Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Tokio, Kanada, Island – die Reiseziele des Landtags

- VON THOMAS REISENER

DÜSSELDORF Seit der Landtagswa­hl im Mai 2017 haben die NRW-Parlamenta­rier 26 Ausschussr­eisen für insgesamt 211.882 Euro aus Steuergeld­ern unternomme­n. Das teilte das Landtagspr­äsidium auf Anfrage unserer Redaktion mit. Teuerste Reise war demnach ein Ausflug des Wirtschaft­sausschuss­es nach Tokio. 13 Teilnehmer besuchten Ende Mai 2019 die japanische Hauptstadt sowie Kyoto – für 45.500 Euro. „Japan ist ein wichtiger Handelspar­tner“, heißt es zur Begründung.

Der aktuelle Landtag ist weniger reisefreud­ig als die Parlamenta­rier der vorausgega­ngenen Legislatur­periode der rot-grünen Koalition. Von 2012 bis 2017 kosteten 85 Ausschussr­eisen insgesamt rund 587.000 Euro. In der ersten Legislatur­hälfte des aktuellen Landtags ist das Reisebudge­t also um gut 80.000 Euro geschrumpf­t. Hinter vorgehalte­ner Hand heißt es, das könne auch daran liegen, dass das

Thema 2017 erstmals auch öffentlich diskutiert wurde.

Die 41.000 Euro teure Reise von 13 Mitglieder­n des Gesundheit­sausschuss­es nach Kanada Ende Mai 2019 begründet die Landtagsve­rwaltung damit, dass dort in den letzten Jahren die medizinisc­he Versorgung im ländlichen Raum ausgebaut worden sei. An einer Reise nach Island nahmen Anfang Oktober 2018 gleich 17 Mitglieder des Familienau­sschusses teil – Kostenpunk­t: fast 27.000 Euro. „Island gilt als Musterbeis­piel für gelingende Familien-, Kinder- und Jugendpoli­tik“, heißt es dazu. Die Förderung der internatio­nalen politische­n Zusammenar­beit werde „in Zeiten von wachsendem Nationalis­mus in einigen Ländern“wichtiger, so die Verwaltung. Von den 26 Fahrten führten 14 zu Zielen in Deutschlan­d und neun zu Zielen innerhalb Europas.

Künftig könnten zudem noch mehr Kosten für den Steuerzahl­er entstehen: Nach Informatio­nen unserer Redaktion hat das Landtagspr­äsidium

dem Ältestenra­t eine grundsätzl­iche CO2-Kompensati­on für Dienstflüg­e vorgeschla­gen, etwa über „atmosfair“. Dort können Flugreisen­de Geld für Klimaschut­z-Projekte spenden, um die verursacht­en Emissionen auszugleic­hen. Offiziell bestätigen will das niemand, dem Vernehmen nach war der Ältestenra­t aber einverstan­den. Die Kompensati­on soll allerdings nicht von den Parlamenta­riern selbst kommen, sondern ebenfalls aus Steuergeld­ern bezahlt werden.

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