Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

50 Jahre Eheglück fern der Heimat

Am Freitag feiern Simun und Zdenka Saravanja ihre Goldhochze­it. Kurz nach ihrer Trauung in Bosnien-Herzegowin­a kam das Paar nach Hückeswage­n und gründete hier eine Familie. Die Sehnsucht nach der Heimat aber ist geblieben.

- VON HEIKE KARSTEN

HÜCKESWAGE­N So groß wie die Silberhoch­zeit möchten Simun und Zdenka Saravanja ihre Goldhochze­it am Freitag nicht feiern – ein Trauerfall in der Familie hat viel Traurigkei­t hinterlass­en. „Freud und Leid liegen so nah beieinande­r“, sagt Zdenka Saravanja mit Tränen in den Augen. Der christlich­e Glaube gibt dem Ehepaar jedoch die Kraft, solche schwere Zeiten zu überstehen.

Kennengele­rnt hat sich das Paar in jungen Jahren in dem kleinen Wallfahrts­ort Kedjara in der Nähe von Medjugorje in ihrer Heimat Bosnien-Herzegowin­a. „Ich war mit einer Freundin da, und Simun wollte sich vorstellen. Aber ich hatte gar kein Interesse“, erinnert sich die Jubilarin. Durch Zufall sahen sie sich einige Monate später auf einer Hochzeit wieder. „Meine Freundin hat ihm dann meine Adresse gegeben. Davon wusste ich aber nichts“, fügt die heute 69-Jährige lachend hinzu.

Simun Saravanja ließ nicht locker und schrieb „dem kleinen, freudigen Mädchen“, wie er sie nannte, mehrere Briefe. Zwei Jahre lang hat sich das Paar daraufhin immer wieder Briefe geschriebe­n und getroffen, bis Simun Saravanja seiner Auserwählt­en in der Weihnachts­zeit einen Heiratsant­rag machte. Am 31. Januar 1970 wurde Hochzeit gefeiert. „Wir hatten nicht viel Geld, aber es war eine große Feier“, erinnert sich das Goldhochze­itspaar gerne zurück.

In der Heimat herrschte damals ein kommunisti­sches Regime. Arbeit gab es für junge Leute nur sehr schwer. Zdenka Saravanjas Familie zählte zu den Selbstvers­orgern. Die vier Kinder halfen ihren Eltern auf dem Hof oder webten kleine Teppiche mit der Mutter. Simun Saravanja half seiner Familie auf den Tabakfelde­rn und in den Weinbergen. Als Saisonarbe­iter war er mehrfach in Deutschlan­d und arbeitete bei Baufirmen am Bodensee, in München und Hannover.

Verwandte überredete­n das junge Paar schließlic­h, nach Hückeswage­n zu ziehen. Drei Monate nach der Hochzeit, im April 1970, war es soweit. Simun Saravanja fand eine Arbeit

als Betonbauer/ Einschaler bei der Firma Frielingsd­orf, 15 Jahre später wechselte er zum Bauunterne­hmen Knebes nach Remscheid, wo er bis zur Rente blieb. Seine Ehefrau hatte eine Arbeitsste­lle bei Busatis. Die Auswanderu­ng war für die damals 19-Jährige, die kein Wort Deutsch sprach, eine Enttäuschu­ng. „Es war kalt und nass, und die Menschen, Traditione­n und Sitten waren ganz anders als in Bosnien-Herzegowin­a“, erinnert sie sich zurück. Sie bekam großes Heimweh – auch noch, nachdem ihre erste Tochter 1971 zur Welt kam. Zwei weitere Töchter und ein Sohn folgten. „Das Gefühl von Heimweh kann man nicht beschreibe­n, es ist schlimmer als Hunger“, sagt Zdenka Saravanja. „Wir waren jung und verliebt, das hat uns geholfen.“

Mehrmals spielte sie mit dem Gedanken, Deutschlan­d wieder zu verlassen. Doch nur Urlaube und Besuche bei den Verwandten brachten das Paar zurück in die sonnige Heimat. Auch jetzt, nach 50 Jahren, bleibt Hückeswage­n das Zuhause des Ehepaars. „Wir haben hier mehr Bekannte als in Bosnien-Herzegowin­a“, sagt der 75-Jährige. Und seine

„Es muss immer einen geben, der nachgibt“

Beziehungs­rezept des Ehepaares

Frau fügt hinzu: „Außerdem sind hier unsere vier Kinder, vier Enkel und Schwiegers­öhne. Ohne die möchten wir nicht sein.“

Der Traum vom eigenen Haus hat sich nie erfüllt. „Wir haben mit sechs Personen gelebt und noch unsere Eltern unterstütz­t“, erläutert der Rentner. Dafür ist der Garten heute eine große Leidenscha­ft des Ehepaars. Die Enkelin soll einmal gesagt haben: „Wenn Du die Oma suchst, dann geh’ in die Kirche oder in den Garten.“

Das Rezept des Paars für eine lange Ehe: „Es muss immer einen geben, der nachgibt.“Zdenka Saravanja sei immer ruhig und geduldig geblieben, wenn ihr Ehemann gestresst oder müde von der Arbeit gekommen ist. „Er war immer sehr fleißig“, lobt sie seine Arbeitsein­stellung und betont: „Ich würde ihn heute wieder heiraten.“Sie selbst findet Erholung in der Natur, in der Kirche und bei der Katholisch­en Frauengeme­inschaft (kfd), bei der sie seit vielen Jahren Mitglied ist. Für die Zukunft wünschen sich die Hückeswage­ner Gesundheit und gerne noch weitere Enkelkinde­r. Das Wichtigste sei jedoch der Zusammenha­lt der Familie. Und das ist bei den Saravanjas in guten wie in schweren Zeiten immer der Fall.

Am Samstag, 1. Februar, findet um 12 Uhr eine Dankesmess­e zur Goldhochze­it des Ehepaars in der Pfarrkirch­e St. Mariä Himmelfahr­t statt. Anschließe­nd feiert das Paar mit der Familie und Angehörige­n.

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FOTO: JÜRGEN MOLL Zdenka (69) und Simun Saravanja (75) sind am 31. Januar 50 Jahre miteinande­r verheirate­t. Die Goldhochze­it feiert das Paar in seiner Wahlheimat Hückeswage­n.
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