Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Deutsche Bank hat eine Chance vertan

- VON GEORG WINTERS

Natürlich ist es sinnvoll, Mitarbeite­r an Erfolgen zu beteiligen und so die Bindung an das Unternehme­n zu fördern. Insofern mag es akzeptabel sein, dass Deutsche-Bank-Manager der zweiten und dritten Ebene auch im fünften Verlustjah­r hintereina­nder Boni kassieren. Für den Vorstand gilt das nicht. Es geht nicht darum, ob er eine Leistungsp­rämie verdient hätte, sondern dass er mitten im größten Umbau der Geschichte als Vorbild vorangehen sollte. Dafür reicht die Halbierung der Boni nicht. In Zeiten, in denen die Bank mit Milliarden­einsparung­en geradezu prahlt und in denen 18.000 Mitarbeite­r ihren Job verlieren, wäre der Komplettve­rzicht der obersten Führungsri­ege ein Signal gewesen. An die Belegschaf­t, an die Kapitalmär­kte und die Aktionäre.

Die Bank hat massiv an Glaubwürdi­gkeit eingebüßt. Sie muss verloren gegangenes Vertrauen zurückgewi­nnen. Dabei hat das Management eine Chance vertan. Man kann nicht Wasser predigen und selbst zumindest Weinschorl­e trinken. Dass Vorstandsc­hef Christian Sewing seiner Argumentat­ion pro Boni den Hinweis vorausschi­ckt, die Hauptversa­mmlung habe das Vergütungs­modell mit großer Mehrheit abgesegnet und man habe ja auf die Hälfte verzichtet, macht nichts besser. Haben die Anteilseig­ner das Management gezwungen, Boni in voller Höhe zu kassieren? Nein. Glaubt Sewing wirklich, dass man als Einkommens-Millionär mit dem Verzicht auf weitere Millionen an Akzeptanz gewinnt? Hoffentlic­h nicht. Zumal alle erst mal den Beweis antreten müssen, dass ihre neue Strategie wirklich dauerhaft greift.

Kein vernünftig­er Unternehme­r bedient sich nach Milliarden­verlusten selbst aus der Kasse. Angestellt­e Manager ticken da mal wieder anders. Das ist die traurige Botschaft aus der Boni-Politik der Deutschen Bank. BERICHT DEUTSCHE BANK ZAHLT BONI TROTZ . . ., TITELSEITE

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