Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Meer-Wert-Becher „läuft mittelmäßi­g gut“

Seit etwas mehr als einem halben Jahr gibt es die Aktion, die den Müllberg in Remscheid verkleiner­n soll.

- VON EIRIK SEDLMAIR

REMSCHEID Direkt neben der Kasse in der Bäckerei Evertzberg steht ein Pappschild, davor sind drei verschiede­ne Becher platziert: Zwei normale Kaffee-to-Go-Becher und ein orangefarb­ener Becher aus – auf den ersten Blick – gummiartig­en Material. Auf dem Pappschild steht: „Becher doch wie du willst!“. Was wie eine Aufforderu­ng klingt, einen über den Durst zu trinken, ist Teil einer Aktion, die seit einigen Monaten von mehreren Bäckern im Bergischen Land getragen wird: Es geht um den „Meer-Wert-Becher“. Im Juli 2019 wurde er eingeführt, 150 Standorte in Remscheid, Solingen und Wuppertal bieten ihn an. Das Ziel: Plastikmül­l reduzieren.

„Wir können niemanden zwingen“, sagt Oliver Platt, Geschäftsf­ührer bei der Bäckerei Evertzberg, „doch wir können unseren Kunden ein Angebot machen.“Das Angebot sieht folgenderm­aßen aus: Für einen Euro Pfand können die Kunden einen „Meer-Wert-Becher“für ihr Heißgeträn­k kaufen. Bei Rückgabe des Bechers bekommt man auch das Pfand zurück. Der Becher besteht aus einem Plastik, das auch bei höheren Temperatur­en geschmacks­neutral bleibt und mehrmals verwendet werden kann. Er ist spülmaschi­nenfest. Neben Evertzberg sind in Remscheid noch die Bäckereien Steinbrink und Beckmann daran beteiligt.

Die Becher sollen der Müllflut in den Städten Einhalt gebieten, Mülleimer gefüllt mit Wegwerfbec­hern sollen der Vergangenh­eit angehören. Wenn der Becher über zwei Monate täglich benutzt wird, hat er eine besserer Umweltbila­nz als die Einweg-Lösung.

„Es wird angenommen“, sagt Oliver Platt. Er würde nicht sagen, dass es perfekt laufe, aber „wir merken ein Umdenken bei den Kunden“. Genaue Zahlen darüber, wie viele „Meer-Wert-Becher“schon über die Theke gegangen sind, kann Platt nicht nennen. Doch der Trend zeige nach oben. „Das geht stufenweis­e“, sagt er.

Dabei findet Platt es auch wichtig, dass das System unabhängig von den einzelnen Bäckereien funktionie­re. Dass man also einen Becher zum Beispiel bei Steinbrink holen und ihn dann später Evertzberg wieder abgeben oder auffüllen kann.

„Es läuft nicht so gut, wie wir vielleicht gedacht haben“, sagt dagegen eine Verkäuferi­n in einer Remscheide­r Steinbrink-Filiale. Nicht sonderlich viele Becher würden den „MeerWert-Becher“benutzen, sondern eher auf die To-Go-Variante zurückgrei­fen.

Markus Schäfer von der Evertzberg-Filiale im Allee-Center sagt, „es läuft mittelmäßi­g gut“. Einige „Meer-Wert-Becher“gingen schon über den Tresen, aber längst nicht jeder Kunde würde einen nehmen. Schäfer sagt aber auch, dass die letzten Monate mehr verkauft wurden.

Oliver Platt glaubt, es werde über kurz oder lang sowieso darauf hinauslauf­en, dass nur noch Mehrwegbec­her benutzt werden, da der Gesetzgebe­r irgendwann eingreift. Bis dahin hofft Platt aber, dass möglichst viele „Meer-Wert-Becher“verkauft werden.

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FOTO: RÖSER Der Bergische Meer-Wert-Becher wurde im vergangene­n Sommer eingeführt. Die Nachfrage in Remscheid könnte noch großer sein.
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FOTO: MOLL Evertzberg-Geschäftsf­ührer Thomas Bischzur (r.) und Oliver Platt.

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