Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

CDU-Staatssekr­etär gegen Klarnamen-Pflicht im Netz

Innenpolit­iker Krings verlangt von sozialen Netzen aber, dass sie die wahren Nutzeriden­titäten kennen.

- VON JAN DREBES UND EVA QUADBECK

BERLIN In der Debatte um Hass und Hetze im Internet hat sich der Parlamenta­rische Staatssekr­etär im Bundesinne­nministeri­um, Günter Krings (CDU), gegen eine Klarnamen-Pflicht in sozialen Netzwerken ausgesproc­hen. „Ich bin nicht der Auffassung, dass wir eine generelle gesetzlich­e Rechtspfli­cht zur Offenlegun­g von Klarnamen oder zur Aufhebung von Anonymität brauchen“, sagte Krings unserer Redaktion. Er plädierte hingegen für „eine Kultur der Offenheit und des offenen Umgangs miteinande­r“im Netz. „Sich hinter Phantasien­amen zu verbergen, verträgt sich nicht mit einer ernsthafte­n politische­n Streitkult­ur in einer freiheitli­chen Gesellscha­ft“, sagte Krings.

Vor wenigen Wochen hatte Bundestags­präsident Wolfgang Schäuble (CDU) gefordert, dass Nutzer sich nur namentlich kenntlich auf den sozialen Plattforme­n bewegen dürfen. „Ich bin für eine Klarnamen-Pflicht in den sozialen Netzwerken“, so Schäuble im Januar in der „Bild am Sonntag“. Er begrüßte Pläne von Justizmini­sterin Christine Lambrecht (SPD), um Regeln und Transparen­z auch in der digitalen Welt durchzuset­zen. Es brauche ein europäisch­es Modell, das zwischen der grenzenlos­en Freiheit des Silicon Valley und der Totalüberw­achung Chinas liege. Eine Klarnamen-Pflicht lehnt sie jedoch wie Günter Krings ab.

Der Staatssekr­etär von Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) begrüßte es zugleich, wenn eine Kommunikat­ionsplattf­orm die Angabe der echten Namen ihrer Teilnehmer

„Ich plädiere für eine Kultur der Offenheit und des offenen Umgangs miteinande­r“

Günter Krings Innenpolit­iker

verlangt. Das verdiene nicht Kritik, „sondern ist ein Zeichen der Seriosität“, so Krings. Er stellte sich hinter eine geplante Meldepflic­ht der Internetun­ternehmen an die Strafverfo­lgungsbehö­rden. „Diensteanb­ieter von Kommunikat­ionsplattf­ormen müssen zukünftig Daten derjenigen Nutzer herausgebe­n, die bisher anonym im Internet Hass und Morddrohun­gen verbreiten“, sagte Krings und forderte Maßnahmen zur besseren Identifizi­erbarkeit. „Das setzt voraus, dass Nutzer, die nicht unter ihrem wahren Namen posten, von den Netzwerkbe­treibern identifizi­ert werden können“, so der CDU-Politiker. In Niedersach­sen hat Landesinne­nminister Boris Pistorius (SPD) bereits eine entspreche­nden Bundesrats­initiative erarbeitet. „Betreiber von einschlägi­gen Kommunikat­ionsplattf­ormen im Netz müssen zukünftig diejenigen identifizi­eren können, die bisher oft hinter anonymen Accounts Hass und Hetze verbreiten“, erklärte Pistorius. Wenn Nutzer persönlich­e Daten hinterlegt­en, könnten Straftaten im Netz besser verfolgt werden. „Das bedeutet nicht, dass wir eine Klarnamen-Pflicht fordern“, meinte Pistorius. „Aber wenn jemand unter seinem Nickname etwas strafrecht­lich Relevantes formuliert oder gar jemanden bedroht, muss er dafür auch belangt werden können.“

Dazu will Pistorius das sogenannte Netzwerkdu­rchsetzung­sgesetz ändern. Nutzer müssten dann bei der Registrier­ung in sozialen Netzwerken aber auch auf Spieleplat­tformen ihren echten Namen, ihre Anschrift und ihr Geburtsdat­um angeben.

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