Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Trumps Nahost-Plan und die harte Wahrheit

- VON MATTHIAS BEERMANN

Welche Vorstellun­g Donald Trump von Diplomatie hat, ist in den vergangene­n drei Jahren bereits ziemlich klar geworden. Auch in der Außenpolit­ik setzt der US-Präsident auf schnelle „Deals“statt auf langwierig­e und komplizier­te Verhandlun­gen. Dass diese Deals fair sein müssen, ist damit überhaupt nicht gesagt. Insofern ist sich Trump mit seinem bombastisc­h präsentier­ten Friedenspl­an für den Nahen Osten treu geblieben. Die scharfe Kritik an dem Vorstoß – und davon gibt es ja reichlich – ist gerechtfer­tigt: Trumps Vorstellun­gen berücksich­tigen sehr einseitig Israels Interessen, genauer gesagt die Wünsche von Premiermin­ister Benjamin Netanjahu. Die Palästinen­ser müssen sich mit Brosamen und vagen Versprechu­ngen zufrieden geben. Und Trump wäre nicht Trump, hätte er dieses Diktat nicht noch mit der Drohung garniert, dies sei vielleicht die letzte Chance für die Palästinen­ser, wenigstens einen Rumpfstaat zu erlangen.

Ausgerechn­et damit könnte der Brechstang­en-Diplomat im Weißen Haus freilich recht behalten. Denn jenseits aller Empörung muss man festhalten, dass Trumps Nahost-Plan ziemlich genau die Kräfteverh­ältnisse abbildet. Der US-Präsident hat nichts anderes getan, als sich auf die Seite des Stärkeren zu schlagen. In Wahrheit haben die Palästinen­ser in der Region keine Verbündete­n mehr. Auch früher schon war das arabische Eintreten für die Rechte des palästinen­sischen Volkes häufig nur hohles Gerede. Doch seit die aggressive Expansion des Iran die Sorgen der Mächtigen bestimmt, sind die arabischen Brüder offen mit Israel zusammenge­rückt. Immerhin hat Trump einen konkreten Plan vorgelegt, während sich seine Vorgänger wie übrigens auch die EU gerne auf das mahnende Rezitieren von Uno-Resolution­en beschränkt­en. Deswegen ist die Kritik an Trumps Vorstoß zwar berechtigt, aber auch wohlfeil. BERICHT TRUMPS NAHOST-PLAN SPALTET . . ., POLITIK

Newspapers in German

Newspapers from Germany