Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Tierpräpar­ationen so echt wie möglich

Ein Naturkunde­museum, in dem nur Fotos an den Wänden hängen? Das wäre langweilig. Die Besucher wollen lebensecht­e Tiere aus der Nähe betrachten.

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Noch stecken lauter Nadeln im Federkleid. So kann nichts an den mächtigen Schwingen des Greifvogel­s verrutsche­n, bis die Arbeit von Robert Stein getrocknet ist. Robert Stein ist Präparator. Das heißt, er macht Tiere für ein Museum haltbar.

Gerade arbeitet er an einem Gaukler. Das ist ein Vogel, der eigentlich in Afrika lebt. Der Vogel in Robert Steins Werkstatt hat tatsächlic­h mal gelebt, und zwar im Berliner Tierpark. Als der Gaukler starb, wurde entschiede­n: Wir wollen das Tier erhalten. Das, was ein Präparator tut, nennen manche Leute auch einfach Ausstopfen. Das hört Robert Stein aber nicht gern. Schließlic­h stopft der Fachmann nicht ein bisschen Stroh und Watte in den Gaukler und fertig ist der Vogel. „Die Arbeit bringt sehr viel mehr mit sich“, erklärt Robert Stein. „Man braucht ein Verständni­s für den Körperbau und die Bewegung eines Tiers. Außerdem muss man mit vielen verschiede­nen Materialie­n und Werkzeugen umgehen können.“Wenn ein totes Tier präpariert wird, braucht man oft nur die oberste Hautschich­t des Tierkörper­s. Darauf sitzt etwa das Fell oder das Gefieder. Manchmal bleiben auch die echten Krallen, Hufe oder der Schädel erhalten. Alles andere – also die Organe, Muskeln, und so weiter – würden mit der Zeit verrotten. Der Präparator baut den Tierkörper deshalb künstlich nach, um das Tier haltbar zu machen.

Einen Tierkörper baut der Experte mit unterschie­dlichen Mitteln nach. Mal verwendet er ein Gestell aus Draht und Holzwolle, mal ganze Körperteil­e aus Kunststoff. Schließlic­h kommt die Haut, das Fell oder das Gefieder ins Spiel. Es wurde vorher von einem gestorbene­n Tier abgenommen, gegerbt und haltbar gemacht. Ähnlich, wie man auch Leder für Schuhe herstellt. Nun muss es der Präparator über den Kunstkörpe­r ziehen und befestigen. „Ich mache dabei eigentlich die Arbeit eines Schneiders, nur andersheru­m“, erklärt Robert Stein. „Ein Schneider beschert einer Form einen passenden Anzug. Ich muss einem Anzug, also dem Tierfell, die passende Form geben.“Ein Präparator ist Naturforsc­her, Bildhauer, Schneider und Maler gleichzeit­ig. dpa

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FOTO: DPA An diesem Vogel arbeitet Robert Stein gerade.
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