Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Vom Schiri-Schreck zum Torjäger der Unparteiischen
REMSCHEID Das beste Verhältnis zu Unparteiischen wird ihm nicht nachgesagt. Kein Wunder, ist Serkan Hacisalihoglu in seiner langen Fußballkarriere doch schon mehrfach mit den Schiris aneinandergeraten. Für viele kam es umso überraschender, dass der 36-jährige Angreifer des Bezirksligisten SC Ayyildiz Remscheid vor wenigen Wochen die Seite wechselte, beim Masters der Schiedsrichter für den Kreis Remscheid auflief und diesen in Dormagen mit seiner unnachahmlichen Art zum Titelgewinn führte.
Was viele nicht wissen: Hacisalihoglu hat schon 1996 den Schiedsrichterschein gemacht und war 2000, 2001 und 2002 am Triple-Erfolg der Kreis-Schiedsrichter in Düsseldorf, Radevormwald und Kleve beteiligt. Außerdem hat er Ende des vergangenen Jahres vier Jugendspiele geleitet, um die Vorgabe von Schiri-Boss Dirk Spiegelhauer fürs Masters zu erfüllen. „Das kontrolliert ja keiner wirklich. Aber ich wollte für mich wissen, wie es so ist“, berichtet Hacisalihoglu von seinen Erfahrungen als Unparteiischer. Sein Fazit: „Das war eine Herausforderung, die echt Spaß gemacht hat.“
Der Umgang mit den Kids, die teilweise wussten, mit wem sie es zu tun hatten, brachte „Haci“viel positives Feedback ein. „Die waren sehr umgänglich“, erzählt der Remscheider, der „nicht eine Karte“verteilen musste und stattdessen in Ruhe den Dialog suchte.
Mehr Fingerspitzengefühl hätte sich der langjährige Torjäger des FC Remscheid auch in manch einem Moment seiner Karriere von den Schiedsrichtern gewünscht. „Die hatten mich schon auf dem Kieker“, blickt Hacisalihoglu zurück, der sich in diesem Zusammenhang an ein besonderes Spiel in Mönchengladbach
erinnert. „Da hat mir der Schiri schon vor dem Spiel eine Karte angedroht, wenn ich nur einmal etwas sagen würde.“Zur Pause ruderte der Unparteiische aber schon wieder zurück und entschuldigte sich bei dem extrovertierten, aber keineswegs unfairen Stürmer.
Dass ihm seine Diskussionsfreudigkeit den Sprung in höhere Ligen gekostet hat, weiß Hacisalihoglu. „Ich bin halt siegesbesessen und kann manchmal meine Klappe nicht halten.“Dies bereue er. „Ich hätte gerne gewusst, wie hoch es gegangen wäre“, sagt der Remscheider, der sich dabei an „die dümmsten Platzverweise“erinnert. Wie den 2011 beim HSV Langenfeld: wegen Pustens . . .
Mittlerweile ist der Familienvater, der mit seiner Frau Sibel und der vier Monate alten Tochter Melek in Honsberg ein Haus gekauft hat, aber gereift. Und hat ja sogar schon die Seiten gewechselt.