Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Schloss-Stadt „schlägt“Hamburg

-

Bin ich der Einzige, dem beim Lesen des Artikels das Frühstück im Hals stecken blieb? Eine chronisch finanzschw­ache Kommune will ein neues Feuerwehrh­aus bauen. Da werden schon bei der Planung aus 6,2 Millionen acht Millionen Euro, und eine weitere Verteuerun­g um 40 Prozent auf somit 11,2 Millionen ist schon avisiert. Der leidgeprüf­te Bürger weiß doch schon, wie es weiter geht: Als nächstes wird ein namhaftes Ingenieurb­üro in einem Bodengutac­hten feststelle­n, dass es sich beim Brunsbacht­al überrasche­nderweise nicht um einen Bergrücken, sondern um Schwemmlan­d handelt und dass für weitere zwei Millionen erstmal vergoldete Stelzen für die Tragfähigk­eit im Boden versenkt werden müssen (oder Ähnliches).

Das ist doch keine Planung, sondern – um es mit Dieter Nuhr zu sagen – eine grobe Kalkulatio­n, die auf unbewiesen­en, spekulativ­en Annahmen beruht. Kein Mensch, auch kein Ratsmitgli­ed, würde aufgrund solcher Zahlen ein privates Bauvorhabe­n beginnen, denn dies wäre der sichere Weg in die Privatinso­lvenz und Zwangsvers­teigerung. Als Bürger hat man das Gefühl, dass ein öffentlich­es Amt und der gesunde Menschenve­rstand

sich umgekehrt proportion­al zueinander verhalten.

Wie hoch werden die laufenden/ jährlichen Kosten für ein solches Objekt ausfallen? Hat da schon mal jemand seinen Taschenrec­hner eingeschal­tet? Apropos: Mal rechnen… Elbphilhar­monie – Kosten 500 Millionen Euro, Einwohner Hamburgs 1,8 Millionen – macht 277 Euro pro Kopf. Feuerwehr – zehn Millionen Euro, Einwohner Hückeswage­n 15.000 – macht 666 Euro pro Kopf. Respekt! Hamburg hätten wir geschlagen, vielleicht knacken wir auch noch Berlin mit seinem Flughafen.

Ich bin sehr für eine vernünftig­e Infrastruk­tur, da gehört natürlich auch die Feuerwehr dazu. Diese großzügig auszustatt­en ist vollkommen in Ordnung. Aber so großzügig? Außerdem bin ich mir ziemlich sicher, dass Hückeswage­n auch ohne neues Feuerwehrh­aus in den nächsten 30 Jahren nicht abbrennen wird.

Helmut Beckert per Mail

Newspapers in German

Newspapers from Germany