Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Kaum noch Atemschutzmasken lieferbar
In den meisten Apotheken sind Masken ausverkauft. Diese bieten jedoch nur bedingt Schutz. Immer mehr Unternehmen aus NRW sagen China-Reisen ab.
DÜSSELDORF (cka/gw/maxi/rky/ dpa) Apotheken in Deutschland haben Schwierigkeiten, der rasant angestiegenen Nachfrage nach Atemschutzmasken nachzukommen. Über Großhändler sind Masken nur noch vereinzelt lieferbar, wie mehrere Apotheken in der Region auf Anfrage unserer Redaktion berichteten. „Die Hersteller können nicht mehr liefern, die Kapazitäten wurden gesprengt“, sagt Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein. Seit Ende vergangener Woche sei die Nachfrage extrem hoch, viele Menschen – insbesondere Asiaten – decken sich zum Schutz vor dem Coronavirus mit Atemmasken und Mundschutz-Artikeln ein. In den meisten Apotheken sind diese inzwischen ausverkauft.
Zu besonderen Methoden greifen derweil Unternehmen, die ihre Tochtergesellschaften oder Niederlassungen in China aus der Ferne mit
Masken versorgen wollen. So spürt die Düsseldorfer Beratergesellschaft Kloepfel derzeit im Auftrag zahlreicher Firmen weltweit Lagerbestände auf. „Der Markt in China ist wie leergefegt, die Preise für Atemschutzmasken sind um bis zu 35 Prozent gestiegen“, berichtet Mitarbeiter Nazir Jarrah. Einige seiner Kunden bestellten mehrere 10.000 Stück, einer orderte gar „alle Masken, die lieferbar sind“.
Dabei bieten längst nicht alle Masken Schutz vor einer Virus-Infektion von außen. Als ungeeignet gelten sogenannte chirurgische Gesichtsmasken.
„Ein Schutz vor einer Infektion von außen ist sehr schlecht damit“, sagt Bernd Salzberger, der der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie vorsitzt. Vielmehr sollen diese Masken dafür sorgen, dass aus dem Atemtrakt von Chirurgen keine infektiösen Tröpfchen in das Operationsgebiet gelangen. Die Wirkung sei nicht besser als mit einem Schal vor Mund und Nase.
Einen guten Schutz bieten Experten zufolge Masken mit speziellen Filtern, die eng auf der Gesichtshaut aufliegen und durch die feines Aerosol
Thomas Preis Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein
nicht dringen kann. Dabei handelt es sich um sogenannte FFP-Masken. Im Internet sind solche Masken zum Teil ebenfalls nur noch eingeschränkt lieferbar. Für viel wichtiger halten Fachleute Hygienemaßnahmen: regelmäßiges Händewaschen, Räume lüften, in den Arm niesen.
Die Sorge vor Infektionen mit dem Virus trifft in NRW immer mehr Unternehmen, die Kontakte nach China pflegen. Ein Sprecher des Gase-Konzerns Air Liquide erklärte, man habe weltweit alle Dienstreisen nach und von China abgesagt. Bei Bayer, dessen Pflanzenschutzsparte Crop Science in Wuhan ein Werk betreibt, reist derzeit niemand nach China. Im Werk in Wuhan werde aber normal weitergearbeitet. Der Handelskonzern Metro, der vier Märkte in der Region um Wuhan betreibt, hat in den Märkten Kontrollpunkte eingerichtet, an denen die Körpertemperatur gemessen wird. So sollten Mitarbeiter und Kunden mit Fieber entdeckt werden, erklärte der Konzern. Der Düsseldorfer Konzern Henkel erklärte, Reisen nach China seien nur noch in dringenden Angelegenheiten und nach Genehmigung möglich. Der Konzern hat in Wuhan zwei Verwaltungsstandorte mit rund 60 Mitarbeitern. Diese seien angewiesen, nach den Feiern zum Chinesischen Neujahr für drei Tage zu Hause zu bleiben.
„Die Kapazitäten wurden gesprengt“