Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Erstklassige Küche in historischem Ambiente
Das Restaurant Ercklentz in Kempen ist Teil eines nahezu 300 Jahre alten Hauses im Zentrum. Zwei junge Köche haben es im November neu eröffnet.
Gut gelegen?
Mitten in der Stadt, also keine grüne Idylle, aber dennoch ein Ja als Antwort. Denn das Ercklentz liegt im Zentrum der kleinen Gemeinde Kempen, nicht weit von Krefeld und Mönchengladbach, bis Düsseldorf braucht es mit dem Auto (ohne Stau!) 40 Minuten. Kempen ist berühmt für seinen historischen Stadtkern – und das zurecht. Alte Bausubstanz wurde liebevoll gepflegt und restauriert, Neubauten hat man – jedenfalls in jüngster Zeit – behutsam an die historischen Bauten angepasst.
Außerdem strahlt dieses Ensemble sympathische Lebhaftigkeit und keinesfalls die künstliche Sterilität eines Baudenkmals aus. Mit anderen Worten: Kempens Altstadt ist ganz offensichtlich ein Wohnviertel mit einer guten Mischung aus Handel und Gastronomie. Legendär ist der Martinsabend vor dieser Kulisse. Wir waren jetzt erstmals dort, und wir sind gespannt, wie es im Frühling und im Sommer aussieht, denn wir werden wiederkommen. Ganz bestimmt.
Gut geschmeckt?
Wir bestellten als Vorspeise ein Lachstatar mit eingelegten Wurzeln und einer Blumenkohl-Panna-Cotta. Vor allem Letzteres hatte uns neugierig gemacht, denn das kannten wir nicht. Wer auch immer auf die Idee gekommen ist, diese Kombi auf den Teller zu zaubern – Glückwunsch! Geschmacklich und optisch ein Treffer. Und von großer Harmonie mit dem zerkleinerten Lachs und den fein gewürfelten hellen Rübchen.
Es folgte auf der Haut gebratener Lachs auf einem Kürbispüree mit süß-sauren Belugalinsen. Dass diese Linsen zu Fisch immer gut ankommen, hat sich herumgesprochen. Aber in der Kombi mit dem Kürbispüree erlebten wir ein buchstäblich gut aufgelegtes Trio. Eine Minute kürzer in der Pfanne hätte dem ansonsten tadellosen Lachs allerdings gut getan. Das jedoch ist
Geschmackssache, und der richtige Zeitpunkt ist selbst für geübte Köche schwer zu treffen. Denn allzu glasig darf er auch nicht sein.
Ein echtes Kontrastprogramm dagegen waren die Ochsenbäckchen auf einem Stampf aus Kartoffeln und Sellerie mit gebratenen Pilzen. Ziemlich untertrieben war die Bezeichnung „Bäckchen“für die ordentlichen Fleischstücke auf dem Teller – das war mehr eine Backe! Und sie war so, wie sie zu sein hat: Absolut zart und mit der Gabel teilbar, dazu eine tief dunkle Sauce, zu der man sich am Ende ein Stück Brot wünscht, um keinen Tropfen zu verschwenden. Fazit: köstlich, wie nur von einem Könner lange geschmortes Fleisch es sein kann.
Den Preis wert?
Wie immer ist diese Frage schwer zu beantworten. Was ist einem erstklassige Küche Wert? Im Ercklentz haben offenbar viele die Frage positiv beantwortet – wir wollten zu den Feiertagen hin, und es war schwer, überhaupt noch einen Platz zu bekommen. Am Ende bekamen wir den letzten Tisch um 12 Uhr mittags. Und sahen, wie sich das Lokal langsam füllte. Eine beliebte Adresse also.
Zu den Preisen: Das Lachs-Tatar steht mit 13,80 Euro auf der Karte, die Köstlichkeit vom Ochsenkopf mit 21,90, und der Lachs wurde mit 19,80 Euro berechnet. Ach ja – für viele auch wichtig: Die Portionen sind reichlich bemessen, das Ercklentz ist wirklich nix für den kleinen Hunger!
Überraschend?
Zwei Dinge haben uns verblüfft. Erstens: die beiden jungen Eigner, die Köche Matthias Ebbinghaus und Mario Scarpelli, sind beide gerade mal 23 Jahre alt. Zweite Überraschung: Beim Brot war man sparsam – zwei Personen, zwei Scheiben. Das finden wir ein bisschen – nun ja: altbacken. Zumal wenn es so gut schmeckt: Das frisch-krosse Backwerk und der dazu gereichte Kräuterquark waren köstlich.
Gut bedient?
Unbedingt! Freundlich, zurückhaltend, kompetent, humorvoll – so, wie es sein soll.
Fazit Unser Gruß an die Küche mit erhobenem Daumen und viel Respekt für die junge Crew in dem uralten Gemäuer.
Info Judenstraße 8, 47906 Kempen, reservierung@restaurant-ercklentz.de; Tel. 02152 9946028; Di-So 11.30-14.30, 17.30-23.30 Uhr (Küche bis 21.30 Uhr)