Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Punktsieg für ein klassisches Baugebiet
Im Ausschuss für Stadtentwicklung setzten sich die Vertreter von CDU, UWG und FDP mit ihrem Konzept für die Gestaltung von Karthausen durch. Experimente mit neuen Wohnformen spielen dabei keine besondere Rolle.
In Karthausen entsteht ein klassisches Wohngebiet. Die Mehrheit im Fachausschuss lehnt Experimente mit neuen Wohnformen ab.
RADEVORMWALD Im Ausschuss für Stadtentwicklung ist am Montag eine erste Entscheidung über die künftige Gestaltung des Baugebietes Karthausen gefallen. Eine Mehrheit der Ausschussmitglieder stimmte für eine Variante des Planungsbüros Loth aus Siegen. Diese Variante (Nr. 2b) wird von der CDU, der UWG, der FDP sowie der RUA favorisiert.
„Wer will denn in eine Wohnung mit 45 Quadratmetern ziehen?“
Rolf Schäfer CDU
Drei andere Fraktionen – SPD, Bündnis 90/Grüne und Alternative Liste (AL) – setzen sich dagegen für die Planungsvorschläge der Städteplanerin Prof. Christl Drey ein. Während der erstgenannte Entwurf eher ein klassisches Wohngebiet mit Eigenheimen anstrebt, schlägt Christl Drey eine Mischung verschiedener Wohnformen in Gestalt von „Weilern“vor. Auch eine große Grünfläche ist dabei vorgesehen, was nicht zuletzt der Fraktion der Grünen wichtig ist. Ein wichtiger Aspekt ist für diese drei Fraktionen der drohende Mangel an Sozialwohnungen in der Stadt. Ein neues Wohngebiet nur für eine wohlhabende Klientel lehnen sie ab.
Wie schon bei der Debatte über die Beigeordnetenwahl hat die SPD Radevormwald ein Youtube-Video online gestellt. Darin sind Drohnenaufnahmen der Fläche Karthausen zu sehen sowie Interviews mit den Fraktionsvorsitzenden der genannten drei Fraktionen, mit Christl Drey und mit Bürgermeister Johannes Mans. Der Stadtchef äußert sich dabei positiv zu den Bestrebungen, das Baugebiet unter den Gesichtspunkten des sozialen Wohnungsbaus und einer Mischung der Wohnformen
zu gestalten.
Trotz dieser Publizität setzten sich die Vertreter von SPD, Grünen und AL im Ausschuss nicht durch. „Es wäre fatal, mit der Planung wieder neu anzufangen“, argumentierte Armin Barg für die UWG. Die Planvariante des Büros Loth sehe durchaus ein Mischkonzept vor, das verschiedene Möglichkeiten eröffne. CDU-Vertreter Rolf Schäfer drückte seine Sorge aus, dass die Diskussion über die verschiedenen Wohnformen Bauwillige verunsichern könne, so dass dies sich in anderen Kommunen nach einem Grundstück umschauten. Schäfer zweifelt daran, dass es für andere Wohnformen als Häuser einen Bedarf gebe: „Wer will denn in eine Wohnung mit 45 Quadratmetern ziehen?“„Zum Beispiel Singles und Alleinerziehende, die nicht so viel Geld haben“, antwortete Arnold Müller (SPD). Der Vorwurf Müllers, die CDU wolle offenbar keine Sozialwohnung in der Stadt, löste verärgerte
Reaktionen auf der anderen Seite aus.
Rolf Ebbinghaus (Alternative Liste) kritisierte die geplante „monotone Bebauung“, die nicht tragfähig sei. „Unserer Variante würde die Landschaft wieder zurück in das Konzept holen“, erklärt er. Die Bürger sollten sich über die Vorschläge von Christl Drey ein Bild machen können. Die AL hatte mit SPD und Grünen die Verwaltung gebeten, eine entsprechende Bürgerinformation zu veranstalten.
Vergleichsweise viele Zuhörer waren wegen des Themas Karthausen in den Ausschuss gekommen. Nimmt man den Applaus aus den Reihen der Besucher als Maßstab, so schien der Wunsch nach klassischen Eigenheimen zu überwiegen.
Der Ausschuss hat nun eine Empfehlung gegeben, die Entscheidung wird in der Ratssitzung am Dienstag, 18. Februar, fallen. Die Sitzung beginnt um 16 Uhr im Großen Saal des Bürgerhauses.