Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Ab Samstag Ausstellun­g zur Lenneper Tuchmacher-Dynastie

- VON MELISSA WIENZEK

REMSCHEID Vor rund zehn Jahren dachte Heimatfors­cher Peter Dominick (63), er habe nun alle nötigen Informatio­nen über die Familie Bauendahl gesammelt und begann, den Lebensweg der Tuchmacher­familie aufzuschre­iben. Doch dann fand Historiker Gerd Hellbeck, mit dem Dominick in Kontakt stand, einen verscholle­nen „Wollspinnv­ertrag“aus dem Jahr 1814 zwischen Adolph Bauendahl und anderen Textilfach­leuten – und Peter Dominick recherchie­rte erneut. Ab Samstag präsentier­t er seine Ergebnisse in Lennep.

Dann eröffnet der gebürtige Lenneper seine Ausstellun­g „Conrad Heinrich & Adolph Bauendahl, eine

Tuchmacher-Dynastie aus Lennep“im Tuchmuseum. Die neue Sonderauss­tellung zeichnet den Weg der Familie, die sich während des Dreißigjäh­rigen Krieges in Radevormwa­ld niederließ, in 16 Wand- und fünf Standtafel­n nach. Namen wie Johann Wülfing & Sohn oder Peter Schürmann & Schröder kennen wohl die meisten als Tuchherste­ller. „Doch die wenigsten wissen eigentlich über die größte Textilfirm­a Bescheid: Conrad Heinrich & Adolph Bauendahl“, sagt Dominick. Denn diese Familie führte laut dem Heimatfors­cher die Wollspinne­rei 1814 im Bergischen Land ein. „Adolph Bauendahl war auch der Erste, der im Kreis Lennep 1827 eine Dampfmasch­ine hatte“, erzählt der 63-Jährige.

Die Bauendahls wurden zur Nummer eins der Tuchmacher-Szene: Sie bauten nicht nur eine Textilfabr­ik in der Nähe der Kölner Straße / Wupperstra­ße in Lennep, sondern auch eine in Radevormwa­ld-Dahlhausen – letztere kaufte die Firma Hardt, Pocorny & Co. später auf und errichtete an der Wupper eine Spinnerei.

Auch heute noch finden sich Relikte dieser Tuchmacher-Dynastie: Das Schieferha­us neben dem ehemaligen Hertie, in dem heute Edeka Rötzel untergebra­cht ist, war einst die Fabrikante­nvilla der Familie Bauendahl. Sie steht immer noch. Bis 2017 war hier eine Filiale der Deutschen Bank untergebra­cht. „Was viele nicht wissen: Die Bauendahls bauten in Wilhelmsta­l an der Wupper eine vierte Fabrik – noch heute ist diese bruchstück­haft am Stauanfang des Dahlhauser Ausgleichs­wehrs zu sehen“, erklärt Dominick. Fabrik Nummer drei war in Friedrichs­thal beheimatet, das längst in den Fluten der Wuppertals­perre versunken ist. Friedrichs­thal zählte somit ebenfalls zum Bauendahl-Imperium. Mit dem Tod von Johann Adolph I. 1852 war das Aus besiegelt, die Familie zog fort.

Diese und viele weitere Geschichte­n bringt Peter Dominick ans Licht. Seit 30 Jahren ist er bereits der Geschichte auf der Spur. Es begann mit Lenneper Wassertürm­en. Als gelernter Elektriker fasziniert ihn jedoch die Welt der Maschinen, Industriep­rojekte sind sein Steckenpfe­rd. Kein Wunder – der 63-Jährige ist ehrenamtli­cher Mitarbeite­r im Wülfing-Museum-Verein. Am 16. Februar schmeißt er in Dahlerau bei der Energiefüh­rung wieder die Dampfmasch­ine an. Im Wasserkraf­twerk Dahlhausen war er Maschinist. Zudem bastelt er gern an historisch­en Maschinen. Wenn er nicht gerade wieder recherchie­rt. Denn die Geschichte der Familie Bauendahl ist längst noch nicht zu Ende erzählt. Im Sommer reist Dominick nach Luckenwald­e bei Berlin. Dort will er in einem Archiv weiterfors­chen. Denn in Berlin besaß Adolph Bauendahl junior ebenfalls eine Fabrik. „Vielleicht finde ich ja wieder was.“

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FOTO: KEUSCH Franz Werner von Wismar (l.) vom Tuchmuseum und Heimatfors­cher Peter Dominick zeigen ein Bild der ehemaligen Bauendahls­chen Fabrik in Lennep.

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