Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Wie der österreichische Investor sein Imperium ausbauen will.
Die geplante Übernahme der Handelskette Globus ist der jüngste Coup des Österreichers, der häufig als „Warenhaus-König“tituliert wird.
DÜSSELDORF Es gibt Unternehmen, die kennt jeder, aber wenn man fragt, wer der Eigentümer ist, zucken viele mit den Schultern. Das ist bei Lidl und Dieter Schwarz so. Und es gibt Unternehmen, deren Name ist kaum geläufig, aber der Mann dahinter ist eine schillernde Figur, die Wirtschaftsteile und Klatschspalten füllt. René Benko zum Beispiel.
Die Beteiligungsgesellschaft Signa Holding, an der eine Familienstiftung der Benkos 85 Prozent hält, ist über ihre Handelssparte wichtigster Player im deutschen Warenhaus-Geschäft. Erst hat Signa Karstadt übernommen, dann Galeria Kaufhof. Seither sprechen seine Fans vom Kaufhaus-König Benko. Sein neuester Coup ist die geplante Übernahme der Handelskette Globus, die zur Schweizer Migros-Gruppe gehört und die Benko gemeinsam mit der thailändischen Central Group vereinnahmen will.
Das Imperium wächst weiter. Und auch wenn Benko seit Jahren nicht mehr operativ mitmischt – er gilt als das Gesicht von Signa. Der Werdegang des 42-jährigen Österreichers erfüllt jedes Klischee, das man von einem Selfmade-Millionär haben kann. Mit 17 brach der Sohn eines städtischen Angestellten und einer Kindergärtnerin die Schule ab. Angeblich hat er seine Abiturprüfung verpasst, weil er anderswo Dachböden renovierte. Dort entdeckte er dann Kostbarkeiten, die die Eigentümer längst vergessen hatten, und machte sie zu Geld. Er gründete mit 22 die Signa, kaufte und verkaufte Immobilien, war schon als Twen Millionär. Heute ist er Multimillionär, wobei die wenigsten eine genaue Vorstellung davon haben, wie viel „Multi“sein könnte. Benko war Tiroler des Jahres, Mann des Jahres, Immobilienmanager des Jahres. Wer noch ein bisschen Info vom Boulevard haben möchte: Benkos Frau soll mal mit Englands einstigem Fußball-Stolz David Beckham liiert gewesen sein.
Benko ist eine eigene globale Marke geworden. Und gleichzeitig eine regionale Größe, auch in NRW. Wegen der beiden Warenhaus-Traditionalisten in Essen und Köln, wegen des Partners RAG Stiftung, der im vergangenen Jahr ins Benko-Imperium investierte. Genauer gesagt in jenen Teil, der unter anderem die Luxus-Kaufhäuser in Berlin (KaDeWe), München (Oberpollinger) und Hamburg (Alsterhaus) sowie das Carschhaus in Düsseldorf managt.
„Ich bin beeindruckt von seiner Energie und Leistung“, sagte im vergangenen Jahr Helmut Linssen, seinerzeit Finanzchef der Stiftung und früherer NRW-Finanzminister, über Benko. Sagt also einer, dessen politische Laufbahn schon begonnen hat, ehe der Österreicher überhaupt auf der Welt war. Linssen ist andererseits nicht der einzige Benko-Fan aus einer anderen Generation. Der frühere österreichische Bundeskanzler Alfred Gusenbauer, Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking, der griechische Reeder George Economou, der israelische Diamantenunternehmer Beny Steinmetz – ein Auszug aus der Liste von Beratern und Partnern, die Benko schon hatte und hat.
Der Immobilien-Mogul gilt als detailversessener Arbeiter, als ein Mann mit gutem Zahlengedächtnis und schneller Auffassungsgabe, der sich wenig Freizeit gönnt. Deshalb war schon vor Jahren die Frage, ob er am Gardasee lieber mit dem eigenen Hubschrauber fliegt oder den Ferrari aus der Garage holt, nicht relevant. Ein schönes Bild vielleicht von einem, dessen Leben genug Stoff für einen Kinofilm böte, der aber viel mehr damit beschäftigt ist, erfolgreiche Deals über die Bühne zu bringen. Diese Einstellung eint ihn übrigens mit dem US-Präsidenten Donald Trump.
Wo wir gerade bei Staatschefs sind: Benko gilt als extrem überzeugungsfähig. Kein Beispiel kann das besser illustrieren als die Geschichte unseres bisweilen als knorrig geltenden Altkanzlers Helmut Schmidt, der auch gern als stur und unnachgiebig galt, aber Benko schon 20 Minuten nach dem ersten Zusammentreffen beim Ständehaustreff in Düsseldorf
nach Hamburg eingeladen haben soll. Die Anekdote hat Schmidt zu Lebzeiten nie bestätigt. Aber sie passt wunderbar in die Beschreibung des angeblichen Menschenfängers Benko.
Bleibt die Frage, was er auf Dauer mit den deutschen Warenhäusern vorhat. Benko hat stets mit Inbrunst die These vorgetragen, die deutschen Warenhäuser hätten eine Zukunft, und er ist auch nicht davon abgerückt, als klar wurde, wie viel Sanierung (erst bei Karstadt, dann bei Galeria Kaufhof) nötig werden würde. Die Welt ist gespalten in jene, die auf ihn als Retter des Warenhaus-Modells hoffen, und solche wie die Gewerkschaft Verdi, die den Umbau mit den vielen Zugeständnissen der Belegschaft heftig kritisiert haben.
Wie immer es ausgehen mag: Den Namen René Benko werden alle länger im Gedächtnis haben als den des Immobilien- und Handelsinvestors Signa.