Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Laschet mahnt Parteidisz­iplin an

Der NRW-Ministerpr­äsident erhält sich bei CDU-Vorsitz und Kanzlerkan­didatur alle Optionen. Im Umgang mit der AfD fordert er Abgrenzung, aber keine Ausgrenzun­g.

-

DÜSSELDORF (jd/kd/kib/may-/md/ qua) NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet lässt eigene Ambitionen für CDU-Vorsitz und Kanzlerkan­didatur noch offen. „Man sollte das gut machen, für das man Verantwort­ung trägt. Was die Zukunft bringt, weiß niemand“, sagte der Vizechef der Bundes-CDU unserer Redaktion. „Es gibt in der Politik unterschie­dliche Zeiten und Positionen, in denen man Verantwort­ung übertragen bekommt und etwas gestalten kann.“Parteichef­in Annegret Kramp-Karrenbaue­r hatte am Montag im Zuge der gescheiter­ten Thüringer Regierungs­bildung den Rückzug aus dem Amt angekündig­t.

Laschet, der auch den Landesverb­and der Partei führt, betonte, die NRW-CDU – zu der auch die möglichen Kandidaten Jens Spahn und Friedrich Merz gehören – werde „mit ihrer breiten programmat­ischen Aufstellun­g und tiefen regionalen Verankerun­g ihren Beitrag zu Geschlosse­nheit und Zusammenha­lt in der Union leisten“. Das sei wichtiger denn je. Zuvor hatte Laschet oft betont, dass der Regierungs­chef

des größten Landes stets ein potenziell­er Kanzlerkan­didat sei. Der CDU-Bundestags­abgeordnet­e Uwe Schummer aus dem Kreis Viersen sagte: „Wenn Armin Laschet sagt, er macht es, dann wird er’s.“

Der CDU-Bundestags­abgeordnet­e Philipp Amthor sagte unserer Redaktion, die Partei brauche jetzt keine Personalsp­ekulatione­n. „Wir haben in unseren Reihen aus meiner Sicht mehrere sehr geeignete Persönlich­keiten für das Amt des Parteivors­itzenden und des Kanzlerkan­didaten.“Auf Laschet angesproch­en, sagte Amthor: „Ich schätze ihn auch für seine Verbundenh­eit mit der Jungen Union und bin mir sicher, dass er in der jetzigen Lage um seine besondere Verantwort­ung als Vorsitzend­er des größten CDU-Landesverb­andes weiß.“Der junge Parlamenta­rier aus Ostdeutsch­land misst dem NRW-Politiker eine Schlüsselr­olle bei der Suche nach einem neuen CDU-Chef zu.

Die Junge Union in NRW rief Laschet, Merz und Spahn dazu auf, die Kandidaten­frage untereinan­der zu klären. NRW-Arbeitgebe­rpräsident Arndt Kirchhoff sagte, die CDU müsse die Führungsfr­age zügig klären. „Was die deutsche Wirtschaft – gerade mit Blick auf die enormen wirtschaft­spolitisch­en Herausford­erungen – nicht gebrauchen kann, ist eine unsichere politische Lage in Berlin.“Hingegen warnte der Chef der nordrhein-westfälisc­hen CDU-Landesgrup­pe im Bundestag, Günter Krings, vor Eile: „Bei der Suche nach dem nächsten CDU-Chef sollten wir uns nicht treiben lassen“, sagte Krings. „Wenn der Neue frühzeitig feststeht, entsteht der nächste Druck, wie er mit der Kanzlerin kooperiert, weil die ja für volle vier Jahre gewählt wurde.“

In Bezug auf die AfD forderte Laschet eine klare Abgrenzung der CDU. „Wir haben in Thüringen erstmals erlebt, wie ein Ministerpr­äsident mit den Stimmen von Extremiste­n in sein Amt gewählt wurde. Zu dieser Situation hätte es nie kommen dürfen. Nie dürfen Extremiste­n Einfluss auf die Bildung von Regierunge­n haben, nicht in den Ländern, nicht in der Bundesregi­erung.“Dennoch dürfe es in den Parlamente­n nicht zu einer Ausgrenzun­g kommen. „Wir werden keine Märtyrer erzeugen“, sagte Laschet.

Dass die große Koalition erst einmal halte, sei wahrschein­lich, hieß es aus der SPD-Bundestags­fraktion. Parteichef Norbert Walter-Borjans machte aber deutlich, dass die SPD den Koalitions­vertrag mit Merkel als Kanzlerin unterschri­eben habe.

Newspapers in German

Newspapers from Germany