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Bei Streetscooter wechselt erneut der Chef
BONN/AACHEN (rky) Postchef Frank Appel muss einen neuen Rückschlag bei der Fortführung des Elektroauto-Ablegers Streetscooter hinnehmen. Nur zehn Monate, nachdem der international erfahrene Jörg Sommer als Chef von Streetscooter angefangen hatte, geht er wieder. Sommer verlasse das Aachener Unternehmen „in gegenseitigem Einvernehmen mit sofortiger Wirkung“, erklärt die Post. Grund für den Wechsel seien „unterschiedliche Auffassungen zur zukünftigen Ausrichtung des Unternehmens“. Es hatte also Streit gegeben.
Der Maschinenbauer und Betriebswirt Sommer war im April 2019 vom E-Nutzfahrzeughersteller Chanje in den USA zu Streetscooter gewechselt. Zuvor bekleidete er Management-Positionen im Volkswagen-Konzern, bei der Renault Group und bei Daimler. Die Post hatte seine „große internationale Mobilitätsexpertise“gelobt. Jetzt will er sich „einer neuen beruflichen Herausforderung widmen“, er hat also möglicherweise schon einen neuen Job.
„Die Trennung von Sommer weist auf Schwierigkeiten hin“, sagt der Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer. „So könnte es noch schwerer werden, einen internationalen Partner für Streetscooter zu finden, um so eine neue Zukunft für das Unternehmen zu finden.“
Sommer hatte den Chefsessel von Achim Kampker übernommen, einem der Streetscooter-Gründer. Kampker hatte, wie zuvor auch schon Mitgründer Günther Schuh, das Unternehmen verlassen.
Streetscooter beschäftigt rund 500 Mitarbeiter in der Zentrale in Aachen, wo auch die Entwicklungsabteilung und der Vertrieb sind. An zwei Werken – ebenfalls in Aachen und in Düren – sind zudem rund 500 Beschäftigte von externen Firmen tätig, die Fahrzeuge fertigen. Zudem baut die Firma in Zusammenarbeit mit Ford in Köln einen großen Elektro-Transporter.
Bisher hat Streetscooter mehr als 12.000 elektrische Lieferwagen gebaut. Die Post erklärt, sie wolle weierhin Streetscooter in die Flotte aufnehmen. Sie ist der Hauptkunde.