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Schwierige Handelsgespräche nach dem Brexit erwartet
LONDON/BRÜSSEL (dpa) Nach dem Austritt Großbritanniens aus der EU haben London und Brüssel erste Pflöcke für die Verhandlungen über ihre künftigen Beziehungen eingeschlagen und den Ton verschärft. Nach den Ansagen vom Wochenende müsste sich die Wirtschaft auf weniger enge Handelsbeziehungen einstellen als ursprünglich gedacht. Die jeweilige Verhandlungslinie wollen beide Seiten aber erst am Montag umreißen. Bis zum Ablauf der Übergangsfrist Ende des Jahres dürfte es noch viel Hin und Her geben. Bis dahin soll ein Vertrag über die künftige Partnerschaft stehen.
Am Montagvormittag will der britische Premierminister Boris Johnson bei einer Rede vor Unternehmern und Botschaftern seine Position darlegen. Einen Vorgeschmack darauf gab es bereits am Wochenende. Mehrere britische Medien berichteten unter Berufung auf Regierungsquellen, Johnson werde Forderungen aus Brüssel nach dynamischen Anpassungen an EU-Standards zu Arbeitnehmerrechten, Umweltschutz und staatlichen Wirtschaftshilfen eine Absage erteilen. Er strebt demnach eine Handelsbeziehung zur EU nach dem Vorbild Kanadas an.
Das Vorbild Kanada ist unter Brexit-Hardlinern schon lange im Gespräch. Im Ceta-Abkommen (Comprehensive Economic and Trade Agreement), das 2017 vorläufig in Kraft trat, einigten sich Brüssel und Ottawa auf eine weitgehende Abschaffung von Zöllen und weitere Erleichterungen für den Handel. Im Verhältnis mit dem Nachbarn und engen Partner Großbritannien will die EU eigentlich mehr: überhaupt keine Zölle oder Mengenbegrenzungen.
Auch EU-Unterhändler Michel Barnier hat eine harte Linie für die anstehenden Verhandlungen abgesteckt. „Eines ist klar: Die Interessen eines jeden Mitgliedsstaats stehen an erster Stelle“, erklärte der Franzose am Samstag. Barnier wird am Montag ebenfalls vorstellen, was er in den Gesprächen mit London erreichen will. Sein genaues Mandat bestimmen jedoch die 27 verbliebenen EU-Staaten.