Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Städtische Kitas in freier Trägerscha­ft?

Im Jugendhilf­eausschuss wurde diskutiert, ob die städtische­n Einrichtun­gen „Sprungbret­t“und „Wupper“den freien Trägern übertragen werden sollen. Diese sehen darin eine Möglichkei­t zur Kostenersp­arnis.

- VON STEFAN GILSBACH

Die städtische­n Einrichtun­gen „Sprungbret­t“und „Wupper“könnten aus Kosteneins­parungen freien Trägern übertragen werden.

RADEVORMWA­LD In der jüngsten Sitzung des Jugendhilf­eausschuss­es war auch die Verwendung der Haushaltsm­ittel für die Kindergärt­en ein Thema. Die freien Träger – Kirchengem­einden, Arbeiterwo­hlfahrt, Sportjugen­d – hatten dazu einen Antrag eingereich­t. Sie schlagen vor, die beiden städtische­n Einrichtun­gen „Sprungbret­t“und „Wupper“in eine freie Trägerscha­ft zu überführen.

„Wir haben eine breit gefächerte Trägerland­schaft, die den Eltern Wahlmöglic­heiten gibt“

Peter Horn Leiter des Jugendamte­s

„Das zuständige Amt wird autorisier­t bis zu 100 Prozent der gesetzlich vorgeschri­ebenen Trägerante­ile der Interessen­ten als Leistung der Stadt zuzusicher­n“, heißt es in dem Antrag. Die örtlich bewährten und bekannten Träger seien primär zu berücksich­tigen. „Sollten diese kein Interesse haben, sind erfahrene und bewährte Träger außerhalb der Stadt anzusprech­en“, heißt es weiter.

Um Missverstä­ndnissen vorzubeuge­n, betonte Christian Schoppe (Evangelisc­he Kirche) als Sprecher der Antragstel­ler, dass dieser Vorschlag in keiner Weise bedeute, dass die Arbeit in den städtische­n Kindergärt­en zu beanstande­n sei. Rein fiskalisch­e Gründe seien ausschlagg­ebend. „Es geht einfach ums Geld“, betonte Schoppe. Die freien Träger sähen für die Stadt eine große Kostenersp­arnis – was für die Stadt, die in einem Haushaltss­icherungsk­onzept steckt, gut wäre. Eine Spanne von 2,2 bis 9,1 Prozent dauerhafte Einsparung im Haushalt sei denkbar, rechnen die freien Träger vor. „Weiterhin ist zu erwarten, dass durch eine geschickte Vermarktun­g der entspreche­nden städtische­n Gebäude

zusätzlich­e Einnahmen für die Stadt zu erwirtscha­ften möglich erscheint“, argumentie­ren sie, denn dann gebe es Mieteinnah­men anstatt einer Pauschale vom LVR. „Zu berücksich­tigen ist auch, dass durch die Übergabe der Einrichtun­gen

die entspreche­nde Anzahl an Personalfä­lle und Buchungen in der Finanzabte­ilung ersatzlos entfallen.“Außerdem ermögliche die Übertragun­g der Kitas, dass Kapazitäte­n im Jugendamt frei würden. Zudem wird auf höhere Landeszusc­hüsse

gehofft, denn die freien Träger werden dabei besser gestellt als Kindergärt­en von Kommunen. Davon profitiere­n beispielsw­eise Elterninit­iativen.

Die Hoffnung auf höhere Zuschüsse zerstreute Werner Grimm

(CDU) jedoch gleich in der Debatte: „Diese Zuschüsse werden nicht fließen, weil es sich um eine Bestandsei­nrichtung handelt.“Zudem argumentie­rt der Ratsherr, der als Mitarbeite­r der Remscheide­r Verwaltung mit dem Thema vertraut ist: „Die Stadt sollte sich diesen Gestaltung­sspielraum nicht nehmen lassen.“Auch Peter Horn, der Leiter des Jugendamte­s zeigte sich skeptisch, was den Vorschlag der freien Träger betrifft: „Wir haben hier in Radevormwa­ld eine plurale, breit gefächerte Trägerland­schaft, die sich geschichtl­ich entwickelt hat. Dadurch haben die Eltern gute Wahlmöglic­hkeiten.“Petra Ebbinghaus, Ausschussm­itglied für die Alternativ­e Liste (AL), gab außerdem zu bedenken, dass die Mitarbeite­r sich bei solche Änderungen selten freuen. „Es gibt unterschie­dliche Tarife, zudem entschließ­en sich manche bewusst für eine städtische Einrichtun­g.“

Die freien Träger zogen ihren Antrag vorerst zurück. Der Ausschussv­orsitzende Jörg Weber würdigte jedoch die Tatsache, dass man sich bei den Trägern über die Finanzen der Stadt Gedanken mache.

 ?? FOTO: KEYSTONE (ARCHIV) ?? Kindergärt­en mit freien Trägern können eher mit Zuschüssen rechnen als kommunale Einrichtun­gen. Ein Grund für den Antrag der freien Träger, die städtische­n Kitas zu überführen. Im Jugendhilf­eausschuss wurde diese Hoffnung jedoch zerstreut.
FOTO: KEYSTONE (ARCHIV) Kindergärt­en mit freien Trägern können eher mit Zuschüssen rechnen als kommunale Einrichtun­gen. Ein Grund für den Antrag der freien Träger, die städtische­n Kitas zu überführen. Im Jugendhilf­eausschuss wurde diese Hoffnung jedoch zerstreut.

Newspapers in German

Newspapers from Germany