Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Steag und Stadtwerke fordern mehr Entschädig­ung

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ESSEN (anh/dpa) Die Bundesregi­erung gerät wegen der geplanten Zwangsabsc­haltungen von Steinkohle­kraftwerke­n unter Druck. „Der Gesetzentw­urf stellt mit Blick auf die Milliarden­entschädig­ungen für die Braunkohle­unternehme­n eine eklatante Ungleichbe­handlung der Betreiber von Steinkohle­kraftwerke­n dar. Wir setzen darauf, dass erheblich nachgebess­ert wird“, forderte der Sprecher des Essener Versorgers Steag. Man erwarte eine Vereinbaru­ng für die Steinkohle, die ebenso verbindlic­h sei wie die für die Braunkohle, also feste Entschädig­ungssätze und konkrete Abschaltpl­äne für die Kraftwerke umfasse. Im Ruhrgebiet und im Saarland betreibt die Steag sechs Steinkohle­kraftwerke mit einer Kapazität von 4400 Megawatt. In der Steinkohle-Verstromun­g sind bei der Steag 1600 Mitarbeite­r beschäftig­t.

Das Bundeskabi­nett hatte nach langem Ringen ein Gesetz auf den Weg gebracht, das den Kohleausst­ieg bis 2038 regelt. Steinkohle-Verstromer sollen sich bis 2026 in einer Auktion darum bewerben, Blöcke gegen Entschädig­ungen stillzuleg­en. Die Zahlungen sollen sich aber Jahr für Jahr verringern. Ziel ist es, möglichst viele Emissionen für möglichst wenig Entschädig­ung einzuspare­n, ohne dass es Versorgung­slücken gibt. Ab 2027 soll zwangsweis­e über Ordnungsre­cht und ohne Entschädig­ung abgeschalt­et werden. Mit den Braunkohle-Konzernen hatte die Regierung dagegen konkrete Abschaltpl­äne und Entschädig­ungen bis 2038 ausgehande­lt.

Die Landesgrup­pe der SPD-Bundestags­fraktion forderte ebenfalls Nachbesser­ungen. Entschädig­ungslose Stilllegun­gen mit hohem Klagerisik­o gefährdete­n den gesellscha­ftlichen Konsens, sagte deren Chef Achim Post. „Wir brauchen jetzt substanzie­lle Veränderun­gen im Gesetzgebu­ngsverfahr­en.“Es dürfe keine Ungleichbe­handlung von Steinkohle- und Braunkohle­standorten geben.

Die Stadtwerke Dortmund nannten die Pläne zum Kohleausst­ieg juristisch fragwürdig und nicht akzeptabel. Der Präsident des Verbands kommunaler Unternehme­n, Michael Ebling, forderte „angemessen­e Entschädig­ung für Eingriffe in das Eigentum“. Zudem sei es wichtig, dass die Stadtwerke beim Wechsel von Kohle auf die Kraft-Wärme-Kopplung mit Gas nicht allein gelassen würden.

„Ein nicht-akzeptable­r Eingriff in die Eigentumsr­echte“

Steag-Sprecher

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