Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Bewegung stärkt Zusammenhalt und Teamgeist.
48 Erstklässler lernen sich durch ein einzigartiges Projekt besser kennen, bauen Ängste ab und schaffen Vertrauen.
WERMELSKIRCHEN Faires Miteinander, Teamgeist, eigene Gefühle und Stärken erkennen und benennen, Selbstvertrauen gewinnen: All das kann durch Bewegung entstehen, ist sich Diplom-Pädagogin Sonja Robbe sicher. Sie leitete in den vergangenen beiden Wochen das Projekt „Meine Klasse – ein starkes Team“an der Katholischen Grundschule in Wermelskirchen. Die beiden ersten Klassen haben mit insgesamt 48 Kindern daran teilgenommen, das Ergebnis: viel Freude und Motivation.
Bei gemeinsamen Aktivitäten in der Turnhalle, auf dem Schulgelände und im Klassenraum haben sich die Kinder, die erst vor wenigen Monaten eingeschult worden sind, besser kennengelernt. Um den Klassenverband zu stärken, wurden gemeinsame Rituale eingeübt: etwa ein unverkennbarer Klassenruf oder die persönliche Begrüßungsformel, die jeden Morgen beim Betreten der Klasse aufgesagt wurde. Außerdem bildeten die Kinder zum Einstieg einen „Morgenkreis“mit „Gefühle-Bällen“. Ziel ist es, dass die Kinder lernen, ihre Empfindungen auszudrücken und um sich Gehör zu verschaffen. Auch die Entspannung durfte nicht zu kurz kommen: So haben die i-Dötzchen beispielsweise kleine Traumreisen mit Igelbällen unternommen.
„Es ist ganz viel in Gang gesetzt worden, die Kinder haben das Wir-Gefühl stärken und ausbauen können“, so Robbe. Die Pädagogin war selbst in unterschiedlichen Rollen vor Ort: als Fachberaterin für Ernährung vom Kreissportbund, Übungsleiterin des Sportvereins 09/35 – und Mutter. „Dadurch ist es gut gelungen, alles miteinander zu verbinden“, sagt sie. Denn das Projekt war in seiner Form eine einzigartige Kooperation der katholischen Grundschule, des SV 09/35 und des Kreissportbundes des Rheinisch-Bergischen-Kreises. Im Fokus stand jedoch nicht in erster Linie der Sport, sondern das, was durch Bewegung
ausgelöst werden kann. „Den Kindern soll vermittelt werden: Ihr müsst keine Leistungssportler werden“, so Robbe. „Aber sie sollen erfahren, was in ihnen steckt und was ihr Körper alles kann.“
Im Schulalltag kommen natürlich auch Konflikte auf. Um schwierigen Situationen besser entgegentreten zu können, entwickelten die Kinder im Projekt auf spielerische Art und Weise Lösungskompetenzen – dazu haben sich die Erstklässler etwa bewusst gestritten, das aber auf der „Friedensinsel“und ohne Worte. Durch die Übungen hätten die Kinder der Klassen von den Lehrerinnen Anna-Milena Kees und Ulla Knorz Wege zu einem friedlichen Miteinander kennengelernt. Bei den unterschiedlichen Bewegungserlebnissen unterstützte Sabine Nickel als sozialpädagogische Fachkraft.
Bewegung sei ein kultur- und sprachübergreifendes Werkzeug, um aus den frisch zusammengewürfelten Erstklässlern fröhliche, selbstbewusste Kinder zu machen. „Wir wollen den Kindern zeigen, was Bewegung bewirken kann: gute Laune, bessere Konzentration, eine feinere Motorik“, erklärt Robbe. Denn Fakt sei, dass sich Kinder heutzutage viel zu wenig bewegen.
In dieser Form des Miteinanders, die es im gewöhnlichen Schulalltag nicht gibt, habe man viele Fähigkeiten der Kinder entdecken können, die sich plötzlich zeigten. Das freute auch die Eltern, die jeweils am letzten Tag des insgesamt dreitägigen Projekts dazukamen und gemeinsam mit Kindern und Lehrern an einer zweistündigen Familienrallye teilgenommen haben. Im Anschluss wurden nicht nur die vom Förderverein gesponserten Würstchen gegessen. „Einige Eltern und ihre Kinder haben direkt nach der Rallye den Kontakt zum Verein gesucht und sich nach Sportmöglichkeiten erkundigt“, so Robbe.
Das Projekt sei für alle ein voller Erfolg gewesen – deswegen besteht der Wunsch, es langfristig in der Schule zu implementieren und allen Erstklässlern diese besondere Erfahrung zu ermöglichen. Der Kreissportbund sowie der Kooperationsverein Nullneun haben bereits ihre Zustimmung signalisiert. „Ohne einen Verein wie den SV 09/35, der mit Herzblut dahinter steht, geht es nicht“, sagt Sonja Robbe. Jetzt hoffe man auf weitere Sponsorengelder und Unterstützung. Denn: „Bewegung ist der Schlüssel“, so die Diiplom-Pädagogin, „mit dem wir eine Tür zu den Jungen und Mädchen öffnen können.“