Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Bei Fortuna liegt das Problem im Kopf

Die Düsseldorf­er verspielen eine 1:0-Führung in Überzahl. Trainer Uwe Rösler fordert mehr Cleverness, Ruhe und Mut.

- VON PATRICK SCHERER

WOLFSBURG Lutz Pfannensti­el zuckte mit den Schultern. „Wenn ich das wüsste“, sagte er. Auch der Sportvorst­and von Bundesligi­st Fortuna Düsseldorf fand keine Antwort auf die Frage, warum sich eine Fußball-Mannschaft mit einem Mann mehr auf dem Platz plötzlich schwerer tut als zuvor. „Mit der Roten Karte wussten wir jedenfalls nichts anzufangen“, sagte Pfannensti­el. Und so reichte Fortuna eine 1:0-Führung in Kombinatio­n mit knapp einer Halbzeit in Überzahl nicht zum

Sieg. Die Düsseldorf­er mussten sich – wie in der Vorwoche gegen Frankfurt – mit einem 1:1 beim VfL Wolfsburg begnügen, obwohl sie das bessere Team waren.

Von den Hobbypsych­ologen auf Fortuna-Seite äußerte sich Kevin Stöger wohl am treffendst­en und ehrlichste­n zur Gemengelag­e nach der Tätlichkei­t des Wolfsburge­rs Marin Pongracic, die zur Elf-gegen-Zehn-Situation führte: „Wir dachten vielleicht, es geht ab da von alleine – ging es aber nicht.“Ganz so sah es dann auch auf dem Platz aus, denn nur zwei Minuten nach dem

Platzverwe­is glich der VfL durch Renato Steffen zum 1:1 aus. Die Szene war bezeichnen­d für Fortunas zweite Halbzeit, die bis auf die Schlusspha­se so gar nichts von dem mutigen, aggressive­n Auftreten im ersten Durchgang hatte: Rouwen Hennings vertändelt­e den Ball, Andre Hoffmann kam zu spät in den Zweikampf gegen Admir Mehmedi und Markus Suttner leistete sich einen kapitalen Stellungsf­ehler im Duell mit Steffen.

Alle Fortunen führten das ärgerliche Verpassen von zwei zusätzlich­en Punkten auf ein Kopfproble­m zurück. Mit einem Mann mehr und dem 1:0 im Rücken ließen es die Düsseldorf­er einfach ruhiger angehen. „Das ist genau falsch“, sagte Matthias Zimmermann, der beim 1:0 als Torschütze am Ende einer herrlichen Kombinatio­n über Alfredo Morales und Bernard Tekpetey stand. „In dieser Liga kannst du immer ein Gegentor bekommen.“

Trainer Uwe Rösler ergänzte: „Du musst dann genau den gleichen Mut zeigen, wie zu Beginn des Spiels, als wir nichts zu verlieren hatten. Die Mannschaft dachte dann vielleicht, dass sie etwas zu verlieren hätte.“

Womöglich ist das die beste Antwort auf die eingangs gestellte Frage nach dem Mythos Überzahl.

Rösler möchte nun in der ersten kompletten Trainingsw­oche als Coach der Fortuna vor allem an der Psyche arbeiten. „Die Spieler wissen, was ihnen fehlt: Es ist ein bisschen Cleverness, ein bisschen Ruhe, ein bisschen Mut“, sagte der 51-Jährige. „Das sind aber keine großen Sachen. Das kommt schon. Die Hauptvorau­ssetzung ist, dass wir unser Vorhaben, das wir uns im Training erarbeiten, auch im Spiel umsetzen. Und das klappt schon super.“

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