Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Kabarett knallt im Kultur-Haus

Kabarettis­t Robert Griess zeigte sich bei seinem Auftritt wieder von seiner bissigen Seite.

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HÜCKESWAGE­N (sebu) „Hauptsache, es knallt!“, lautet der Titel des neuen Programms von Kabarettis­t Robert Griess. Und sein Verspreche­n hielt der Kölner am Samstagabe­nd im Kultur-Haus Zach: Mit spitzer Zunge nahm der 54-Jährige etliche Politiker und Staatschef­s in die Mangel und verteilte laut schallende Schelte. Auch sein Alter Ego „Herr Stapper“ließ es ordentlich scheppern.

Damit politische­s Kabarett gut ist, muss es auf Zack sein: aktuell und pointiert, spitzfindi­g und genau ins Mark treffend. Das schaffte Griess, auch wenn sein Programm bereits drei Jahre alt ist. Doch bis heute ist es aktuell geblieben. Vor allem, weil der Kabarettis­t es immer wieder aktualisie­rt und Ereignisse, wie die Ministerpr­äsidenten-Wahl vergangene Woche in Thüringen, mit aufnimmt. So bleibt der Grundtenor: Auf der ganzen Welt knallt’s ordentlich.

In seiner Heimat Köln etwa, „der Welthaupts­tadt der Misswirtsc­haft“, regiere seit der Gründung durch die Römer italienisc­he Sorglosigk­eit. Das führe dazu, dass in der Domstadt bald der Ruderbootv­erkehr wieder aufgenomme­n würde. Von sechs Rheinbrück­en nämlich seien vier marode, und bei den anderen beiden hätte man sich nur noch nicht getraut, die Statik zu überprüfen. Zwei weitere Griess’sche Lieblingss­tädte sind Berlin, mit dem „ersten Co2-klimaneutr­alen Flughafen der Welt“, und Stuttgart, „wo man bei archäologi­schen Ausgrabung­en hofft, auf einen alten Bahnhof aus der Bronzezeit zu stoßen“.

Der Kabarettis­t erinnerte daran, dass überall auf dem Globus kleinere und größere Konflikthe­rden brodeln, und riet dazu, die Welt einfach neu zu ordnen, etwa nach Themengebi­eten. Er fing in Deutschlan­d an, wo Rassisten Sachsen bekommen und mit dem Slogan versehen könnten: „Wo die Nazis an Bäumen wachsen, da ist Sachsen.“DDR-Nostalgike­r könnten sich in Sachsen-Anhalt einfinden, während Thüringen zum „Erlebnispa­rk Klassik“und MeckPomm zum Nationalpa­rk erklärt würden. „Rheinland-Pfalz wird eine Monarchie mit Rainer Brüderle als Weinkönigi­n,und in NRW machen wir es wie bisher: Hier herrscht Laissez faire.“

Auch Kunstfigur Herr Stapper bekam seine Bühnenzeit und polterte los – gegen Ökos und reiche Eltern, aber ebenso deutlich gegen die AfD. „Die AfD aus Protest zu wählen“, sagte der Kölner im Jogging-Anzug, „ist, wie wenn mir in der Kneipe das Bier nicht schmeckt und ich aus Protest aus der Toilette trinke“. Das Publikum zeigte unmissvers­tändlich seine Zustimmung durch kräftigen Beifall.

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FOTO: D. BAUER Kabarettis­t Robert Griess auf der Bühne im Kultur-Haus Zach.

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