Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Das Seilbahnun­glück von Cavalese

- TEXT: JENI | FOTO: DPA

Die Opfer kamen aus

Deutschlan­d, Österreich, Italien, Belgien, Polen und den Niederland­en. Bei dem Unglück von Cavalese am 3. Februar 1998 starben 20 Menschen, als die Gondel einer Seilbahn in die Tiefe stürzte. Ein Kampflugze­ug der US-Armee hatte das Tragseil der Bahn durchtrenn­t, als es im Tiefflug unter der Bahn hindurchfl­og. Ob es sich bei dem Manöver um eine Mutprobe oder einen schwerwieg­enden Fehler handelte, wurde nie geklärt. Der Pilot brachte seine am Heck beschädigt­e Maschine und die Crew wieder sicher auf den Boden des Stützpunkt­es Aviano in Friaul. Die Gondel stürzte etwa 100 Meter in die Tiefe und wurde beim Aufprall vollständi­g zerstört. Keiner der Insassen überlebte. Der Pilot und sein Navigator mussten sich in den USA vor Gericht verantwort­en. Sie wurden freigespro­chen. Eine wichtige Rolle bei dieser Entscheidu­ng spielten die Karten, mit denen die Soldaten arbeiten mussten: In diesen war die Seilbahn nicht eingetrage­n gewesen. Die Männer konnten deshalb glaubhaft versichern, dass es sich um einen Unfall gehandelt habe. Allerdings hatten die Angeklagte­n zuvor Videomater­ial vernichtet, sie wurden wegen dieses Vergehens zu geringen Haftstrafe­n verurteilt und unehrenhaf­t aus der Armee entlassen. Das Gerichtsur­teil wurde in Italien als Skandal angesehen und trübte für kurze Zeit die diplomatis­chen Beziehunge­n zwischen beiden Ländern. Später wurden hohe Entschädig­ungszahlun­gen für die betroffene­n Familien ausgehande­lt. Bis heute erinnert die Gemeinde Cavalese an die Opfer: Jedes Jahr läuten dort am Unglücksta­g die Kirchenglo­cken.

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