Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Sängerin Halsey im Spiegel

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Man kann die Platte auch wie ein Debüt anhören. Es ist zwar das dritte Album der erst 25-jährigen Halsey, aber jetzt wird es persönlich. Für die Vorgänger „Badlands“und „Hopeless Fountain Kingdom“– eine auf die Gegenwart gemünzte Romeo-und-Julia-Adaption – entwarf die Sängerin noch ganze Welten. „Manic“nun ist Häutung, Selbstbesp­iegelung von Ashley Frangipane, wie sie in Wirklichke­it heißt. „Standing now in the mirror that I built myself“– geht die Platte los. Den ersten Song hat sie denn gleich mal nach sich selbst benannt: „Ashley“. 16 Lieder sind auf „Manic“versammelt, darunter Zusammenar­beiten mit Alanis Morissette und Suga, einem Rapper der südkoreani­schen Boygroupd BTS. Und um es gleich zu sagen, es hätten auch fünf, sechs weniger getan. Unverzicht­bar ist die schöne Nach-dem-Kneipenbes­uch-Hymne „3am“. Es ist noch nicht wieder hell, und Halsey geht nachts um drei alle Nummern in ihrem Handy durch. Irgendwer wird schon noch Zeit haben.

Das Gewicht der Worte

Halsey mischt R&B, Rock und Breitwand-Pop, und sie ist eine der jungen Sängerinne­n, die sich nicht mehr viel reinreden lassen. Bei Instagram hat sie 18 Millionen Follower. Sie spricht offen über ihre bipolare Störung, Klinik-Aufenthalt­e. Sie braucht niemanden, dann wieder alle oder nur manche, singt Halsey in „Clementine“. Sie hat beschlosse­n, sich dafür nicht zu schämen.

Sie zerlegt Ex-Boyfriends wie zuletzt schon Selena Gomez, die auf ihrer neuen Platte noch einmal mit Justin Bieber Schluss machte. Auf „Manic“trifft es den Rapper G-Eazy, dem Halsey hinterherr­uft, dass er das Loch in sich, die Leere, nicht mit Drogen, Geld und Karren auffüllen können wird. „You should be sad.“Recht hat sie! Klas Libuda

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Hanser-Verlag, 575 S., 26 Euro
Pascal Mercier Hanser-Verlag, 575 S., 26 Euro
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