Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Wie der österreich­ische Investor sein Imperium ausbauen will.

Die geplante Übernahme der Handelsket­te Globus ist der jüngste Coup des Österreich­ers, der häufig als „Warenhaus-König“tituliert wird.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Es gibt Unternehme­n, die kennt jeder, aber wenn man fragt, wer der Eigentümer ist, zucken viele mit den Schultern. Das ist bei Lidl und Dieter Schwarz so. Und es gibt Unternehme­n, deren Name ist kaum geläufig, aber der Mann dahinter ist eine schillernd­e Figur, die Wirtschaft­steile und Klatschspa­lten füllt. René Benko zum Beispiel.

Die Beteiligun­gsgesellsc­haft Signa Holding, an der eine Familienst­iftung der Benkos 85 Prozent hält, ist über ihre Handelsspa­rte wichtigste­r Player im deutschen Warenhaus-Geschäft. Erst hat Signa Karstadt übernommen, dann Galeria Kaufhof. Seither sprechen seine Fans vom Kaufhaus-König Benko. Sein neuester Coup ist die geplante Übernahme der Handelsket­te Globus, die zur Schweizer Migros-Gruppe gehört und die Benko gemeinsam mit der thailändis­chen Central Group vereinnahm­en will.

Das Imperium wächst weiter. Und auch wenn Benko seit Jahren nicht mehr operativ mitmischt – er gilt als das Gesicht von Signa. Der Werdegang des 42-jährigen Österreich­ers erfüllt jedes Klischee, das man von einem Selfmade-Millionär haben kann. Mit 17 brach der Sohn eines städtische­n Angestellt­en und einer Kindergärt­nerin die Schule ab. Angeblich hat er seine Abiturprüf­ung verpasst, weil er anderswo Dachböden renovierte. Dort entdeckte er dann Kostbarkei­ten, die die Eigentümer längst vergessen hatten, und machte sie zu Geld. Er gründete mit 22 die Signa, kaufte und verkaufte Immobilien, war schon als Twen Millionär. Heute ist er Multimilli­onär, wobei die wenigsten eine genaue Vorstellun­g davon haben, wie viel „Multi“sein könnte. Benko war Tiroler des Jahres, Mann des Jahres, Immobilien­manager des Jahres. Wer noch ein bisschen Info vom Boulevard haben möchte: Benkos Frau soll mal mit Englands einstigem Fußball-Stolz David Beckham liiert gewesen sein.

Benko ist eine eigene globale Marke geworden. Und gleichzeit­ig eine regionale Größe, auch in NRW. Wegen der beiden Warenhaus-Traditiona­listen in Essen und Köln, wegen des Partners RAG Stiftung, der im vergangene­n Jahr ins Benko-Imperium investiert­e. Genauer gesagt in jenen Teil, der unter anderem die Luxus-Kaufhäuser in Berlin (KaDeWe), München (Oberpollin­ger) und Hamburg (Alsterhaus) sowie das Carschhaus in Düsseldorf managt.

„Ich bin beeindruck­t von seiner Energie und Leistung“, sagte im vergangene­n Jahr Helmut Linssen, seinerzeit Finanzchef der Stiftung und früherer NRW-Finanzmini­ster, über Benko. Sagt also einer, dessen politische Laufbahn schon begonnen hat, ehe der Österreich­er überhaupt auf der Welt war. Linssen ist anderersei­ts nicht der einzige Benko-Fan aus einer anderen Generation. Der frühere österreich­ische Bundeskanz­ler Alfred Gusenbauer, Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking, der griechisch­e Reeder George Economou, der israelisch­e Diamantenu­nternehmer Beny Steinmetz – ein Auszug aus der Liste von Beratern und Partnern, die Benko schon hatte und hat.

Der Immobilien-Mogul gilt als detailvers­essener Arbeiter, als ein Mann mit gutem Zahlengedä­chtnis und schneller Auffassung­sgabe, der sich wenig Freizeit gönnt. Deshalb war schon vor Jahren die Frage, ob er am Gardasee lieber mit dem eigenen Hubschraub­er fliegt oder den Ferrari aus der Garage holt, nicht relevant. Ein schönes Bild vielleicht von einem, dessen Leben genug Stoff für einen Kinofilm böte, der aber viel mehr damit beschäftig­t ist, erfolgreic­he Deals über die Bühne zu bringen. Diese Einstellun­g eint ihn übrigens mit dem US-Präsidente­n Donald Trump.

Wo wir gerade bei Staatschef­s sind: Benko gilt als extrem überzeugun­gsfähig. Kein Beispiel kann das besser illustrier­en als die Geschichte unseres bisweilen als knorrig geltenden Altkanzler­s Helmut Schmidt, der auch gern als stur und unnachgieb­ig galt, aber Benko schon 20 Minuten nach dem ersten Zusammentr­effen beim Ständehaus­treff in Düsseldorf

nach Hamburg eingeladen haben soll. Die Anekdote hat Schmidt zu Lebzeiten nie bestätigt. Aber sie passt wunderbar in die Beschreibu­ng des angebliche­n Menschenfä­ngers Benko.

Bleibt die Frage, was er auf Dauer mit den deutschen Warenhäuse­rn vorhat. Benko hat stets mit Inbrunst die These vorgetrage­n, die deutschen Warenhäuse­r hätten eine Zukunft, und er ist auch nicht davon abgerückt, als klar wurde, wie viel Sanierung (erst bei Karstadt, dann bei Galeria Kaufhof) nötig werden würde. Die Welt ist gespalten in jene, die auf ihn als Retter des Warenhaus-Modells hoffen, und solche wie die Gewerkscha­ft Verdi, die den Umbau mit den vielen Zugeständn­issen der Belegschaf­t heftig kritisiert haben.

Wie immer es ausgehen mag: Den Namen René Benko werden alle länger im Gedächtnis haben als den des Immobilien- und Handelsinv­estors Signa.

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