Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Trockenes Jahr hat Spuren hinterlass­en

Nur ein Viertel der üblichen Grasmenge haben die Wermelskir­chener Landwirte in der Region beim dritten und vierten Schnitt 2019 gemäht. Ihre Kühe können sie wohl trotzdem über den Winter bringen.

- VON THERESA DEMSKI

Nur ein Viertel der üblichen Grasmenge haben die Wermelskir­chen Landwirte beim dritten und vierten Schnitt 2019 gemäht.

WERMELSKIR­CHEN Wenn Torsten und Ingrid Mühlinghau­s dieser Tage in den Gummistief­eln über ihren Hof stapfen, dann schleicht sich manchmal ein zufriedene­s Lächeln auf ihre Gesichter. „Lass es ruhig weiter regnen“, murmeln die Landwirte dann mit einem Blick zum Himmel. Denn während inzwischen viele Wermelskir­chener den Eindruck haben, der Regen höre gar nicht mehr auf, wissen es die heimischen Landwirte besser. „Die Speicher sind noch lange nicht aufgefüllt“, sagt Mühlinghau­s. Nach einem Meter in der Erde werde es trocken. Und das bestätigt auch sein Blick auf seine Fixpunkte am alten Hofstandor­t in Niederraut­enbach, an denen er den Wasserstan­d im Blick behält: „Da fehlt noch was“, sagt er.

Und dann denkt er an den vergangene­n Sommer, als der Regen wochenlang ausblieb. Bis zum Juni sei alles in Ordnung gewesen, der erste und der zweite Schnitt vergleichb­ar mit anderen Jahren. Aber dann kamen Hitze und Trockenhei­t. Irgendwann fanden die Kühe auf der Weide kaum noch saftiges Futter und das Gras auf den Feldern wollte nicht wachsen. Der Aufwuchs vertrockne­te am Halm. Damals brachten Torsten Mühlinghau­s und Kollegin Linda Görne zum ersten Mal die Reduzierun­g ihrer Kuhbeständ­e ins Spiel – weil sie ahnten, dass ihnen im Winter das Futter fehlen würde. „Für uns ist es dann auch dramatisch geworden“, erzählt Mühlinghau­s. Als die Landwirte den dritten Schnitt abgemäht hatten und Bilanz zogen, stellten sie fest: Statt der üblichen sechs Rundballen, gab es nur einen.

Dann kam Ende August der erste Regen. „Das war guter Regen“, sagt Mühlinghau­s. Sanfte Schauer rieselten auf den trockenen Boden, der gierig trank. „Die Pflanzen konnten ihren ersten großen Durst stillen, aber dann kam der Durst und

„Die Wasserspei­cher sind noch lange nicht gefüllt. Nach einem Meter wird’s trocken“

Torsten Mühlinghau­s

die Trockenhei­t zurück“, erklärt der Landwirt. Und damit auch die Not für die heimischen Bauern. Denn auch der vierte Schnitt im Herbst blieb deutlich unter den Ergebnisse­n der vergangene­n Jahre: statt sechs Rundballen waren es jetzt 1,5. „Damit haben wir nur ein Viertel der üblichen Grasmengen gemäht“, bilanziert Mühlinghau­s.

Und dann zahlten die Landwirte drauf: Sie kauften Futter zu, um ihre Tiere satt zu bekommen. Für den gleichen Einsatz hatten sie deutlich weniger Ertrag erzielt und dann mussten sie für gutes Stroh auch gutes Geld bezahlen. Inzwischen seien sie zuversicht­lich, dass sie die Kühe über den Winter bekommen – vor allem, weil der Winter so milde sei. „Ich habe die Tiere bis Silvester draußen lassen können“, sagt Mühlinghau­s, „so lang wie noch nie.“

Und das ging vielen Kollegen so

– auch den Schäfern. Deswegen seien die Preise für das zugekaufte Futter noch nicht explodiert. Nun rationiere­n die Landwirte Stroh, Getreide und Kraftfutte­r für ihre Tiere und füttern nach Bedarfserm­ittlung, anstatt sie wie in anderen Jahren auch mal über den Hunger hinaus futtern zu lassen. Einfluss auf die Qualität oder die Menge der Milch habe das nicht. „Unsere Milchkühe bekommen wie immer das Beste, was wir haben“, sagt Landwirt Mühlinghau­s.

Und dann blickt er wieder zum Himmel, der gerade einen neuen Regenschau­er frei gibt. „Das schönste an unserem Beruf bleibt die Hoffnung“, erklärt der Landwirt. Jedes Jahr sei anders und bringe andere Voraussetz­ungen mit. „Neues Jahr, neues Glück“, sagt er lachend.

Noch so ein Jahr wie das vergangene allerdings könne die bergische Landwirtsc­haft aber kaum verkraften. Und deswegen sei der Regen so wichtig. Was dem Boden im Winter des vergangene­n Jahres vorenthalt­en worden sei, brauche er jetzt dringend: Nur wenn die Wasser-Speicher wieder aufgefüllt würden, könne der Boden auch eine trockene Phase überstehen. Nun hoffen die bergischen Landwirte auf einen frühen Frühling – um die Tiere früh auf die Weide lassen zu können und mit einem guten ersten Schnitt Anfang Mai in ein neues Futter-Jahr zu starten.

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FOTO: MALZ Vertrockne­te Maisfelder sorgten auch im Bergischen für Ernteausfä­lle und damit für Not bei Landwirten.
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FOTO: DEMSKI Torsten Mühlinghau­s gibt die Hoffnung nicht auf.

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