Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Engagement für Lüttringhausen
Der Marketingrat wird auch in diesem Jahr den Bauernmarkt ehrenamtlich organisieren.
LÜTTRINGHAUSEN Fast hundert Aussteller kamen im vorigen Jahr zum Bauernmarkt an der Gertenbachstraße in Lüttringhausen. Um diese Veranstaltung zu organisieren, braucht es eine engagierte Gruppe von ehrenamtlichen Helfern. Der Marketingrat übernimmt seit 14 Jahren die Organisation. Doch in diesem Jahr stand der Bauernmarkt auf wackeligen Füßen.
Die Gefahr, aus Mangel an Helfern könnte dieses über Lüttringhausen hinaus ausstrahlende Event abgesagt werden, ist inzwischen vom Tisch. Bei der jüngsten Sitzung des Rates im Hotel Kromberg gab es ein klares Votum für eine Fortführung – verbunden mit Zusagen, auch bei der Organisation mitzuhelfen. Das bestätigte Markus Kärst, Vorsitzender des Marketingrates. Es habe inzwischen bereits zahlreiche Anmeldung für das Fest im September gegeben. Eine Anmeldeliste hat der Marketingrat Ende Januar veröffentlicht.
Von den 49 Mitgliedern haben 30 an der Sitzung teilgenommen. Zwölf Mitglieder hätten per E-Mail ihre Teilnahme abgesagt. „Der Weckruf hat auf jeden Fall genutzt“, sagt Kärst. Er hatte im Vorfeld die Mitglieder per Rundmail aufgefordert, sich mehr für die Belange des Marketingrates einzubringen. Damit der Standort Lüttringhausen sich den Herausforderungen der Zukunft stellen könne, bedürfe es des Zusammenschlusses und gemeinsamer Zielsetzungen.
Im Marketingrat versammeln sich Dienstleister, Handwerksbetriebe, Unternehmer, Ärzte und Einzelhändler. „Wir verstehen uns nicht in erster Linie als Eventagentur“, sagt Kärst. Durch einen regelmäßigen Austausch von Ideen und Anregungen sowie gemeinsamen Treffen sollen Probleme und Vorschläge besprochen werden, um Lösungen zu finden. „Ohne Netzwerk kann heute keiner mehr existieren“, sagt Kärst. Wer sich im Marketingrat engagiere, der nutze auch zugleich seinem Geschäft in Lüttringhausen.
Der Stadtteil mit seinen etwa 18.000 Einwohnern hat einen einschneidenden Wandel in der Infrastruktur hinter sich. Der historische Dorfkern rund um die evangelische Stadtkirche hat seine Funktion als Zentrum schon lange verloren. Das Leben spielt sich ein paar hundert Meter weiter oberhalb ab, in unmittelbarer Nähe des Rathauses. Discounterketten wie Aldi, Lidl, Kaufpark und Penny dominieren den Einkaufsalltag. Filialen der Volksbank im Bergischen Land und der Sparkasse sowie eine Apotheke reihen sich ein.
Um als Einzelhändler für die Kundschaft — in erster Linie für die Bürger des Stadtteils — attraktiv zu bleiben, mussten neue Wege eingeschlagen werden. Die Metzgerei Nolzen und die Bäckerei Beckmann
geben gute Beispiele dafür ab, die Zeichen der Zeit rechtzeitig erkannt zu haben. Ansprechende, moderne Läden mit gastronomischem Bereich befriedigen die Bedürfnisse der Kunden. Auch der Juwelier Thomas Hertel hat es über lange Jahre geschafft, Uhren und Schmuck zu verkaufen. Seit 1962 führt er sein Geschäft. „Wir haben uns immer weiter spezialisiert und viel investiert“, sagt Hertel. Als er in Lüttringhausen anfing, gab es im Dorf drei Juweliere. Jetzt gibt es in ganz Remscheid nur noch drei. Sich alleine auf die Kundschaft aus Lüttringhausen zu verlassen, sei aber keine tragfähige Geschäftsidee gewesen, sagt Hertel. Als Uhrmacher habe er sich spezialisiert und sich verschiedenen Plattformen angeschlossen. Gute Bewertungen im Netz helfen weiter: „Kürzlich kam ein Kunde aus Hamburg. Er war auf der Durchreise. Er hatte ein Geschenk vergessen und sich über unser Angebot informiert“, sagt Hertel. Der Hamburger fuhr zufrieden weiter.
Ohne Spezialisierung hat der Einzelhandel kaum Chancen gegen die Macht der Akteure im Internet. „Wir können die Zeit nicht mehr zurückdrehen“, sagt Kärst. Es gehe vielmehr darum, die neuen Zeiten gut zu gestalten.