Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
China schönt Coronavirus-Statistik
Die Zahl der Infektionen liegt mutmaßlich viel höher als bisher gedacht.
PEKING/GENF (jaco/dpa) China führt nachweislich mit dem neuen Coronavirus infizierte Personen, die aber keine Symptome zeigen, nicht mehr in seiner Statistik. Das ging am Dienstag aus neuen Bestimmungen zur Vorbeugung und Kontrolle der nationalen Gesundheitskommission in Peking hervor, die schon am vergangenen Freitag erlassen wurden. Erst wenn Krankheitssymptome aufträten, werde die Person als infiziert geführt, heißt es darin. Wie viele Infektionen damit gar nicht erst erfasst werden, ist unklar. Generell dürfte die Dunkelziffer nichtregistrierter Fälle immens sein. Die Zahl der Infektionen liegt den Angaben aus China zufolge bei rund 43.100. Mindestens 1018 Menschen starben an dem Erreger.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte zuletzt betont, dass rund 80 Prozent der Infektionen einen milden Verlauf nähmen. Einen Grund, warum die Statistik geändert wurde, nannte die Pekinger Kommission nicht. Seit Ende vergangener Woche wächst die täglich verkündete Zahl der neu nachgewiesenen Ansteckungen mit der Lungenkrankheit nicht mehr so stark wie zuvor. In welchem Ausmaß die neue Art, die Zahlen zu erfassen und zu berichten, dahintersteckt, war zunächst unklar. Die neue Definition widerspricht den Vorgaben der WHO, die als Infizierten jemanden betrachtet, bei dem eine Infektion durch ein Labor bestätigt wurde – „ungeachtet klinischer Zeichen oder Symptome“. Mit dem Coronavirus infizierte Personen können in der Inkubationszeit selbst ansteckend sein. Experten gehen von bis zu 14 Tagen aus.
Unteressen gibt es in Bayern zwei neue bestätigte Coronavirus-Fälle. Damit ist ihre Zahl in Deutschland auf 16 gestiegen. Die zwei Neuerkrankungen stehen im Zusammenhang mit dem Automobilzulieferer Webasto aus Stockdorf bei München, bei dem vor einigen Wochen ein erster Mitarbeiter positiv auf die neuartige Lungenkrankheit getestet worden war. Das berichtete das bayerische Gesundheitsministerium. Webasto hatten den Stammsitz am 29. Januar vorsorglich geschlossen, nachdem das Virus bei einem Mitarbeiter festgestellt worden war.