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Was sich Fortuna von Rösler verspricht
Die Düsseldorfer sind Tabellenletzter in der Fußball-Bundesliga. Ganz allgemein sprechen die Verantwortlichen davon, mit dem Trainerwechsel „einen Impuls setzen“zu wollen. Der Neue soll andere Mittel im Abstiegskampf wählen.
DÜSSELDORF Am Donnerstagnachmittag um Viertel vor drei beginnt die Amtszeit von Uwe Rösler bei Fortuna Düsseldorf so richtig. Der Nachfolger Friedhelm Funkels als Cheftrainer ruft seine Mannschaft erstmals auf dem Trainingsplatz zusammen und beginnt mit der Vorbereitung auf das Spiel am Samstag gegen Eintracht Frankfurt. Dem 51-Jährigen wurde vom Vorstand die Aufgabe anvertraut, Fortuna, den derzeit Tabellenletzten der Fußball-Bundesliga, in den verbleibenden 15 Spielen vor dem Abstieg zu bewahren. Für Sportvorstand Lutz Pfannenstiel und Vorstandschef Thomas Röttgermann geht es dabei vor allem um vier Punkte, die der Trainerwechsel bezwecken soll.
Aktionismus Röttgermann macht keinen Hehl daraus, dass der Fußball nicht berechenbar ist. „Oft ist es das Prinzip Hoffnung, dass man denkt, die Veränderung tritt ein und dann tut sie das doch nicht“, sagt er. „Man ist aber manchmal in dem Dilemma, dass man eine Entscheidung für absolut richtig hält. Will man eine Entscheidung nicht treffen, obwohl man sie für richtig hält, aber einen Shitstorm bekommt? Wir haben uns entschieden, so zu handeln, wie wir es für die Fortuna für richtig halten.“Klar ist, die Führung hat sich von Funkel getrennt, weil sie nicht mehr an die Wende mit dem 66-Jährigen glaubte. Mindestens ebenso wichtig ist aber der Punkt, dass sich die Verantwortungsträger im Falle des Misserfolgs mit Funkel nicht vorwerfen lassen wollten, nicht alles versucht zu haben, um den Abstieg zu verhindern.
Trainertyp Funkel war ein Coach, der extrem in der Öffentlichkeit stand und zudem bei den meisten Fußballfans in Düsseldorf, aber auch außerhalb sehr beliebt war. Diese Popularität hat nicht jedem im Verein gefallen, konzentrierte sich doch stets ein Großteil des öffentlichen Interesses auf den 66-Jährigen. Vor allem aber brachte sie Funkel in eine nicht zu unterschätzende
Machtposition. Das Wort des Routiniers galt in sportlicher Hinsicht gerade in der Außenwirkung als Gesetz; dass die Vorstandsmitglieder Funkels Vorgesetzte sind, verschwamm dabei mitunter. Nun ist Rösler zwar kein heuriger Hase, in Deutschland aber noch weitgehend ein Unbekannter. Von ihm versprechen sich die Verantwortlichen große sportliche Kompetenz, doch derart im Fokus der Öffentlichkeit wie sein Vorgänger wird er nicht stehen.
Spielsystem Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass Rösler sowohl bei seiner jüngsten Station in Malmö als auch zuvor in England bei Fleetwood Town oder in Brentford mehrere Systeme hat spielen lassen. 4-2-3-1 oder 4-3-3 waren dabei, aber auffällig häufig verwendete er Systeme mit zwei Spitzen. Seine Erfolge in Malmö verbuchte Rösler fast ausschließlich im 4-4-2 und im 3-5-2. Auch Funkel ließ durchaus mal mit zwei Spitzen spielen. Seine bevorzugten Systeme waren aber vielmehr 4-2-3-1, 4-3-3 oder 4-1-4-1. „Ein Vorteil, den die Verpflichtung hat, ist, dass mich keiner in Deutschland kennt“, sagt Rösler. „Wichtig ist: Die besten Spieler, in die Position zu bringen, in der sie erfolgreich sind.“
Spielerwahl Am Ende war es genau dieses Thema, was die größte Disharmonie
zwischen Funkel und Vorstand heraufbeschwor. Es wird daher sehr spannend zu sehen, welche Spieler Rösler am Samstag und in den kommenden Wochen in sein System einbauen wird. Generell stellt Rösler klar: „Wenn ein neuer Trainer kommt, setzt das Energien frei. Spieler, die nicht so oft gespielt haben, haben neue Hoffnung. Das wirkt sich positiv aufs Training aus.“Gerade Pfannenstiel kritisierte, dass Funkel zu wenig auf die vor der Saison verpflichteten Spieler setzte. Nun werden die Karten neu gemischt. Nana Ampomah, Bernard Tekpetey oder auch Nachwuchsmann Kelvin Ofori dürfen sich neue Hoffnungen machen.