Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Weitere China-Rückkehrer in Quarantäne
Deutschland hat aus Wuhan wieder Staatsbürger zurückgeholt. In China steigt die Zahl der mit dem Coronavirus Infizierten weiter. Es gibt nun mehr Todesopfer als bei Sars.
PEKING (dpa/rtr) Rund 20 Deutsche sind aus der schwer vom Coronavirus betroffenen chinesischen Stadt Wuhan zurückgekehrt. Sie landeten am Sonntagmittag auf dem Flughafen Berlin-Tegel. Außenminister Heiko Maas (SPD) äußerte sich nach der Ankunft erleichtert über die Ausreise der Deutschen und ihrer Familienangehörigen.
Die Zahl der Todesopfer in China übersteigt mittlerweile die der Sars-Pandemie vor 17 Jahren. Mit 89 neuen Todesfällen durch die Lungenerkrankung, die Chinas Gesundheitsbehörde am Sonntag bestätigte, kletterte die Gesamtzahl der Opfer weltweit auf 813. An dem Schweren Akuten Atemwegssyndrom (Sars) waren 2002/2003 laut WHO 8096 Menschen erkrankt und weltweit 774 gestorben. Allein in Festland-China und Hongkong hatte es 648 Todesfälle geben.
Die 20 China-Rückkehrer kommen nun in einem Gebäude der Kliniken des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Berlin-Köpenick in Quarantäne. Sie sollen nach den derzeitigen Plänen 14 Tage in dem Krankenhaus bleiben und gegebenenfalls behandelt werden. Mit einem Ergebnis der Tests auf das Coronavirus werde am Montagmittag gerechnet. Vor gut einer Woche waren bereits rund 100 deutsche Staatsbürger und Familienangehörige
mit einer Maschine der Bundeswehr in Frankfurt am Main angekommen.
Eine britische Chartermaschine brachte die Rückkehrer aus Wuhan zunächst zu einem Militärflughafen in der Nähe von Oxford. „Das war ein Akt der europäischen Solidarität, der Mut macht für die Zukunft und eine enge Zusammenarbeit mit Großbritannien auch nach dem Brexit“, sagte Maas. Nach dem Zwischenstopp dort flog eine Bundeswehr-Maschine die Deutschen am Vormittag weiter in die Bundeshauptstadt.
In dem Flugzeug waren auch 17 Menschen aus anderen europäischen Ländern und deren Angehörige, hieß es aus dem Auswärtigen Amt. Sie würden nun unmittelbar mit Sonderflügen nach Luxemburg, in die Niederlande sowie nach Österreich und Rumänien weiterreisen.
In Berlin-Tegel sollten die Menschen laut Gesundheitsverwaltung von einem Amtsarzt in Empfang genommen werden. Er soll prüfen, ob bei Passagieren während des Fluges Symptome aufgetreten sind. Alle Passagiere würden auf das Coronavirus
getestet, hieß es. Mit einem Ergebnis wurde für Montagmittag gerechnet.
Die Zahl der bestätigten Infektionen durch das Virus stieg am Sonntag in China um weitere 2656 auf 37.198 Fälle. Außerhalb Chinas sind bislang mehr als 300 Infektionen bestätigt, davon 14 in Deutschland. Am Sonntag wurde der erste Fall auf Mallorca bekannt. Der Brite werde auf einer Isolierstation in Palma de Mallorca behandelt, seine Frau sowie seine zwei Töchter seien nicht infiziert, teilte das spanische Koordinationszentrum für Gesundheitswarnungen
und Notfälle mit. Der Mann habe sich Ende Januar in einem französischen Ski-Ort angesteckt. Die Behörden arbeiteten am Aufspüren aller Menschen, die in Spanien zuletzt mit ihm in Kontakt standen. Spaniens erster Coronavirus-Fall war ein deutscher Urlauber auf den Kanaren gewesen.
China plant für den Kampf gegen die Epidemie umgerechnet fast zehn Milliarden Euro ein. Auf allen Ebenen der Regierung zusammen seien dafür knapp 72 Milliarden Yuan (rund 9,4 Milliarden Euro) vorgesehen, teilte das Finanzministerium mit. Mit dem Geld solle unter anderem sichergestellt werden, dass sich alle Chinesen einen Virustest und eine Behandlung leisten könnten. Auch solle verhindert werden, dass finanzielle Engpässe den Einsatz zur Eindämmung von Corona in den einzelnen Regionen behinderten.
Die Provinz Hubei rund um die besonders betroffene Stadt Wuhan stellt den Unternehmen der Region Hilfen in Aussicht. Für Kleinunternehmen sollen Wasser- und Gaspreise sowie Miet- und Kreditkosten gesenkt werden. Bei kleinen bis mittelgroßen Firmen, die mit der Versorgung mit medizinischen Gütern betraut sind, werden demnach die Elektrizitätskosten zu 30 Prozent übernommen. Unternehmen, die von der Krankheitswelle stark betroffen seien, sollen Steuererleichterungen bekommen.
Rund 6200 medizinische Fachkräfte sind am Wochenende mit 47 Charterflügen nach Wuhan gebracht worden. Dies sei der vom Umfang her größte Transport medizinischen Personals seit Ausbruch der neuartigen Lungenerkrankung in China, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua.