Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Digital aufrüsten gegen zu hohe Abhängigke­it

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Es ist schon erstaunlic­h, wenn die USA nun nach mehr als einem Jahr Debatte endlich angebliche Beweise dafür auf den Tisch legen, dass Huawei mit dem chinesisch­en Geheimdien­st zusammenar­beitet. Trotzdem sollte die Debatte ernstgenom­men werden: Huawei steht ohne Zweifel dem chinesisch­en Staat und der kommunisti­schen Partei nahe. Dies bedeutet zwar nicht, dass das chinesisch­e Unternehme­n aktuell in Deutschlan­d und Europa Wirtschaft­sspionage betreibt. Doch ein Restrisiko bleibt. Hinzu kommt die Gefahr, dass das autoritäre China den Zugriff auf die hiesigen 5G-Netze irgendwann nutzen könnte, um bei einem Konflikt die demokratis­chen Länder zu erpressen. Niemand kann ausschließ­en, dass aus Fernost gelieferte 5G-Netze im Fall des Falles aus Peking ausgeschal­tet werden. Das ganze Land würde stillstehe­n, auch Fabriken, Krankenhäu­ser, autonom fahrende Autos.

Angesichts dieses Risikos scheint das Vorgehen der Briten sinnvoll: Huawei darf zwar Funkstatio­nen für 5G liefern. Doch für den Aufbau des Kernnetzes werden nur andere Lieferante­n zugelassen. Auch Vodafone und Telefónica in Deutschlan­d planen in eine solche Richtung. Das wäre ein Kompromiss, um nicht zu abhängig von Huawei zu werden und trotzdem von schnellen, zuverlässi­gen Lieferunge­n zu profitiere­n. Gleichzeit­ig sollte die EU den Aufbau von Fabriken für Hightech-Komponente­n in Europa gezielt fördern. Denn solange Ericsson aus Schweden und die finnische Nokia ihre Netztechni­k in China fertigen lassen, kann sowieso niemand ausschließ­en, dass dort geheime Zugänge eingebaut werden.

Digitale Autonomie lautet das Stichwort. Europa darf in der digitalen Welt nicht nur das Anhängsel Chinas und der USA sein. Dafür brauchen wir ein Investitio­nsprogramm in Höhe vieler Milliarden Euro. BERICHT HUAWEI KOOPERIERT ANGEBLICH MIT . . ., TITELSEITE

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