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Kardinal Müller kritisiert katholischen Reformprozess
FRANKFURT (epd/kna) Zum ersten Mal haben sich am Donnerstag katholische Bischöfe und Vertreter der Basis versammelt, um über die Zukunft der Kirche zu beraten. 230 Delegierte trafen sich zur ersten Versammlung des sogenannten Synodalen Wegs in Frankfurt am Main. Den innerkatholischen Reformdialog hatten die Deutsche Bischofskonferenz und die wichtigste Laienorganisation, das Zentralkomitee der deutschen Katholiken, 2019 vereinbart. Bis Samstag wird es um die Lehren aus dem Missbrauchsskandal gehen. Beschlüsse werden erst im Herbst erwartet.
Bereits der Auftakt der Beratungen war von Kritik begleitet. So verlangte die Betroffeneninitiative „Eckiger Tisch“, den Prozess auszusetzen, bis es eine neue Regelung der Entschädigungsleistungen für Missbrauchsopfer gebe. „Der Synodale Weg kann nicht begonnen werden, während die Opfer draußen vor der Tür stehen und noch auf eine Antwort warten“, erklärte der „Eckige Tisch“.
Der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller attestierte dem Format einen „Geburtsfehler“. Dass es in der Kirche um Macht gehe, die demokratisch begrenzt und geteilt werden müsse, sei ein „politisches Missverständnis“, schrieb der frühere Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation in der katholischen Wochenzeitung „Die Tagespost“. Von Gewaltenteilung in der Kirche zu sprechen, sei „Populismus und theologische Ignoranz“.