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Mosel-Hochwasser nach Dauerregen
Viel Niederschlag, stürmisches Wetter: Das hat vor allem im Südwesten Deutschlands Spuren hinterlassen – etwa an der Mosel. Für den Rhein werden höhere Pegelstände erwartet. Freitag könnte bei Köln die Schifffahrt eingestellt werden.
TRIER (RP/dpa) Heftiger Regen hat im Süden und Südwesten Deutschlands zahlreiche Flüsse über die Ufer treten lassen – darunter Saar, Mosel, Neckar und Donau. In Saarbrücken wurde am Dienstagmorgen die Stadtautobahn direkt an der Saar gesperrt. Ein Bach überschwemmte in Rheinland-Pfalz den Dorfkern der Gemeinde Aach bei Trier. Stürmisches Wetter ließ vielerorts Bäume umkippen; das führte in Bayern zu Verspätungen und Ausfällen bei der Bahn. Für die nächsten Tage stellte der Deutsche Wetterdienst (DWD) ruhigeres Wetter in Aussicht.
In Aach bei Trier kam das Wasser mitten in der Nacht. Ein Bach trat aus dem Bett und floss komplett durch den Ort. „So etwas habe ich als Ortsbürgermeisterin noch nicht erlebt“, sagte Bürgermeisterin Claudia Thielen am Dienstag. Hinzu kamen noch zwei Gräben, die überliefen. Etliche Keller seien vollgelaufen. In der Region schwappte das Wasser ansonsten vor allem an der Mosel über Straßen und in Keller. „Wir gehen davon aus, dass mehrere Hundert Gebäude entlang der Mosel betroffen sein werden“, sagte ein Sprecher der Polizei in Bernkastel-Kues, das rund 50 Kilometer moselabwärts von Trier liegt. „Die Anwohner sind aber darauf eingestellt.“In etlichen Ortschaften wurde mobiler Hochwasserschutz montiert. Hunderte Helfer waren im Einsatz, um Straßen zu sperren,
Autos abzuschleppen und Gebäude zu sichern.
Grund für die steigenden Pegelstände sind vor allem starke Niederschläge in den französischen Vogesen. Dort entspringt die Mosel und mündet in Koblenz in den Rhein. Der Fluss sollte am Pegel Trier laut Hochwassermeldezentrum Rheinland-Pfalz am Dienstagabend mit knapp unter neun Metern den Höchststand erreichen – das sind rund 5,50 Meter über normal. Danach
soll das Wasser zurückgehen, wie ein Sprecher sagte. Es handele sich um ein Hochwasser, wie es alle zwei bis fünf Jahre vorkomme. Für Mittwoch richtet sich der Blick vor allem auf Koblenz, wo die Wassermassen von Rhein und Mosel zusammenkommen.
Auch am Rhein in Nordrhein-Westfalen steigen derzeit die Pegel. In Düsseldorf beispielsweise wurden am Dienstag um 17 Uhr dem Hochwassermeldedienst Rhein zufolge 4,80 Meter gemessen, in Köln 5,50 Meter und in Duisburg-Ruhrort 6,14 Meter – jeweils rund zwei Meter mehr als die über einen längeren Zeitraum gemittelte Pegelhöhe (Mittelwasser).
Die Pegel sollen laut dem zuständigen Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) zudem weiter steigen, sagt Sprecherin Birgit Kaiser de Garcia. „Die Wasserstände in Süddeutschland sind wegen der heftigen Regenfälle und der
Schneeschmelze enorm hoch, das lässt auch hier die Pegel anschwellen.“Das sei aber im Frühjahr nichts Ungewöhnliches. Die Höchststände erwartet das Lanuv derzeit für die Nacht von Donnerstag auf Freitag. In Duisburg werden dann aktuell maximal 8,75 Meter erwartet, in Düsseldorf und Wesel maximal rund acht Meter. Für die Schifffahrt hat das nach aktueller Prognose keine Auswirkungen, heißt es vom Wasserstraßenund Schifffahrtsamt Rhein.
Anders sieht es in Köln aus: Dort könnte der Pegel in der Nacht von Donnerstag auf Freitag mehr als acht Meter erreichen – ab 8,30 Metern wird die Schifffahrt dem zuständigen Stadtentwässerungsbetrieb zufolge eingestellt. Aufgrund der tiefen und nahe Rheinlage gelten in der Stadt zudem ohnehin andere Schutzmaßnahmen. „Einzelne Wege für Fußgänger und Radfahrer sind schon jetzt gesperrt“, sagt Sprecherin Marlene Willkomm. Ab 6,20 Metern sind Schiffe zudem angewiesen, langsam und in der Mitte des Flusses zu fahren. Das könnte schon morgen der Fall sein.
Nach eher stürmischem Wetter und Dauerregen vor allem in der Südhälfte Deutschlands kommt es in den kommenden Tagen zu einer Wetterberuhigung. Der temperaturmäßig sehr milde Witterungsabschnitt der letzten Tage sei damit beendet, teilte der DWD mit. Doch auch wenn die Temperaturen sinken – für richtig winterliches Wetter mit einer Schneedecke bis in tiefe Lagen reicht die Kälte nicht aus.