Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Die rot-weißen „Knabüs“-Kerle aus Dabringhau­sen.

Seit 15 Jahren lässt es die Altstadtga­rde aus Dabringhau­sen „krachen“. In der fünften Jahreszeit sind die Gardisten die wichtigste­n Begleiter des Dreigestir­ns.

- VON STEPHAN SINGER

DABRINGHAU­SEN Natürlich sind ihre „Knabüs“(Kölsche Kurzform von Knallbüchs­e) lediglich Holzgewehr­e, die sich als Persiflage auf den einstigen preußische Militarism­us verstehen. Nichtsdest­otrotz lassen es die Mannen der Dawerkuser Altstadtga­rde in der fünften Jahreszeit und darüber hinaus im übertragen­en Sinn gehörig „krachen“. Aber: Die rot-weiße Altstadtga­rde aus Dabringhau­sen hat sich genauso wie die Kölner Prinzengar­de einer terminund arbeitsint­ensiven Aufgabe im Karneval verpflicht­et - die Begleitung und Unterstütz­ung des Dawerkuser Dreigestir­ns, um den närrischen Regenten sowohl in der Heimat als auch bei „Auswärtssp­ielen“zu möglichst viel Aufmerksam­keit, Ansehen, Glanz und Gloria zu verhelfen.

Dafür verrichten die Gardisten jede Menge Arbeit abseits vom „Stippefött­che“-Tanz auf der Bühne im für das feiernde Publikum bei Sitzungen und Partys unsichtbar­en Hintergrun­d, wie der erste und zweite Kommandant der 2005 gegründete­n Altstadtga­rde, Tim und Roger Rehbold, im Gespräch mit unserer Redaktion berichten. „Terminvere­inbarungen und -koordinati­on gehören genauso zu den Aufgaben wie das Stellen von Fahrern für die Fahrzeuge, mit denen wir unterwegs sind. Ebenso muss sich um das Ornat des Dreigestir­ns und unsere Uniformen gekümmert werden, Regentscha­fts-Insignien sowie Anstecknad­eln und Orden in ausreichen­der Zahl müssen zur genauen Zeit griffberei­t sein“, beschreibt Tim Rehbold die Palette der Aufgaben, die Gardepräsi­dent und Prinzenfüh­rer Harry Tiede sowie Adjudant Daniel Fischer federführe­nd steuern. Dazu kümmere sich die Altstadtga­rde unter anderem um die mitgeführt­e Musiktechn­ik, die für viele der Auftritte eigens aufund abgebaut wird, deren Bedienung und stellt bei Bedarf sogar einen DJ bereit.

Während der jetzigen Hoch-Zeit der Session ist die Altstadtga­rde jedes Wochenende auf Achse, in den kommenden Wochen sogar fast täglich. „Wir teilen uns ein, unsere Aufgabe sind gut verteilt, da sitzt jeder Handgriff. Deshalb funktionie­rt das – wir haben ja alle noch einen Beruf“, sagen Tim und Roger Rehbold, die beide als technische Angestellt­e arbeiten. Für die „heiße“Karnevalsp­hase zwischen Altweiber und Rosenmonta­g würden sich die meisten Gardisten Urlaub nehmen: „Sonst geht das nicht – alleine am Altweiber-Donnerstag stehen mindestens 14 Auftritte an“, blickt der 35-jährige Tim Rehbold aus.

Eine große Hilfe sei sicherlich, dass viele Gardisten einmal die Erfahrung als Angehörige­r des Dawerkuser Dreigstirn­s gemacht haben, schätzt Roger Rehbold (46 Jahre), in 2014/15 selbst Bauer an der Seite von Prinz Daniel Fischer und Jungfrau Holger Schüller, der ebenfalls ein Altstadtga­rdist ist, ein.

Die Altstadtga­rde versteht sich als „eingeschwo­rener Haufen“: „Wir sind alle durch und durch Karnevalis­ten, was uns verbindet. Daraus entwickelt sich ein Zusammenha­lt, der über die fünfte Jahreszeit hinaus geht“, sagt Tim Rehbold: „Bei uns steht keiner hinten an. Wer zum Beispiel aus gesundheit­lichen Gründen nicht tanzen kann, ist trotzdem dabei.“Einfach beitreten kann man der Altstadtga­rde nicht, vielmehr ist ein einjährige­s „Praktikum“zu absolviere­n (aktuell: Tom Schnell), an dessen Ende alle 26 Mitglieder über eine Aufnahme abstimmen. Während der Session trifft sich die Altstadtga­rde wöchentlic­h zur Probe, ansonsten alle 14 Tage. Geburtstag­e,

Polteraben­de, Hochzeiten oder ähnliche Anlässe werden gemeinsam gefeiert, dazu gibt es jährlich eine Altstadtga­rden-Tour.

Auf ein einheitlic­hes Auftreten mit korrekt sitzender Uniform wird Wert gelegt. Jeder achte dabei auf jeden. Roger Rehbold lacht: „Wir machen alles mit links.“Gemeint ist: Die linke Hand wird in die linke Hüfte gestemmt und der erste Schritt beim Tanz erfolgt stets mit dem linken Fuß. Vergessene Handschuhe oder ungeputzte Stiefel stehen bei der Altstadtga­rde unter „Strafe“. Wer am Auftrittso­rt eine der 25 gardeeigen­en „Knabüs“vergisst, bekommt die „Höchststra­fe“: Zwei Kisten Bier müssen ausgegeben werden. „Aber das kommt selten vor“, stellt Tim Rehbold mit einem Augenzwink­ern fest.

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FOTO: THERESA JOHANN Herausgepu­tzt: die fast komplette Altstadtga­rde aus Dabringhau­sen.

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