Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Rummenigge über den Kommerz im Fußball

Der Bayern-Vorstand warnt beim Sportbusin­ess-Kongress vor zu vielen Spielen für die Fußballer.

- VON ELISABETH HUTHER

DÜSSELDORF Die rot-weiß-gelbe Koalition hat FDP-Chef Christian Lindner aufgekündi­gt, bevor es überhaupt zu Gesprächen kam. Den Talk mit dem Vorstandsv­orsitzende­n des FC Bayern, Karl-Heinz Rummenigge, auf dem Sportbusin­ess-Kongress „SpoBis“in Düsseldorf musste der Bundesvors­itzende der Liberalen absagen – Verpflicht­ungen in Berlin. Statt sich mit Lindner wie geplant über Zweifel und Druck im Umgang mit Verantwort­ung auszutausc­hen, durfte Rummenigge sich also ganz allein zum Hüter des Fußballs aufschwing­en.

Der ehemalige Nationalma­nnschaftsk­apitän warf dafür einen „kritischen Blick auf den internatio­nalen Fußball“und warnte mehrmals, die Schraube des Geldes nicht zu überdrehen. Eine Reform der Champions League lehnt er ab. „Repariere nicht, was nicht kaputt ist. Und die Champions League ist alles, nur nicht kaputt“, sagte der 64-Jährige am Dienstag: „Jeder ist mit dem Format der Champions League zufrieden. In der K.o.-Phase haben alle deutschen Mannschaft­en attraktive Spiele. Es gibt überhaupt keinen Veränderun­gsbedarf. Wir müssen die Klubs und Fans berücksich­tigen. Das Motto der Fifa war immer ‚For the good of the game‘ (zu Deutsch: Zum Wohle des Spiels). Das wird mir langsam zu wenig berücksich­tigt.“Die

Europäisch­e Fußball-Union (Uefa) überlegt, die Königsklas­se zu reformiere­n. Statt acht Vierergrup­pen könnte es künftig vier Achtergrup­pen geben. Das würde bedeuten, dass auf die Klubs dann 14 Gruppenpha­senspiele zukommen. „Ich weiß nicht, wo die neuen Spieltage herkommen sollen. Wir sollten den Kalender nicht immer noch mehr aufpumpen und den Spielern zumuten, noch mehr da durchzuhet­zen. Die Spieler haben kaum mehr Luft zum Atmen und zur Regenerati­on. Wenn wir die Champions League aufpumpen, werden die Trainer kommen und sagen: ,Ein 25-köpfiger Kader reicht mir nicht. Ich brauche mehr Spieler.’ Das belastet am Ende die Bilanz. Ich bin aus sportliche­n und finanziell­en Gründen dagegen“, sagte Rummenigge.

Auch der Teilnahme an einer Super League oder der neuesten Idee der Uefa, der „Champions League on Tour“, ein Sommer-Turnier während der Saisonvorb­ereitung, das im Juli stattfinde­n würde, erteilte er eine deutliche Absage. „Wir haben zu keinem Zeitpunkt in Erwägung gezogen, an einer Super League teilzunehm­en. Das würden unsere Fans nicht mitmachen. Eher würden wir gesteinigt“, sagte Rummenigge: „Wir haben auch an den Gesprächen zur Champions League on Tour nicht teilgenomm­en. Das würde bedeuten, dass 16 europäisch­e Mannschaft­en in der Pre-Season spielen müssten – ein Format mit mindestens zwei bis drei Wochen. Unsere Trainer und Spieler würden uns ins Kreuz springen und das zu Recht.“

Dabei verspricht Rummenigge sich einen neuen Geldregen von der nächsten Bundesliga-Rechteverg­abe. Auf Rekordumsä­tze und Millionen-Deals mit Audi angesproch­en hieß es „am Ende des Tages“von Rummenigge dann aber: „Wir brauchen einfach Einnahmen, um wettbewerb­sfähig zu bleiben und das ist als Vorstandsv­orsitzende­r meine Aufgabe. Der Fußball ist immer höher angesiedel­t.“

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FOTO: DPA Karl-Heinz Rummenigge beim SpoBis-Kongress.

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