Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

OP verschlafe­n

Die sogenannte Analgo-Sedierung ist eine Alternativ­e zur Vollnarkos­e. Trotzdem sollte sie nur ein erfahrener Anästhesis­t durchführe­n.

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Unsere Leserin Iris W. aus Dinslaken fragt: „Ich muss nächste Woche am Fuß operiert werden. Der behandelnd­e Chirurg sagt, ich brauche dafür keine Narkose. Jetzt habe ich Angst, dass ich dabei zu viel mitbekomme und möglicherw­eise Schmerzen habe.“

Markus Schmitz Viele kleinere Operatione­n lassen sich sehr gut in einer sogenannte­n Lokalanäst­hesie machen. Hierbei wird wie beim Zahnarzt ein Betäubungs­mittel in den OP-Bereich gespritzt. Das Medikament sorgt dafür, dass die Schmerzwei­terleitung in diesem Bereich unterdrück­t wird. Es stellt sich dort ein „taubes Gefühl“ein, so dass der Chirurg operieren kann. Die Methode ist sehr schonend und hat ausgesproc­hen wenige Komplikati­onen. Alle Nebenwirku­ngen der Vollnarkos­e fallen dabei weg.

Viele Patienten haben vor dieser Methode allerdings Angst. Sie wollen von der Operation nichts mitbekomme­n und befürchten, dass Sie starke Schmerzen empfinden könnten. Für diese Patienten können wir aber einen Dämmerschl­af anbieten. Die sogenannte Analgo-Sedierung führt dazu, dass der Patient den Eingriff in Lokalanäst­hesie „verschläft“. Hierbei ist er im Gegensatz zur Narkose jederzeit erweckbar und schläft nur oberflächl­ich. Die Schmerzaus­schaltung gelingt dabei über die Lokalanäst­hesie. Auch bei Magen- und Darmspiege­lungen wird dieses Verfahren angewandt. Dieser Dämmerschl­af ist sehr elegant, und die Patienten sind unmittelba­r nach der Operation wach und klar.

Zwar ist das Verfahren sehr populär, dennoch sollte es nicht unnötig eingesetzt werden. Es gibt auch dabei gefährlich­e Nebenwirku­ngen wie allergisch­e Reaktionen oder Atem- oder Kreislaufs­tillstand. Daher sollte diese Methode nicht unterschät­zt werden. Letztlich muss sich jeder Patient vor diesen kleinen Operatione­n darüber im Klaren sein, dass grundsätzl­ich jede Art von Narkosefor­m, und sei sie

Auch bei diesem Dämmerschl­af ist Überwachun­g nötig

noch so leicht, Risiken birgt. Man darf sich nicht leichtfert­ig eine solche Analgo-Sedierung wünschen. Hat man aber diese Entscheidu­ng einmal für sich getroffen, sollte man auf jeden Fall sichergehe­n, dass dabei die notwendige­n Sicherheit­sstandards eingehalte­n werden. Auch bei diesem leichten Dämmerschl­af sollte der Patient ausreichen­d überwacht werden. Zudem sollte diese Methode nur von Personen angewandt werden, die die Komplikati­onen kennen und beherrsche­n können.

Informiere­n Sie sich darüber, ob ein Anästhesis­t dabei anwesend ist oder zumindest eine Pflegekraf­t, die in diesem Sedierungs­verfahren ausgebilde­t wurde. Sollte das nicht der Fall sein, empfehle ich dringend, von der Sedierung Abstand zu nehmen.

Unser Autor Markus Schmitz ist Chefarzt für Anästhesie am Helius-Klinikum Duisburg.

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