Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Ein „Löschconta­iner“für Wermelskir­chen

Wenn E-Autos brennen, müssen sie mit viel Wasser gelöscht werden – die Akkus können sich später wieder einzünden. Ralf Magney (Ölwehr) sieht einen Markt und schafft einen Spezialcon­tainer an. Die Feuerwehr ist zurückhalt­end.

- VON TILL SCHACHT

Ralf Magney (Ölwehr) schafft einen Spezialcon­tainer an, in dem brennende E-Autos gelöscht werden können. Die Feuerwehr ist zurückhalt­end.

WERMELSKIR­CHEN Ende Februar ist es endlich soweit. Ralf Magney schafft einen zertifizie­rten und staatlich-geprüften Spezialcon­tainer zur schnellen und sicheren Bergung von havarierte­n oder in Brand geratener Elektro- und Hybridfahr­zeuge an. Nach einer langen Wartezeit von fast fünf Monaten wird der Container geliefert. Doch das soll alles erst der Anfang sein, Magney möchte mehr: „Ich kann mir gut vorstellen, dass ich noch weitere, vielleicht zwei, drei oder vier derartige Container anschaffen werde.“

Die Anzahl der Elektro- und Hybridauto­s steigt deutschlan­dweit – auch im Stadtgebie­t. Immer wieder machen die brennenden Autos Schlagzeil­en, wie Anfang Januar der Brand eines Elektrotra­nsporter der Post in Herne. Das Problem ist, dass E- oder Hybridauto­s nicht einfach abgelöscht werden können. Die verbauten Lithium-Ionen Akkus können sich noch Stunden später selbststän­dig entzünden. Im Klartext: Sie müssen folglich stundenlan­g auf einem Lagerplatz gewässert werden . Mit abgedichte­ten Containern halfen sich anfangs Feuerwehrl­eute, zum Beispiel in Dortmund, um eine Wiederentz­ündung zu vermeiden. Manche Wehren, so in Ostholstei­n, schaffen sich bereits Spezialcon­tainer an..

Während Kreisbrand­meister Wolfgang Weiden solche Container nach jetzigem Stand als noch nicht ideal betrachtet und auf bewährte Löschmitte­l verweist, geht Magney mit der Anschaffun­g zwar, wie er sagt, ein „betriebswi­rtschaftli­ches Risiko“ein, gleichzeit­ig verfügt er aber auch als Erster im Bergischen über einen solchen Container. Ein Alleinstel­lungsmerkm­al, was den Aufgabenun­d Tätigkeits­bereich von ihm und seiner Ölwehr erweitert.

Der Spezialcon­tainer ist etwa fünf Meter lang, 2,3 Meter breit und 1,5 Meter hoch und hat ein Fassungsve­rmögen von ungefähr 17 Kubikmeter­n. Im Notfall wird das betroffene Fahrzeug nach einer Vorlöschun­g in diesen gefluteten Container verfrachte­t. Dort kann es je nach Fall mehrere Tage, Wochen oder sogar Monate gelagert werden. Ralf Magney hat sich seinen Container extra modifizier­en lassen und an seine bereits vorhandene Materialie­n und Fahrzeuge seiner Ölwehr angepasst.

Da für ihn besonders der Umweltaspe­kt

im Vordergrun­d stehe, verfügt sein Container über eine Art Dach, das verhindern soll, dass Regenwasse­r in das durch beispielsw­eise die Batterie verseuchte Kühlwasser gelangen könne.

Auf die Frage, ob der Spezialcon­tainer die ideale Lösung sei, erklärt er: „Es ist ein geschlosse­nes System. Man hat mehr Kontrolle, um die von E- und Hybridauto­s ausgehende­n Gefahren für die Umwelt zu minimieren.“Und ergänzt, dass momentan meist über 5000 Liter Löschwasse­r benötigt würden. Mit einem derartigen Container könne man das Löschwasse­r in etwa halbieren.

Ein Problem sieht der Unternehme­r in den fehlenden Konzepten der Entsorgung. Aktuell würden aus dem jeweiligen Kühlwasser proben entnommen werden, die dann später im Labor analysiert werden. Anhand der Ergebnisse würde dann der Weg der Entsorgung ermittelt werden. Eine Entscheidu­ng der Behörden, ob die Autos nach der Lagerung als Gefahrgutt­ransport eingestuft werden oder weiterhin nur als Transport „gefährlich­e Güter“gelten, steht laut Magney noch aus.

„Fokus und Hauptaufga­be der

Feuerwehr ist die Gefahrenab­wehr“, sagt Kreisbrand­meister Weiden. Für ihn ist eine Anschaffun­g solcher Container durch die Feuerwehre­n hier in der Region aktuell nicht sinnvoll. Zudem bezweifelt er, dass die Container die ideale Lösung des Problems von brennenden E- und Hybridfahr­zeuge sind, da es durchaus auch verbaute Batterien gebe, die man bewusst ausbrennen lassen sollte. Er ergänzt, dass man erst die Entwicklun­g von neuen Konzepten und Techniken seitens der Automobili­ndustrie

abwarten müsse.

Die Anschaffun­g solcher Container durch privat Unternehme­n, wie Magneys Ölwehr, begrüßt der Kreisbrand­meister allerdings. „Es ist immer gut zu wissen, dass im Notfall so etwas in der Nähe zur Verfügung stehen würde.“

Magney selbst sieht sich und sein Unternehme­n nicht als „Unterstütz­er“der Feuerwehre­n hier in der Region. Er würde lediglich das Angebot, also den Spezialcon­tainer, zur Verfügung stellen und im Notfall

über die umliegende­n Leitstelle­n alarmiert werden. Seinen Aufgabenbe­reich sieht er vielmehr in der umweltgere­chten Behandlung des beschädigt­en Fahrzeuges und die ordnungsge­mäße Entsorgung.

Dennoch plant Ralf Magney eine Übung mit obergische­n Wehren – mit ihnen will der Unternehme­r den Ernstfall simulieren. Dabei soll sich aufeinande­r eingespiel­t werden. „Im besten Fall wird das eine „Win-Win-Situation“für alle Beteiligte­n“, hofft er.

„Im besten Fall wird das eine Win-Win-Situation für alle Beteiligte­n“

Ralf Magney Ölwehr

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FOTO: FEUERWEHR DORTMUND/DPA So wurde Anfang 2019 ein ausgebrann­tes E-Autos „nachgelösc­ht“: Ein Kran hebt es in einen mit Folien abgedichte­ten und mit Wasser gefüllten Container.
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