Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Jeff Parker veranstaltet himmlisches Chaos
Jazz Wer den Glauben an das Neue in der Musik verloren hat und überhaupt gerade viel hadert und klagt, möge doch bitte ganz rasch diese Platte hören. Sie klingt eigen und originell, und sie hat etwas Menschliches, eine warme Atmosphäre, man fühlt sich wohl darin. „Suite For Max“heißt das Album, aufgenommen hat es der 52 Jahre alte amerikanische Gitarrist Jeff Parker. Mancher dürfte den Namen hören und direkt an ein Meisterwerk des Genres Postrock denken, Parker spielte nämlich 1998 auf der grandiosen Platte „TNT“der Band Tortoise aus Chicago. Daran sieht man schon, dass es für ihn keine Genre-Grenzen gibt. Vor einiger Zeit legte Parker als DJ auf, er mischte das erste „Movement“aus John Coltranes „A Love Supreme“unter ein Stück des Elektronikmusikers Nobukazu Takemura, und dieser Mix aus Beatstruktur und Ekstase klang so gut, dass er dachte: Solche Musik möchte ich machen. Das Ergebnis war 2016 das Album „The New Breed“, das Gitarre mit Elektronik, Loops, Samples und Drum Patterns aus dem Sequencer verband.
„Suite For Max“wirkt nun wie das Schwesteralbum, es ist noch ein bisschen besser. Am Anfang jedes Stücks spielt Parker ein paar Akkorde, doch dann nehmen die Kompositionen unerwartete Wendungen, und die Gitarre begleitet das Ganze nur mehr vom Spielfeldrand aus. Neun Musiker füllen den Raum zwischen den Beats mit Saxophon, Percussion, Bass,
Trompete und Cello, einmal singt Parkers Tochter Ruby. Ein himmlisches Chaos.
Das Vorgängeralbum widmete Parker seinem Vater, dieses der Mutter, sie ist auf dem Cover zu sehen, und eines der schönsten Stücke ist ein Titel ihres Lieblingsmusikers: „After The Rain“von John Coltrane tanzt wie ein frohes Glühwürmchen, reine Schönheit, offener Horizont. Neue Musik aus alter Tradition. Philipp Holstein