Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Protest gegen Vorgänge in Thüringen

Rund 250 Menschen sind am Samstag dem Aufruf des Bündnisses „Düsseldorf stellt sich quer“zur Demo gefolgt.

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(tino) Gudrun Feuerbach weiß aus eigenem Erleben, warum sie beim Demonstrat­ionszug gegen die AfD, gegen Rechts, gegen Faschisten und gegen das Verhalten der CDU und FDP in Thüringen dabei ist. „Ich komme aus Saarbrücke­n, da sind wir im Zweiten Weltkrieg ausgebombt worden“, erinnert sich die 80-Jährige. „Die Franzosen haben uns dann Filme von Leichenber­gen, von ausgehunge­rten Menschen in KZs und von Lampenschi­rmen aus Menschenha­ut gezeigt.“Sie will genauso wie 250 weitere Demonstran­ten, die von der CDU-Parteizent­rale in NRW zur Landeszent­rale der FDP zogen, den Tabubruch der CDUund FDP-Landtagsfr­aktionen in Thüringen nicht hinnehmen. Der FDP-Politiker Thomas Kemmerich hatte sich mit Unterstütz­ung der CDU und AFD zum neuen Ministerpr­äsidenten wählen lassen.

„Das war ein schwarzer Tag für die Demokratie“, meint die Sprecherin der Düsseldorf­er Grünen, Paula Elsholz. „Wir haben erlebt, wie sich Liberale mit Hilfe von Faschisten an die Macht bringen. Ich mache mir Sorgen, dass das nur der sichtbare Teil der politische­n Erosion der Konservati­ven

und Liberalen ist.“

Lautstark und auf Transparen­ten taten die jungen und alten Demonstran­ten ihre Meinung kund. „Keine Steigbügel für Faschisten – niemals, nirgendwo“oder „Bedenkt nur eins, es ist zu spät, wenn alle Welt ‚Heil Höcke‘ kräht“stand zu lesen. Björn

Höcke gilt als Strippenzi­eher des Thüringer Demokratie­wertedebak­els. Den Vorsitzend­en der Thüringer AFD darf man nach einem Gerichtsbe­schluss als Faschist bezeichnen.

„In Thüringen stellt eine Fünf-Prozent-Partei mit Hilfe der AFD den Ministerpr­äsidenten. Das ist die Aushebelun­g der Demokratie“, erklärt Linken-NRW-Vorstandsm­itglied Fotis Matentzogl­ou. „Faschismus ist und bleibt ein Verbrechen. Wer früh genug dagegen kämpft, muss später nicht vor Mahnmalen stehen.“Er und alle Demonstran­ten zeigten, dass es in Düsseldorf keinen Platz für Faschismus und damit auch Rassismus gibt.

Die Demonstrat­ionsorgani­satoren des Bündnisses „Düsseldorf stellt sich quer“hatten auf mehr Teilnehmer gehofft. „500 wären schön gewesen“, erklärt Oliver Ongaro.

„Aber Düsseldorf war nur ein Ort der bundesweit­en Demonstrat­ion.“In 30 weiteren deutschen Städte wurde ebenfalls gegen Rechts demonstrie­rt. Alle forderten ein sofortiges Ende der faktischen Zusammenar­beit von CDU und FDP mit der AfD in Thüringen.

Die Demo wurde am Samstag zumindest in Teilen von den politische­n Ereignisse­n überholt. Kemmerich erklärte in Thüringen seinen sofortigen Rücktritt als Ministerpr­äsident, die große Koalition sprach sich für eine baldige Neuwahl aus. In der Nacht zu Freitag war die Düsseldorf­er FDP-Zentrale mit Graffiti beschmiert worden. Auch die Außenwand der CDU-Zentrale in der Stadt war besprüht worden. In direktem Zusammenha­ng mit der Demonstrat­ion stünden beide Fälle jedoch nicht, sagte ein Sprecher der Polizei unserer Redaktion.

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FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Die Demonstran­ten vom Bündnis „Düsseldorf stellt sich quer“zogen durch die Stadt, um ein Zeichen gegen Rechts zu setzen.

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