSELDORF Der Ausbruch des neuartigen Coronavirus könnte auch Auswirkungen auf den Karneval in der Region haben. Das Virus wird nach bisheriger Erkenntnis vornehmlich durch Tröpfcheninfektion übertragen. Kommen viele Menschen auf engem Raum zusammen, ist die Gefahr einer Ansteckung erhöht. In Düsseldorf und Bonn wurden deshalb bereits chinesische Frühlingsfeste abgesagt. „Eine Alternative ist, auf das Bützen im Karneval zu verzichten – bei aller Herzlichkeit“, sagte Gerd Karteuser, Vorsitzender des Mönchengladbacher Karnevalsverbands. Man wisse ja nicht, wie schnell sich das Virus ausbreite, „aber Sicherheit geht vor, dann muss man auch über so etwas nachdenken“, so Karteuser.
Das Comitee Düsseldorfer Carneval wird das Thema voraussichtlich auf die Tagesordnung der nächsten Vorstandssitzung setzen. Das Kölner Festkomitee erklärte: „Ein paar einfache Hygieneregeln sorgen für unbeschwertes Feiern.“Das NRW-Gesundheitsministerium äußerte sich ähnlich: „Jede Jeckin und jeder Jeck kann selbstverständlich Karneval feiern. Allerdings sollten dabei – wie in jeder anderen Lebenssituation auch – eine Reihe von Hygienemaßnahmen beachtet werden, um sich vor ansteckenden Infektionskrankheiten zu schützen.“
In NRW gibt es seit Mittwoch zwei erste Verdachtsfälle auf das Coronavirus. Zwei Personen aus dem
Kreis Siegen-Wittgenstein werden auf den Erreger getestet. Abstrichproben wurden in einem Labor an der Berliner Charité untersucht, wie eine Sprecherin des Kreisklinikums Siegen sagte. Dort war am Vortag ein erster Patient mit Verdacht auf die neue Variante der Lungenkrankheit eingeliefert worden. Am Mittwoch vermeldete der Kreis einen weiteren Verdachtsfall. Beide Patienten befinden sich vorsorglich auf einer Isolierstation. Am Mittwochabend gab es aus Berlin noch keine Ergebnisse.
Der erste Patient, ein Mann, war nach Worten von Kreissprecher Torsten Manges am Dienstag auf der Isolierstation des speziell dafür ausgerüsteten Kreisklinikums untergebracht worden. Er war am Tag zuvor von einer Chinareise zurückgekommen und mit Beschwerden zum Hausarzt gegangen. Zum zweiten Verdachtsfall wurden keine Details bekannt.
In Deutschland gibt es bislang vier bestätigte Fälle von Coronavirus-Infektionen – alle in Bayern. Weltweit waren am Mittwoch mehr als 6000 Patienten registriert. Die chinesische Metropole Wuhan gilt als das Epizentrum des Ausbruchs. Die Bundesregierung will die rund 90 Deutschen in der Stadt nun offenbar am Samstag evakuieren. Das berichtet der „Spiegel“unter Berufung auf das Auswärtige Amt. Ein in der Stadt festsitzender Deutscher bestätigte unserer Redaktion die Pläne: Ausreisewillige sollten der deutschen Botschaft Visumsangaben und Reisepassnummern übermitteln. Die Evakuierten müssen nach ihrer Rückkehr voraussichtlich zwei Wochen in Quarantäne, sagte eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums. Die Maschine soll in Frankfurt landen.
Die Lufthansa strich unterdessen Flüge von und nach China wie zuvor schon British Airways. Die Piloten-Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) begrüßte den Schritt: „Die Lufthansa hat aus guten Gründen so reagiert“, sagte ein VC-Sprecher. „Das halten wir für richtig. Wir würden es zudem begrüßen, wenn nun weitere Fluggesellschaften dem Beispiel folgen würden.“
Politik