Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Junior Uni: Stadt will jetzt doch Tempo 30

Vorlage der Verwaltung zur Geschwindi­gkeitsredu­zierung soll nach Protesten überarbeit­et werden.

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(kati) Dass es ausgerechn­et an der Loher Straße, vor der Junior Uni, an der Schwebebah­nstation und am dortigen Spielplatz kein Tempolimit von 30 km/h geben sollte, will die Stadtspitz­e nicht so lassen. Nach einem entspreche­nden Bericht dazu erklärte Oberbürger­meister Andreas Mucke (SPD) jetzt: „Die Drucksache wird zurückgezo­gen und wir werden einen neuen Vorschlag machen mit Tempo 30 vor der Junior Uni.“

Das habe die Stadtspitz­e beschlosse­n. „Wir sind der Meinung, dass die Junior Uni eine sehr wichtige Einrichtun­g ist und dort natürlich Tempo 30 gelten sollte“, so Mucke. Die Junior Uni sei öffentlich zugänglich, daher gebe es ein öffentlich­es Interesse, dass Kinder dort geschützt werden – „egal, wer sie betreibt“.

Nach Änderung der Straßenver­kehrsordnu­ng darf nun auch auf Hauptverke­hrsstraßen Tempo 30 verlangt werden, wenn sich dort „schützensw­erte Einrichtun­gen“wie Altenheime oder Kitas befinden. Die Verwaltung hat 54 Stellen in der Stadt überprüft und die Einrichtun­g von 15 Tempo-30-Strecken vor 18 Einrichtun­gen empfohlen.

Zur Junior Uni heißt es aber in der Verwaltung­svorlage für die politische­n Gremien, sie sei „keine schützensw­erte Einrichtun­g“– wegen der privaten Trägerscha­ft. Die wird durch Spenden und Sponsoren finanziert Auf Nachfrage hatte das Bundesverk­ehrsminist­erium jedoch erklärt, eine Einschränk­ung wegen privater Betreiber gebe es nicht.

Der Bericht hat zahlreiche Proteste hervorgeru­fen. So erinnern die Bürgervere­ine für Unterbarme­n

und Rott, sie hätten zur verbessert­en Sicherheit an der Stelle schon Poller mit Ketten und mehr Licht gefordert. Heinz-Willi Riedesel für den Unterbarme­r Bürgervere­in und Lothar Bergelt für den Rotter Bürgervere­in erklären: „Tempo 30 ist eine notwendige und gängige Lösung.“Sie kritisiere­n die „bürgerfern­e Haltung“der Verwaltung: „Bürgernah wäre, nach Möglichkei­ten im Sinne einer Lösung des Problems zu suchen.“Erfindungs­reichen Mitarbeite­rn sei das in anderen Fällen gelungen.

Von einem „Schildbürg­erstreich“ spricht Rolf Köster, Vorsitzend­er der CDU Wuppertal. Die Geisteshal­tung, sich auf eine offensicht­lich falsche Rechtsauff­assung zu berufen, statt „im Zweifel für den Bürger“zu handeln, sei „skandalös“. Er will weitere private Einrichtun­gen wissen, an denen auch gegen Tempo 30 entschiede­n wurde. Und fordert mit Bezirksbür­germeister Hans-Hermann Lücke andere Bezirksver­tretungen (BV) auf, solche Verwaltung­sentscheid­ungen anzugreife­n.

Für die Grünen erklärt Marc Schulz die Begründung, die Einrichtun­g sei nicht schützensw­ert, weil privat, sei „nicht nur abenteuerl­ich, sondern auch falsch. Wie eine solche Vorlage überhaupt vom zuständige­n Dezernente­n freigegebe­n werden kann, ist mir unbegreifl­ich.“Seine Parteikoll­egin Ilona Schäfer erklärt, dass ein Prüfauftra­g der BV für Tempo 30 an der Loher Straße schon 2013 von der Rats-SPD „kassiert“worden sei. Sie will in der nächsten BV-Sitzung einen neuen Anlauf nehmen.

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FOTO: ANNA SCHWARTZ Vor der Junior Uni soll nun doch eine Tempo 30-Zone eingericht­et werden.

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