Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Apple verkauft mehr Uhren und Kopfhörer als iPads
CUPERTINO (frin) Man muss sich das mal vor Augen führen, weil diese Zahlen oft so abstrakt wirken: Der iPhone-Hersteller Apple hat in den letzten drei Monaten des Jahres 2019 insgesamt 22,2 Milliarden Dollar (20,2 Milliarden Euro) Gewinn gemacht. Der Pharmakonzern Bayer hat in einem kompletten Jahr zuletzt rund vier Milliarden Euro Gewinn gemacht, selbst der größte Autohersteller der Welt, Volkswagen, kommt in einem ganzen Jahr nur auf etwas mehr als die Hälfte des Gewinns, den Apple in drei Monaten erwirtschaftet hat.
Natürlich, die Geschäftsmodelle sind etwas unterschiedlich, aber die Ertragskraft des Tech-Giganten ist dennoch beeindruckend. Getrieben wurde sie, das machen die nun vorgestellten Quartalszahlen deutlich, von der großen Nachfrage nach dem neusten Smartphone-Modell iPhone 11. Mehr als die Hälfte der rund 92 Milliarden Dollar (etwa 84 Milliarden Euro) Umsatz stammen aus iPhone-Verkäufen.
Noch interessanter ist allerdings, wie stark sich das Geschäft mit der Apple Watch und den kabellosen Kopfhörern Earpods entwickelt hat. Kritiker hatten dem Unternehmen nach der Vorstellung der intelligenten Uhr immer wieder vorgeworfen, keine echten Innovationen mehr zu präsentieren. Die Umsatzzahlen
sprechen allerdings eine andere Sprache. Der Geschäftsbereich macht inzwischen deutlich mehr Umsatz als das sinkende Geschäft mit den iPads – und hat erstmals auch das Geschäft mit den Mac-Computern abgelöst. Das zeigt einmal mehr, dass Apple nicht mehr nur ein reiner Tech-Konzern ist, sondern sich auch als Luxus-Marke positionieren konnte.
Ob sich das Geschäft so erfolgreich weiterentwickelt, ist indes schwer vorherzusagen, denn auch die Verantwortlichen beobachten mit Sorge die Entwicklung im Zusammenhang mit dem Coronavirus in China. Einige Betriebe befänden sich in der besonders betroffenen Region rund um die Stadt Wuhan, sagte Konzernchef Tim Cook in einer Telefonkonferenz am Dienstag. China ist für Apple nicht nur als Absatzmarkt wichtig, sondern auch als Produktionsstandort.
Interessant wird sein, wie sich in den kommenden Monaten die Umsätze mit „Services“entwickeln. Dahinter verbergen sich die verschiedenen Abo-Modelle von Apple, wozu neben Speicherplatz in der iCloud auch seit einigen Monaten der Streaming-Dienst Apple TV+ zählt. Er konkurriert mit Anbietern wie Netflix oder Amazon Prime um Kunden – und das inzwischen auch in Deutschland.