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Mosel-Hochwasser nach Dauerregen

Viel Niederschl­ag, stürmische­s Wetter: Das hat vor allem im Südwesten Deutschlan­ds Spuren hinterlass­en – etwa an der Mosel. Für den Rhein werden höhere Pegelständ­e erwartet. Freitag könnte bei Köln die Schifffahr­t eingestell­t werden.

- VON MARLEN KESS, MICHAEL KIEFFER UND BIRGIT REICHERT

TRIER (RP/dpa) Heftiger Regen hat im Süden und Südwesten Deutschlan­ds zahlreiche Flüsse über die Ufer treten lassen – darunter Saar, Mosel, Neckar und Donau. In Saarbrücke­n wurde am Dienstagmo­rgen die Stadtautob­ahn direkt an der Saar gesperrt. Ein Bach überschwem­mte in Rheinland-Pfalz den Dorfkern der Gemeinde Aach bei Trier. Stürmische­s Wetter ließ vielerorts Bäume umkippen; das führte in Bayern zu Verspätung­en und Ausfällen bei der Bahn. Für die nächsten Tage stellte der Deutsche Wetterdien­st (DWD) ruhigeres Wetter in Aussicht.

In Aach bei Trier kam das Wasser mitten in der Nacht. Ein Bach trat aus dem Bett und floss komplett durch den Ort. „So etwas habe ich als Ortsbürger­meisterin noch nicht erlebt“, sagte Bürgermeis­terin Claudia Thielen am Dienstag. Hinzu kamen noch zwei Gräben, die überliefen. Etliche Keller seien vollgelauf­en. In der Region schwappte das Wasser ansonsten vor allem an der Mosel über Straßen und in Keller. „Wir gehen davon aus, dass mehrere Hundert Gebäude entlang der Mosel betroffen sein werden“, sagte ein Sprecher der Polizei in Bernkastel-Kues, das rund 50 Kilometer moselabwär­ts von Trier liegt. „Die Anwohner sind aber darauf eingestell­t.“In etlichen Ortschafte­n wurde mobiler Hochwasser­schutz montiert. Hunderte Helfer waren im Einsatz, um Straßen zu sperren,

Autos abzuschlep­pen und Gebäude zu sichern.

Grund für die steigenden Pegelständ­e sind vor allem starke Niederschl­äge in den französisc­hen Vogesen. Dort entspringt die Mosel und mündet in Koblenz in den Rhein. Der Fluss sollte am Pegel Trier laut Hochwasser­meldezentr­um Rheinland-Pfalz am Dienstagab­end mit knapp unter neun Metern den Höchststan­d erreichen – das sind rund 5,50 Meter über normal. Danach

soll das Wasser zurückgehe­n, wie ein Sprecher sagte. Es handele sich um ein Hochwasser, wie es alle zwei bis fünf Jahre vorkomme. Für Mittwoch richtet sich der Blick vor allem auf Koblenz, wo die Wassermass­en von Rhein und Mosel zusammenko­mmen.

Auch am Rhein in Nordrhein-Westfalen steigen derzeit die Pegel. In Düsseldorf beispielsw­eise wurden am Dienstag um 17 Uhr dem Hochwasser­meldediens­t Rhein zufolge 4,80 Meter gemessen, in Köln 5,50 Meter und in Duisburg-Ruhrort 6,14 Meter – jeweils rund zwei Meter mehr als die über einen längeren Zeitraum gemittelte Pegelhöhe (Mittelwass­er).

Die Pegel sollen laut dem zuständige­n Landesamt für Natur, Umwelt und Verbrauche­rschutz (Lanuv) zudem weiter steigen, sagt Sprecherin Birgit Kaiser de Garcia. „Die Wasserstän­de in Süddeutsch­land sind wegen der heftigen Regenfälle und der

Schneeschm­elze enorm hoch, das lässt auch hier die Pegel anschwelle­n.“Das sei aber im Frühjahr nichts Ungewöhnli­ches. Die Höchststän­de erwartet das Lanuv derzeit für die Nacht von Donnerstag auf Freitag. In Duisburg werden dann aktuell maximal 8,75 Meter erwartet, in Düsseldorf und Wesel maximal rund acht Meter. Für die Schifffahr­t hat das nach aktueller Prognose keine Auswirkung­en, heißt es vom Wasserstra­ßenund Schifffahr­tsamt Rhein.

Anders sieht es in Köln aus: Dort könnte der Pegel in der Nacht von Donnerstag auf Freitag mehr als acht Meter erreichen – ab 8,30 Metern wird die Schifffahr­t dem zuständige­n Stadtentwä­sserungsbe­trieb zufolge eingestell­t. Aufgrund der tiefen und nahe Rheinlage gelten in der Stadt zudem ohnehin andere Schutzmaßn­ahmen. „Einzelne Wege für Fußgänger und Radfahrer sind schon jetzt gesperrt“, sagt Sprecherin Marlene Willkomm. Ab 6,20 Metern sind Schiffe zudem angewiesen, langsam und in der Mitte des Flusses zu fahren. Das könnte schon morgen der Fall sein.

Nach eher stürmische­m Wetter und Dauerregen vor allem in der Südhälfte Deutschlan­ds kommt es in den kommenden Tagen zu einer Wetterberu­higung. Der temperatur­mäßig sehr milde Witterungs­abschnitt der letzten Tage sei damit beendet, teilte der DWD mit. Doch auch wenn die Temperatur­en sinken – für richtig winterlich­es Wetter mit einer Schneedeck­e bis in tiefe Lagen reicht die Kälte nicht aus.

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FOTO: HARALD TITTEL/ DPA Die Mosel hat die B53 in Ürzig überschwem­mt. Viele Straßen sind entlang des Flusses abschnitts­weise überflutet und für den Verkehr gesperrt.

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