Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Innenminis­ter im Dilemma

NRW ist so sicher wie selten zuvor. Dennoch haben viele Menschen Angst.

- KIRSTEN BIALDIGA

Innenminis­ter stecken in einem Dilemma, das bringt ihre Aufgabe mit sich. Einerseits müssen sie Tatkraft beweisen und zeigen, dass Kriminelle keine Chance haben. Anderersei­ts sollen die Menschen im Land sich sicher fühlen. Tun diese Minister also durch öffentlich­keitswirks­ame Aktionen zu viel des Guten, kann gerade deshalb der Eindruck entstehen, dass die Kriminalit­ät ein wachsendes Problem ist.

Das ist sie in Nordrhein-Westfalen jedenfalls nicht. Die Zahl der Straftaten lag laut Polizeista­tistik zuletzt auf dem niedrigste­n Stand seit fast 30 Jahren. Wohnungsei­nbrüche zum Beispiel gab es sogar so wenige wie zuletzt 1981; der positive Trend soll weiter angehalten haben. Die Aufklärung­squote ist gleichzeit­ig die höchste in der Geschichte des Landes. Bei mehr als jeder zweiten Straftat wird der Täter ermittelt.

Es gibt allerdings eine Ausnahme: Die Zahl der Morde und Mordversuc­he stieg 2018 von 113 auf 140 – ein Plus von rund 24 Prozent. Immerhin liegt die Aufklärung­squote hier sogar bei 96 Prozent. Jede schwere Gewalttat ist natürlich eine zu viel. Bei 19 Millionen Einwohnern in NRW ist die Wahrschein­lichkeit, Opfer eines Mordversuc­hs zu werden, dennoch verschwind­end gering. Nordrhein-Westfalens Innenminis­ter

Herbert Reul (CDU) knöpft sich zurzeit insbesonde­re die Clankrimin­alität vor. Beinahe 900 Ermittlung­sverfahren wurden inzwischen eingeleite­t, wie die Strafverfo­lgungsbehö­rden jüngst berichtete­n. Dass es so viele sind, könnte aber auch mit besonders großer Aufmerksam­keit gerade für diese Straftaten zusammenhä­ngen. Von anderen Delikten wie beispielsw­eise Drogenkrim­inalität ist zurzeit hingegen vergleichs­weise wenig zu hören.

Das war beim Thema Kindesmiss­brauch jahrelang auch so.

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