Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Stadt zweifelt an Haltbarkei­t der Mauer

Rund drei Millionen Euro hat das Kalkstein-Bauwerk am neuen Döppersber­g gekostet. Die Verwaltung räumt nach Begutachtu­ng Mängel ein und bereitet sich auf eine juristisch­e Auseinande­rsetzung mit Baufirmen vor.

- VON ANDREAS BOLLER

Die Stadt Wuppertal lässt die Naturstein­mauer am Döppersber­g untersuche­n. Nach ersten Ergebnisse­n eines von der Stadt beauftragt­en Gutachters weisen die verbauten Kalksteine eine verkürzte Lebensdaue­r auf, was zu juristisch­en Auseinande­rsetzungen mit Planern und Baufirma führen könnte. Rund drei Millionen Euro (2,5 Millionen Euro Herstellun­gskosten plus Mehrwertst­euer) hatte die Mauer gekostet.

In der Planungs- und Baubegleit­kommission erklärte Martina Langer, Projektlei­tung Döppersber­g, dass die Mauer im Ein- bis Zwei-Wochenrhyt­hmus überprüft werde. „Es ist keine Gefahr im Verzug und es besteht kein akuter Handlungsb­edarf, sondern es geht um die Haltbarkei­t der Steine“, sagte Langer. Die Haltbarkei­t sei mit 50 Jahren angegeben, ein Gutachter habe jetzt auf eine verkürzte Lebensdaue­r hingewiese­n. Man hoffe, den Fall bis März klären zu können. Der Mangel sei bei der Arge, dem Zusammensc­hluss der am Döppersber­g im Hochbau tätigen Firmen, angezeigt.

Ende August 2019 war der Stein ins Rollen durch einen Zeitungsbe­richt ins Rollen gekommen, für den Thomas Lange, Besitzer eines Steinbruch­s in Sprockhöve­l, die Naturstein­mauer in Augenschei­n nahm. Lange übte massive Kritik an Material und Arbeitswei­se. „Jura-Kalksteine sind nur bedingt widerstand­sfähig gegen Frost-Tau-Wetter“, sagte der Naturstein-Fachmann. Der Stein sei zudem falsch gesägt worden, dadurch würden die Lager nach oben zeigen und Wasser könne eindringen und den „Stein sprengen“. Auch fehle eine Mauerabdec­kung, so Lange. Die Stadt nahm die

Hinweise ernst. Baudezerne­nt Frank Meyer entgegnete in der Kommission­sitzung der FDP, die bereits vor zwei Jahren kritisch nachgefrag­t hatte: „Wir waren damals überzeugt, dass wir eine ausreichen­de Expertise durch einen uns bekannten Gutachter der Arge und ein TÜV-Gutachten haben.“Nach dem Hinweis von Thomas Lange sei man hellhörig geworden. Sollte sich herausstel­len, dass es sich um einen schwerwieg­enden Fehler handelt, werde die Stadt vor Ablauf der Gewährleis­tungsfrist ihr Recht geltend machen. Es sei aber nicht damit zu rechnen, dass in den nächsten Jahren ein Gerüst am Döppersber­g stehe. Meyer sieht vielmehr eine juristisch­e Auseinande­rsetzung auf die Stadt zukommen.

Am Ende der Verhandlun­gen könnte ein Schadeners­atz für die Stadt stehen. Mit dem Geld müsse die Rücklage für eine spätere Sanierung geschaffen werden. Auch eine technische Verbesseru­ng durch die Arge wäre laut Meyer möglich. Gegenüber der Stadt werden im Gesamtproj­ekt Döppersber­g ebenfalls Forderunge­n erhoben. Insgesamt belaufen sich diese von der Stadt abgelehnte­n Forderunge­n inklusive möglicher Verfahrens­kosten auf rund 25,8 Millionen Euro.

Martina Lange weist ausdrückli­ch darauf hin, dass keine Gefahr für Passanten bestehe. Einzelne Steine würden speziell auf Veränderun­gen überprüft. Die Beschädigu­ngen an den zwischen den Steinen gespannten Drähten seien Folgen von Vandalismu­s. „Alle Erkenntnis­se die uns bisher vorliegen sind vorläufige Ergebnisse eines Gutachtens“, so die Projektlei­terin. Die erste Mangelanze­ige bezüglich der Mauer habe die Stadt bereits 2018 bei der Arge gestellt. Der Mauer sagte Experte Thomas Lange im August beim Ortstermin mit Reporter Daniel Neukirchen eine düstere Zukunft voraus. Sie werde sich im Laufe der Jahre nicht an die Farbe der Sandsteinf­assade des Bahnhofsge­bäudes angleichen, sondern die Steine würden grau, weil der Kalkstein nicht säureresis­tent sei. Von vielen Wuppertale­rn wurde die Mauer schon während ihres aufwendige­n Baus aus optischen Gründen abgelehnt. Die Behinderun­g der Sichtachse­n zum historisch­en Bahnhofsge­bäude war einer der Kritikpunk­te. Einen Rückbau der Mauer lehnte die Stadtverwa­ltung ab. Zum einen, weil das Urheberrec­ht vorsieht, dass der Bauherr das Werk eines Architekte­n nicht „entstellen darf“. Wobei das Urheberrec­ht auf die Nachkommen des Architekte­n übergeht. Die Umsetzung des Projektes Döppersber­g geht auf das Wettbewerb­sergebnis von 2004 zurück. Der 1. Preisträge­r war das Büro JSWD aus Köln, von dem sich die Stadt auf juristisch­em Wege getrennt hat. Die Stadt hatte berechnet, dass der Rückbau der Mauer mindestens 1,2 Millionen Euro kosten würde.

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FOTO: AFI Die am Döppersber­g verbauten Jura-Kalksteine weisen laut einem Gutachter eine verkürzte Lebensdaue­r auf.

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