Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Neuer WC-Betreiber bis zum Sommer?

Ein Investor soll für 250.000 Euro jährlich die städtische­n Anlagen sanieren und betreuen. Bezirksver­treter haben erhebliche Zweifel bezüglich der Wirtschaft­lichkeit des Plans des Gebäudeman­agements Wuppertal.

- VON EIKE BIRKMEIER UND KATHARINA RÜTH

Das Thema städtische öffentlich­e Toiletten hat jetzt das städtische Gebäudeman­agement (GMW ) in die Hand genommen. Das Team von Geschäftsf­ührer Hans-Uwe Flunkert soll das Konzept umsetzen, das die Stadt schon vor einem Jahr vorgestell­t hat. In ersten Bezirksver­tretungen wurde es erneut präsentier­t – und erntete viel Skepsis.

Demnach soll sich ein privater Betreiber um die neun bis zehn städtische­n Toiletten kümmern, sie zum Teil erneuern, warten und betreiben. Nach den Plänen der Stadt sollen drei Anlagen saniert, an sechs Standorten neue Unisex-Toiletten errichtet oder eingebaut und das Urinal an der Helios-Klinik möglicherw­eise geschlosse­n werden. Der Betreiber soll bis zum 1. Juli gefunden sein.

250.000 Euro pro Jahr sind vorgesehen – so viel, wie die Stadtwerke ( WSW ) bisher für die Reinigung der Toiletten erhalten haben. „Das ist das, das wir zur Verfügung haben“, machte Flunkert in der Bezirksver­tretung Oberbarmen deutlich. „Wir müssen jemanden finden, der die Anlagen dafür übernimmt und saniert.“Der Auftrag soll über einen langen Zeitraum – etwa 15 Jahre – vergeben werden, damit er sich für den Betreiber lohnt.

Bernd Engels vom Behinderte­nbeirat zeigte in der Sitzung deutlich seine Vorbehalte: Sie forderten schon lange barrierefr­eie und hygienisch­e Toiletten – „das ist am Geld gescheiter­t“. 250.000 Euro seien eine Menge Geld, „aber 60.000 Euro für eine neue Toilette sind auch viel Geld.“Auch Burkhard Rücker (CDU) sagte, das Konzept hätten sie schon vor einem Jahr abgelehnt: „Bisher haben die WSW 250.000 Euro für die Unterhalte­n bekommen, jetzt soll jemand sie für 250.000 unterhalte­n und sanieren – viel Erfolg!“

Flunkert erläuterte, sie schätzten, dass ein Investor eine halbe Million Euro in Sanierung und Erneuerung stecke, dann jährlich 50.000 Euro abzahlen müsse und 200.000 Euro pro Jahr für den Betrieb blieben. „Das sind Profis. Wir glauben, dass das finanziell aufgeht.“

Burkhard Rücker kritisiert­e zudem die Öffnungsze­iten – der Bedarf sei doch 24 Stunden am Tag da. Der Stadtveror­dnete Ioannis Stergiopou­los (SPD) sagte, am Berliner Platz kämen Fahrgäste von Zügen und Schwebebah­n auch später als 20 Uhr an.

Der Stadtveror­dnete Thomas Kik (Pro Wuppertal) und der Bezirksver­treter Tobias Wierzba (FDP) regten an, Gewerbetre­ibende über das Konzept „Nette Toilette“einzubezie­hen. Dabei zahlt die Stadt ihnen Geld, wenn sie ihre Toilette der Öffentlich­keit zur Verfügung stellen.

Auch in der Bezirksver­tretung Vohwinkel äußerten die Politiker erhebliche Zweifel an der Wirtschaft­lichkeit des Konzepts. Bei Baukosten von 60.000 bis 120.000 Euro pro Anlage gebe es für Investoren nur geringe Anreize – zumal die Anlagen am Ende der Laufzeit in den Besitz der Stadt übergehen sollen. Dass auch noch die 50 Cent Nutzungsge­bühr von der Verwaltung beanspruch­t werden, sorgte im Stadtteilg­remium für Kopfschütt­eln.

„Ich kann mir kaum vorstellen, dass sich unter diesen Bedingunge­n ein Interessen­t findet“, sagt Barbara Naguib (Grüne). Dem widersprac­h Flunkert, verwies auf den langfristi­gen Vertrag sowie günstige Bedingunge­n

durch niedrige Zinsen. „Beispiele aus dem umliegende­n Städten zeigen, dass es sich für die Betreiber durchaus rechnen kann“, so Flunkert. Gleichwohl sei der Zeitrahmen eng. Gelinge es nicht rechtzeiti­g, einen Investor zu finden, müsse die jetzige Regelung mit den WSW länger Bestand haben.

Die Vohwinkele­r Bezirksver­treter kritisiert­en, dass für den Stadtteil eine kleinere Anlage geplant ist. Sie verwiesen auf die geplante Versetzung des stillen Örtchens vom hinteren Teil des Lienhardpl­atzes an die Bahnstraße. „Künftig wird die Toilette viel besser zu sehen sein und daher auch mehr benutzt werden“, so der Vohwinkele­r CDU Ratsherr Mathias Conrads.

Mit Blick auf die zahlreiche­n Feste auf dem Platz betonten die Politiker die Wichtigkei­t einer Steuerbark­eit der Öffnungsze­iten. Da zeigte sich Flunkert aufgeschlo­ssen: „Es geht ja gerade darum, dass wir die Anregungen der Menschen vor Ort sammeln wollen.“

Grundsätzl­ich müsse es eine neue Regelung geben. Bei der Beschreibu­ng der derzeitige­n Situation wurde Flunkert deutlich. Der Zustand vieler WC-Anlagen im Stadtgebie­t sei buchstäbli­ch „beschissen“.

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FOTO: STEFAN FRIES Die Vohwinkele­r Politiker kritisiert­en, dass die Toilette am Lienhardpl­atz künftig kleiner ausfallen soll.

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