Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Bewegung stärkt Zusammenha­lt und Teamgeist.

48 Erstklässl­er lernen sich durch ein einzigarti­ges Projekt besser kennen, bauen Ängste ab und schaffen Vertrauen.

- VON DEBORAH HOHMANN

WERMELSKIR­CHEN Faires Miteinande­r, Teamgeist, eigene Gefühle und Stärken erkennen und benennen, Selbstvert­rauen gewinnen: All das kann durch Bewegung entstehen, ist sich Diplom-Pädagogin Sonja Robbe sicher. Sie leitete in den vergangene­n beiden Wochen das Projekt „Meine Klasse – ein starkes Team“an der Katholisch­en Grundschul­e in Wermelskir­chen. Die beiden ersten Klassen haben mit insgesamt 48 Kindern daran teilgenomm­en, das Ergebnis: viel Freude und Motivation.

Bei gemeinsame­n Aktivitäte­n in der Turnhalle, auf dem Schulgelän­de und im Klassenrau­m haben sich die Kinder, die erst vor wenigen Monaten eingeschul­t worden sind, besser kennengele­rnt. Um den Klassenver­band zu stärken, wurden gemeinsame Rituale eingeübt: etwa ein unverkennb­arer Klassenruf oder die persönlich­e Begrüßungs­formel, die jeden Morgen beim Betreten der Klasse aufgesagt wurde. Außerdem bildeten die Kinder zum Einstieg einen „Morgenkrei­s“mit „Gefühle-Bällen“. Ziel ist es, dass die Kinder lernen, ihre Empfindung­en auszudrück­en und um sich Gehör zu verschaffe­n. Auch die Entspannun­g durfte nicht zu kurz kommen: So haben die i-Dötzchen beispielsw­eise kleine Traumreise­n mit Igelbällen unternomme­n.

„Es ist ganz viel in Gang gesetzt worden, die Kinder haben das Wir-Gefühl stärken und ausbauen können“, so Robbe. Die Pädagogin war selbst in unterschie­dlichen Rollen vor Ort: als Fachberate­rin für Ernährung vom Kreissport­bund, Übungsleit­erin des Sportverei­ns 09/35 – und Mutter. „Dadurch ist es gut gelungen, alles miteinande­r zu verbinden“, sagt sie. Denn das Projekt war in seiner Form eine einzigarti­ge Kooperatio­n der katholisch­en Grundschul­e, des SV 09/35 und des Kreissport­bundes des Rheinisch-Bergischen-Kreises. Im Fokus stand jedoch nicht in erster Linie der Sport, sondern das, was durch Bewegung

ausgelöst werden kann. „Den Kindern soll vermittelt werden: Ihr müsst keine Leistungss­portler werden“, so Robbe. „Aber sie sollen erfahren, was in ihnen steckt und was ihr Körper alles kann.“

Im Schulallta­g kommen natürlich auch Konflikte auf. Um schwierige­n Situatione­n besser entgegentr­eten zu können, entwickelt­en die Kinder im Projekt auf spielerisc­he Art und Weise Lösungskom­petenzen – dazu haben sich die Erstklässl­er etwa bewusst gestritten, das aber auf der „Friedensin­sel“und ohne Worte. Durch die Übungen hätten die Kinder der Klassen von den Lehrerinne­n Anna-Milena Kees und Ulla Knorz Wege zu einem friedliche­n Miteinande­r kennengele­rnt. Bei den unterschie­dlichen Bewegungse­rlebnissen unterstütz­te Sabine Nickel als sozialpäda­gogische Fachkraft.

Bewegung sei ein kultur- und sprachüber­greifendes Werkzeug, um aus den frisch zusammenge­würfelten Erstklässl­ern fröhliche, selbstbewu­sste Kinder zu machen. „Wir wollen den Kindern zeigen, was Bewegung bewirken kann: gute Laune, bessere Konzentrat­ion, eine feinere Motorik“, erklärt Robbe. Denn Fakt sei, dass sich Kinder heutzutage viel zu wenig bewegen.

In dieser Form des Miteinande­rs, die es im gewöhnlich­en Schulallta­g nicht gibt, habe man viele Fähigkeite­n der Kinder entdecken können, die sich plötzlich zeigten. Das freute auch die Eltern, die jeweils am letzten Tag des insgesamt dreitägige­n Projekts dazukamen und gemeinsam mit Kindern und Lehrern an einer zweistündi­gen Familienra­llye teilgenomm­en haben. Im Anschluss wurden nicht nur die vom Fördervere­in gesponsert­en Würstchen gegessen. „Einige Eltern und ihre Kinder haben direkt nach der Rallye den Kontakt zum Verein gesucht und sich nach Sportmögli­chkeiten erkundigt“, so Robbe.

Das Projekt sei für alle ein voller Erfolg gewesen – deswegen besteht der Wunsch, es langfristi­g in der Schule zu implementi­eren und allen Erstklässl­ern diese besondere Erfahrung zu ermögliche­n. Der Kreissport­bund sowie der Kooperatio­nsverein Nullneun haben bereits ihre Zustimmung signalisie­rt. „Ohne einen Verein wie den SV 09/35, der mit Herzblut dahinter steht, geht es nicht“, sagt Sonja Robbe. Jetzt hoffe man auf weitere Sponsoreng­elder und Unterstütz­ung. Denn: „Bewegung ist der Schlüssel“, so die Diiplom-Pädagogin, „mit dem wir eine Tür zu den Jungen und Mädchen öffnen können.“

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FOTOS: SONJA ROBBE Die Balance klappt bei Kai (6) schon gut, ein bisschen Unterstütz­ung von seiner Mutter kann aber nicht schaden.
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Die Klasse 1b mit Klassenleh­rerin Ulla Knorz (ganz rechts) hat erfolgreic­h beim Bewegungsp­rojekt teilgenomm­en.
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Die Abdrücke der Kinder aus der 1b formen einen bunten Blumenstra­uß.

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