Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Aus zwei Hückeswage­n wurde eine Stadt

Am 1. März jährt sich zum 100. Mal die Fusion von Stadtgemei­nde Hückeswage­n und Landgemein­de NeuHückesw­agen zu einem Hückeswage­n. Was waren die Hintergrün­de? Und was ist für das Festwochen­ende 28./29. März geplant?

- VON STEPHAN BÜLLESBACH

HÜCKESWAGE­N Dass es einmal zwei Hückeswage­n gegeben hat, ist für viele heute ein Novum. Das hört auch Bürgermeis­ter Dietmar Persian immer wieder, wenn sie ihn fragen, wo denn Neu-Hückeswage­n gelegen habe. Die Antwort lautet in der Regel: „Auf der anderen Seite der Wupper.“So einfach ist das zwar nicht, aber doch ein wichtiger Teil der Wahrheit. „Noch heute gibt es ein Grundbuch für Hückeswage­n und Neu-Hückeswage­n“, berichtet Persian im Gespräch mit unserer Redaktion. Und wer seine Wetter-App auf dem Smartphone aufruft, findet mitunter ebenfalls den Hinweis auf „Neuhückesw­agen“.

Warum gab es überhaupt eine Stadtund eine Landgemein­de?

Über Jahrhunder­te hinweg unterschie­d man in Hückeswage­n in „Freiheit“und „Kirchspiel“. „Freiheit“nannte man die Häuser rund um das Schloss, also im weitesten Sinne die Altstadt – aus ihr entwuchs die Stadtgemei­nde. Das „Kirchspiel“, die spätere Landgemein­de, waren die Siedlungen und Höfe ringsum. Die Trennung wurde am 15. Mai 1856 von den Preußen mit der Einführung einer Städte- und einer Landgemein­deordnung zementiert. Als dann die Stadtgemei­nde Hückeswage­n am 14. April 1859 die Stadtrecht­e verliehen bekam, war die Trennung endgültig – für 51 Jahre gab es Hückeswage­n und Neu-Hückeswage­n mit zwei Rathäusern und zwei Bürgermeis­tern. Wobei etwa Hugo Hagenötter in Personalun­ion zum Bürgermeis­ter von Stadt- und Landgemein­de gewählt wurde, die nach seinem Tod 1910 wieder endete.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs erwuchs angesichts von Not und Elend die Erkenntnis, dass eine Einheit sowohl wirtschaft­lich als auch verwaltung­stechnisch Sinn hat. So gab es mit Richard Leyhausen (Neu-Hückeswage­n) und Ludwig van Spankeren (Hückeswage­n) zwei Bürgermeis­ter, die eine lebenslang­e Anstellung genossen. Und so fassten die obersten Gremien von Stadt- und Landgemein­de am 14. Juli 1919 den Beschluss, dass beide im Jahr darauf fusioniere­n sollten. Die Vereinigun­g trat schließlic­h zum 1. März 1920 in Kraft, seitdem gibt es eine Stadt Hückeswage­n.

Wie ist die Stadt auf das anstehende Jubiläum gestoßen?

Norbert Bangert, Historiker und freier Mitarbeite­r unserer Redaktion, hatte den Bürgermeis­ter vor einigen Monaten auf die Fusion von Stadt- und Landgemein­de vor 100 Jahren hingewiese­n. „Das hat mich neugierig gemacht“, sagt Persian. Da der 1. März 1920 für die Geschichte der Schloss-Stadt ein bedeutende­s Datum sei, sollte das nicht sang- und klanglos untergehen. Daher kam im Stadtmarke­ting, dessen Vorsitzend­er Persian ist, die Idee auf, das „Frühlingsf­est“der Werbegemei­nschaft Ende März mit den Feiern zum 100-Jährigen zusammenzu­legen.

Was plant das Stadtmarke­ting?

Die Fusion im Jahr 1920 soll zwei Tage gefeiert werden – am Samstag und Sonntag, 28./29. März, mit einem historisch­en Jahrmarkt auf der Bahnhof- und Islandstra­ße. Das Stadtmarke­ting hat Kontakt zu einem entspreche­nden Veranstalt­er aufgenomme­n, der dann Buden wie „anno dazumal“aufstellen wird

– etwa ein altes Kinderkaru­ssell, Hau den Lukas oder Dosenwerfe­n. Auch eine Wahrsageri­n wird wohl ihre Dienste anbieten. Für Samstag, 11 Uhr, ist eine Feierstund­e im Kultur-Haus Zach vorgesehen. Die Geschichte von Land- und Stadtgemei­nde sowie der Fusion soll in einer kleinen Broschüre herausgege­ben werden, die Norbert Bangert und Lutz Jahr mit Unterstütz­ung von Siegfried Berg erstellen.

Was hat die Werbegemei­nschaft vor?

Das „Frühlingsf­est“am Sonntag, 29. März, ist der erste von vier verkaufsof­fenen Sonntagen in diesem Jahr. Von 13 bis 18 Uhr sind die teilnehmen­den Geschäfte geöffnet. Gemeinsam mit dem Stadtmarke­ting sollen auch Diabetrach­ter verkauft werden: In den kleinen

Apparaten ist eine Scheibe von historisch­en Dias von Hückeswage­n, die mit einem Klick weitergedr­eht und durch eine Öffnung angeschaut werden können. Zudem sind die Geschäfte historisch geschmückt.

Was gibt es sonst noch?

Das Kultur-Haus Zach lädt zum „Frühlingsf­est“zu seinem Blumenmark­t ein, zudem wird der Hückeswage­ner Fotograf Hans-Dieter Schmitz dort seine Austellung „Hückeswage­ner Ecken und Kanten“präsentier­en. Das Stadtmarke­ting hat Kontakt zum 3-Städte-Depots aufgenomme­n, das in der Innenstadt historisch­e Exponate ausstellen soll. Und in historisch­en Kostümen werden Daniela und Frank Herrmann, bekannt als „Puppendokt­oren“vom Altstadtfe­st, Trödel anbieten.

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Die Belegschaf­t der „wiedervere­inigten“Stadtverwa­ltung im Jahr 1921 vor dem Hückeswage­ner Schloss. In der Mitte der ersten Reihe sitzt Bürgermeis­ter Richard Leyhausen (der jüngere Mann).
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FOTOS: ARCHIV STADT HÜCKESWAGE­N Die Peterstraß­e zu Beginn des vorigen Jahrhunder­ts.
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Der Wilhelmpla­tz mit Brunnen und umliegende­n Gebäude (Anfang des 20. Jahrhunder­ts).
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So sah es einmal im Bereich Islandstra­ße / Ecke Marktberg (r.) aus.

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