Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
„Robben muss man in Ruhe lassen“
Im Rhein bei Krefeld wurde eine Robbe gesichtet. Wie kann das Tier hier überleben?
DÜSSELDORF Ulrike Meinfelder ist Tierärztin und stellvertretende Leiterin der Seehundstation Friedrichskoog an der Westküste von Schleswig-Holstein. Sie erklärt, wie eine Robbe im Rhein zurechtkommt.
Wie oft schwimmen Robben vom Salzwasser der Nordsee ins weit entfernte Süßwasser des Rheins? ULRIKE MEINFELDER Dass Robben auch im Süßwasser leben, kommt schon mal vor. Sie fühlen sich in beiden Gewässern wohl. Gerne halten sich Robben zum Beispiel in Flussmündungen auf. Eine Strecke von mehr als 200 Kilometern ist zwar selten, aber nicht total ungewöhnlich.
Wovon ernährt sie sich im Rhein? MEINFELDER Wie auch in der Nordsee: von Fisch. Ob es ein Süß- oder Salzwasserfisch ist, ist der Robbe egal. Robben sind Nahrungsopportunisten, das bedeutet, sie fressen, was sie kriegen können.
Fühlt sich das Tier einsam? MEINFELDER Robben sind Einzelgänger. Sie halten für gewöhnlich immer Abstand zueinander, anders als etwa Seelöwen. Diese Tiere tummeln sich gerne zusammen. Das würden Robben nie machen. Bei ihnen sind das eher lose Verbände.
Nur wenn Gefahr droht, dann warnen sie sich gegenseitig.
Was wäre hier die größte Gefahr? MEINFELDER Schiffe oder kleinere Boote sind für Robben kein Problem – vorausgesetzt, sie sind gesund. Die Tiere haben gute Sinne. Anders sieht das bei schmutzigen Gewässern aus. Und natürlich: der Mensch. Wenn sich die Robbe gerade an Land ausruht und sich dauernd jemand nähert, sie fotografieren will oder womöglich noch versucht, sie anzufassen, dann bedeutet das großen Stress für sie.
Wird die Robbe im Rhein bleiben? MEINFELDER Erfahrungsgemäß schwimmen Robben immer irgendwann zurück. Ein gesundes Tier könnte für die Strecke sogar nur wenige Tage brauchen.