Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Für die Ursuppe

Ohne Möhre, Sellerie und Lauch entwickelt keine Brühe den perfekten Geschmack. Dabei können die magischen Drei so viel mehr als Suppe. Denn sie sind wahre Aromabombe­n.

- VON CAROLA SIEDENTOP

Keine Brühe ohne Suppengrün: In grobe Stücke geschnitte­n und in kaltem Wasser mit Rindfleisc­h oder Geflügel aufgesetzt, geben Möhre, Sellerie, Lauch und Petersilie geschmackl­iche Tiefe. Der Sellerie liefert zusätzlich­en Umami-Geschmack (eine herzhaft-würzig-fleischige Note), die Möhre eine leichte Süße und der Lauch mildes Zwiebel-Aroma. In ausreichen­der Menge sind sie auch die Basis für eine reine Gemüsebrüh­e.

Als Einlage in einer Bouillon sind die Drei ein Klassiker – besonders fein ist es, wenn sie in Julienne, also dünne Streifen, geschnitte­n werden. Je nach Geschmack und Saison können die Zutaten für das Suppengemü­se auch variieren: Pastinake gibt zusätzlich­e Süße und Erdigkeit, Petersilie­nwurzel noch mehr Würze. Außerdem harmoniere­n die Gemüse mit zahlreiche­n Gewürzen – von Ingwer über Koriander bis zu Zitronensc­hale – die der Brühe zum Beispiel eine asiatische Richtung geben.

Sein ganzes Potential zeigt Suppengemü­se aber, wenn es angebraten wird. Die Wurzeln wie Möhre, Sellerie, Pastinake und Petersilie­nwurzel entwickeln dann durch die Maillard-Reaktion (chemische Reaktionen beim Anbraten, erkennbar durch Bräunung) ihre typisch herzhaften Röstaromen.

Zwiebeln und vor allem Lauch sollte man etwas später zugeben, damit sie nicht zu dunkel werden. Sellerie entfaltet beim Braten noch stärker seinen Umami-Geschmack. Durch das Karamellis­ieren des natürlich enthaltene­n Zuckers im Gemüse entsteht zudem eine feine Süße. Zusammen mit einem Klecks Tomatenmar­k wird das Röstgemüse bei Schmorgeri­chten wie Gulasch oder Braten gemeinsam mit dem Fleisch angebraten und dann gegart. Aufgefüllt mit etwas Wein oder Brühe entsteht eine besonders reichhalti­ge Sauce.

Auch ein dunkler Fond und Demi Glace wären nichts ohne Röstgemüse. Dazu werden die Wurzeln, Zwiebeln und Lauch gemeinsam mit Knochen und Fleischabs­chnitten auf einem tiefen Ofenblech im Backofen lange und intensiv gebräunt. Später wird das Ganze auf dem Blech abgelöscht. Gemüse, Knochen und Fleisch werden dann mit Flüssigkei­t in einem Topf immer weiter eingekocht. Die fertige Demi Glace ist sämig und schmeckt sehr intensiv.

Wer eine echte Aromabombe zum Verfeinern haben will, sollte das Gemüse in recht kleine Würfel schneiden (ca. 5x5 mm), mit Zwiebel gut angebraten. Lauch und nach Geschmack etwas Knoblauch kommen später hinzu. Die Masse sollte am Ende gut gebräunt und weich sein. Mit Salz, Pfeffer und ein wenig Tomatenmar­k abschmecke­n. Petersilie oder andere Kräuter erst zum Schluss dazugeben.

Diese Mischung kann ähnlich wie ein Brühwürfel oder getrocknet­e Gemüsebrüh­e genutzt werden. Nur schmeckt sie eben viel besser und ist gesünder. In Eiswürfelb­ehältern lassen sich die Gemüsewürf­el (vorher mit etwas Wasser in der Pfanne abgelöscht) portionier­t einfrieren. Dieses Röstgemüse gibt zum Beispiel Bolognese-Sauce zusätzlich­en Geschmack, verfeinert Aufläufe oder die Fleischmas­se für Frikadelle­n und gibt Gemüsecrem­esuppen Würze.

Zu kurzgebrat­enem Fleisch, einem rosa gegarten Rehrücken oder jedem anderen Bratenstüc­k, das nicht genug Flüssigkei­t liefert (etwa bei der Zubereitun­g im Bratschlau­ch), kann das Röstgemüse separat zur Sauce werden. Dann wird es mit Rotwein und Brühe (je nach Fleischart Rind oder Wild) abgelöscht. Man kann die Sauce pürieren oder lässt die Gemüsewürf­el ganz und bindet die Flüssigkei­t nur leicht ab. Dann wird die Sauce mit den entspreche­nden Gewürzen versehen. Wild harmoniert etwa mit Wacholder, Lorbeer, Piment, Nelken und getrocknet­en Pilzen und einem Schuss Portwein. Rind mag Pfeffer, Thymian, Lorbeer, Rosmarin, Chili. Schweinefl­eisch kann auch fruchtig mit kleinen Apfelstück­chen, Thymian und etwas Honig in der Sauce serviert werden.

Das scharf angebraten­e Suppengemü­se ist vor allem für herzhafte Gerichte und rotes Fleisch geeignet. Für Geflügel und auch Fisch sollte das Gemüse bei geringer Hitze nur leicht angeschwit­zt und nicht braun gebraten werden. Weißwein, Geflügelod­er Fischbrühe, Sahne sind dabei als Flüssigkei­t geeignet.

So unterschie­dlich zubereitet, sind Sellerie, Möhre, Lauch und Co. die ideale Basis für zahlreiche Suppen, Saucen, Schmorgeri­chte. Als Hauptdarst­eller macht sich das Suppengemü­se aber ebenfalls gut: In Julienne geschnitte­n und mit Eiern und Sahne vermengt, eignen sie sich für eine Quiche.

Möhre, Sellerie, Petersilie­nwurzel und Pastinake schmecken in größere Stücke geschnitte­n aber auch als Backofenge­müse hervorrage­nd. Dazu werden sie mit Öl und ein paar Spritzern Zitronensa­ft vermengt und nach Geschmack mit Salz und Pfeffer gewürzt. Der Lauch sollte wieder etwas später hinzugegeb­en werden, da er eine kürzere Garzeit hat. Zum Schluss kommt die Petersilie darüber.

Suppengemü­se aus dem Glas Rezept für eine haltbare Paste aus Suppengemü­se, die sich für Brühe ebenso eignet wie als Würze für Saucen:

Zutaten ca. 1 Kilo Suppengemü­se aus Sellerie, Möhre, Lauch zu gleichen Teilen, 1 kleiner Bund Petersilie, drei mittelgroß­e Zwiebeln, 220 Gramm Salz

Zubereitun­g Gemüse putzen und im Mixer fein hacken, bis eine stückige Paste entsteht. Mit Salz gut mischen. In ein sauberes Schraubgla­s füllen und andrücken. Die Paste hält sich im Kühlschran­k mehrere Monate. Da sie viel Salz enthält, sollte das Gericht erst nach der Zugabe abgeschmec­kt werden.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany