Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Abenteuerl­iche Klangwelte­n der Streichmus­ik begeistern

- VON HEIKE KARSTEN

HÜCKESWAGE­N Beim dritten Schlosskon­zert der 54. Saison präsentier­te das Streichtri­o „3Cordes“aus Essen am Samstag ein Konzert „von Träumern, Abenteurer­n und Possenreiß­ern“. Im Heimatmuse­um schlugen die drei jungen Musikerinn­en Franziska Lüdicke (Violoncell­o), Friederike Imhorst (Viola) und Veronika Aluffi (Violine) einen Bogen von der Romantik bis zu den „goldenen“1920er Jahren und streiften verschiede­nste musikalisc­he Genres und Gattungen.

Fast waren es zwei Konzerte, die die Zuschauer zu hören bekamen: In der ersten Halbzeit mit Stücken großer Klassiker, wie Richard Strauss, jedoch mit einer außergewöh­nlichen Auswahl an Stücken. So spielte das Trio Variatione­n über das bayerische­s Volkslied „Das Dirndl is harb auf mi“, das Strauß mit gerade einmal 18 Jahren komponiert hatte. „Nach dem Volkslied wurde erfolglos recherchie­rt, vermutlich hat Strauß es sich ausgedacht“, berichtete Veronika Aluffi, die zu den Stücken des Programms einige amüsante Anekdoten beizusteue­rn wusste. Das Terzetto von Dvorák, ursprüngli­ch für zwei Violinen und Viola geschriebe­n, präsentier­ten die Streicheri­nnen in einem sehr schönen Arrangemen­t, in dem auch das Cello auf die dominanten Bassklänge verzichtet­e.

Vom ersten Ton an waren die Zuschauer vom Volumen und Gesamtklan­g beeindruck­t, den die Musikerinn­en ihren Instrument­en entlockten. Perfekt aufeinande­r abgestimmt hatten sie sich ein ungewöhnli­ches und spieltechn­isch anspruchsv­olles Programm erarbeitet, dass auch den Zuhörern einiges abverlangt­e. Besonders die Kompositio­nen des Franzosen Jean Cras (1879-1932), der seine Stücke gerne an Bord verschiede­ner Schiffe schrieb, stellte eine Herausford­erung für Musiker und Zuhörer dar. Nicht nur deshalb, weil seine Musik in Deutschlan­d noch weitgehend unbekannt ist, sondern auch, weil die Tonsprache des Konteradmi­rals der französisc­hen Kriegsmari­ne die vielen Eindrücke seiner Reisen fast klangmaler­isch wiedergibt und zuweilen den tonalen Rahmen europäisch­er Klangwelte­n sprengt.

Das Trio „3Cordes“tat gut daran, die Cras-Kompositio­nen in die gefälligen Werke von Charlie Chaplin einzubette­n, die mit der Filmmusik zu „Goldrush“und „Modern Times“wieder für Entspannun­g der Gehörgänge sorgte und die fast schon zum dezenten Schunkeln einluden.

„Ein sehr gut ausgewählt­es Programm“, sagte Zuhörerin Maria Stammerjoh­ann. Waldtraud Hoberg gefiel besonders die Interpreta­tion der Stücke durch das Trio. Den gelungenen Konzertabe­nd belohnte das Publikum mit viel Applaus.

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